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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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irgend jemand legte ihm eine Bazooka in den Schoß. Was blieb, war ein Haufen Lasagne. Können Sie mir folgen, Julio?«
    »Haben Sie es auf mich abgesehen, großer Mann?«
    »Sie haben’s immer noch nicht kapiert. Sehen Sie, es ist fast wie in der Bibel. Irgendwann wird jemand anders Ihren Braten essen, und es kommt immer aus einer Richtung, aus der Sie es nicht erwarten. Vielleicht hält Ihnen ein Redneck-Cop seinen Fünfundvierziger hinters Ohr und jagt Ihnen ein Dumdum in den Kopf, das Ihnen das Gesicht wegreißt. Oder vielleicht schnallt man Sie im Red Hat House in Angola auf den Stuhl und grillt Ihr Gehirn zu Maisgrütze.«
    »Sie sollten Comic-Schreiber werden«, sagte er.
    »Aber vielleicht sitzen Sie auch einfach an Ihrem Swimmingpool, in völliger Sicherheit, mit Ihren Nutten und diesen trainierten Affen um Sie rum, und plötzlich geschieht was Unerwartetes.« Ich nahm seinen tropischen Cocktail voller Eis und Früchte und goß ihm den Inhalt des Glases in den Schoß.
    Er fuhr wie von der Tarantel gestochen aus seinem Stuhl auf und wischte sich das Eis von seinen cremefarbenen Hosen. Ein wilder, grimmiger Ausdruck lag auf seinem Gesicht, gleichzeitig aber auch ein ungläubiges Erstaunen. Der untersetzte, dunkelhäutige Mann, der ihm gegenübersaß, wollte sich erheben, aber Clete drückte ihn wieder auf seinen Stuhl.
    »Fang an, Paco, und wir bringen es zu Ende«, sagte er.
    Der Dunkelhäutige blieb sitzen und umklammerte die schmiedeeisernen Armlehnen seines Stuhls. Dabei starrte er Clete mit einem Gesicht an, das so platt und latent brutal wirkte wie eine Bratpfanne.
    »Verschwinden Sie!« rief Segura.
    »Das war nur die Kostprobe. Die Jungs von der Mordkommission sind einfallsreich«, sagte ich.
    »Sie sind Speichel auf der Straße«, antwortete er.
    »Wir haben eine ganze Wundertüte voller Geschenke für Sie,Julio. Aber am Ende werde ich Sie aufs Tomatenfeld zurückschicken«, sagte ich.
    »Ich hab ein paar Leute, die Ihnen jeden Tag ein Stück Fleisch vom Knochen schneiden können«, sagte Segura.
    »Das klingt nach Bedrohung eines Polizeibeamten«, sagte Clete.
    »Ich spiele euer Spiel nicht mit, maricón «, sagte Segura. »Ihr seid Amateure. Versager. Seht euch doch um. Wollt ihr immer noch andere Leute rumschubsen?«
    Es waren zwei Männer, die ihren kanariengelben Lincoln Continental unten an der Auffahrt geparkt hatten und jetzt über den Rasen auf uns zukamen. Die beiden sahen aus wie aufgestiegene halbseidene Kredithaie.
    »Der gute alte Whiplash Wineburger, wieder mal aus der Tiefe aufgetaucht«, sagte Clete.
    »Und ich dachte, er wäre wegen Geschworenenbestechung aus der Anwaltskammer ausgeschlossen worden«, sagte ich.
    »Das war sein Bruder. Whiplash ist zu glatt für solche Sachen«, erklärte Clete. »Er hat sich auf Versicherungsbetrug spezialisiert und darauf, seine eigenen Klienten übers Ohr zu hauen.«
    »Und wer ist die Ölkanne neben ihm?«
    »Das ist irgend so ein Mex-Abgeordneter, der schon seit Jahren hier rumläuft und seinen Arsch verhökert.«
    »Ich dachte, Sie hätten gute Beziehungen nach ganz oben«, sagte ich zu Segura. »Die Typen hier brauchen doch Bleigewichte in den Schuhen, wenn’s mal windig ist.«
    »Ma cago en la puta de tu madre«, erwiderte er.
    »Ihr beiden Hitzköppe habt zwei Minuten, um von hier zu verschwinden«, sagte der Anwalt. Er war schlank und sonnengebräunt wie ein alternder Tennisprofi und trug ein beiges Sportsakko, ein gelbes, am Hals offenes Hemd und eine braungetönte Brille.
    »Wir wollten grade gehen. Sieht so aus, als geht das Viertel hier unheimlich schnell vor die Hunde«, sagte Clete.
    »Ein guter Rat ganz nebenbei, Wineburger«, warf ich ein. »Sie sollten Ihre Kenntnisse der Steuergesetze auffrischen. Ich habe gehört, das Finanzamt ist dabei, Seguras Steuererklärung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.«
    »Tatsächlich? Sie haben einen guten Draht zum Weißen Haus, was?« antwortete er.
    »Hören Sie, unten im Regierungsgebäude weiß es bereits jeder. Ich würde sagen, Sie haben einfach Ihre Hausaufgaben nicht gemacht«, meinte ich.
    Wir gingen gemächlichen Schrittes zu unserem Wagen zurück, während Segura und sein Anwalt sich gegenseitig anstarrten.
    Wir nahmen die Straße am See entlang in Richtung auf den Pontchartrain Expressway. Die Palmen am Ufer bogen sich im Wind, und draußen auf dem See bildeten sich kleine, weiße Schaumkronen auf den Wellen. Ein paar Segelboote kreuzten hart am Wind.
    Cletus saß am Steuer.

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