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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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»Was meinst du, ob wir ihm ein paar Reißzwecke in den Kopf gedrückt haben?« fragte er nach einer Weile, ohne mich anzusehen.
    »Wir werden sehen.«
    »Die Bemerkung mit dem Finanzamt war wirklich großartig.«
    »Wolltest du mir nicht was erzählen, Clete?«
    »Soll das heißen, daß ich jetzt zur Beichte gehen muß oder so?«
    »Ich hab’s einfach nicht gerne, wenn ein Typ wie Segura versucht, meinen Partner aufs Kreuz zu legen.«
    »Also gut. Es war vor ungefähr drei Jahren. Meine Frau und ich hatten uns getrennt, und ich war schon seit sechs Wochen auf dem trockenen.«
    »Du hast das Mädchen laufenlassen?«
    »Sie war überhaupt nicht festgenommen. Sie war ’ne Informantin. Ich mochte sie ganz gern.«
    »Und das war der Grund, warum du dem Typ die Faust in den Magen gerammt hast?«
    »Und wenn schon. Ich bin auch nicht grade stolz darauf. Aber ich schwör dir, Dave, ich hab nie ’ne Nummer umsonst gekriegt, bloß weil ich ’ne Polizeimarke trage. Und ich stand auch noch nie auf der Liste.« Er warf mir von der Seite einen Blick aus seinem aufgedunsenen, narbenübersäten Gesicht zu.
    »Schon gut, ich glaube dir.«
    »Na also. Dann lädst du mich jetzt auf einen Kaffee und ein Beignet im Café du Monde ein.«
    Über dem Lake Pontchartrain braute sich ein Nachmittagsgewitter zusammen. Weit hinten am Horizont hatte sich der Himmel grün gefärbt, und überall auf dem See waren jetzt weiße Schaumkronen zu sehen. Die wenigen Segelboote, die noch draußen waren, kämpften sich durch die Gischt und die Wellen und strebten gegen den starken Wind ihren Liegeplätzen zu. Große, schwere Tropfen fielen, als wir auf den Expressway einbogen, und plötzlich prasselte es so laut auf Cletes Wagen herunter, daß es wie eine Batterie Preßlufthämmer klang.
    In der Stadt war alles durchgeweicht und triefnaß, als ich mich auf den Weg machte, um die Sozialarbeiterin, die Annie Ballard hieß, abzuholen. Sie wohnte in der Nähe des Audubon Parks. Die Straßenlaternen erleuchteten die nebelverhangenen Bäume entlang der Esplanade auf der St. Charles Avenue. Die ausgeschliffenen Straßenbahnschienen und die alte grüne Straßenbahn glänzten stumpf in dem feuchten Licht, und die verrauchten Neonschilder, die hellen, regennassen Fenster der Restaurants und des Drugstores an der Ecke sahen aus wie auf einem dieser Nachtbilder aus den vierziger Jahren. Dieser Teil von New Orleans schien sich nie zu verändern, und irgendwie hatte dieses Bewußtsein um die Vergangenheit an einem regnerischen Sommerabend auf mich eine beruhigende Wirkung, die meine Ängste ob meiner Vergangenheit und Sterblichkeit verscheuchte. Es war diese träumerische Stimmung, die mich unvorsichtig werden ließ, die mich den Wagen ignorieren ließ, der hinter mir parkte, und die mich auf ihr Haus zugehen ließ in der leichtsinnigen Annahme, daß nur Leute wie Julio Segura von unerwarteten Ereignissen überrascht werden könnten.

3
    Sie wohnte in einem alten, aus Backstein gebauten Reihenhaus, das mit den anderen Häusern durch eine gemeinsame Veranda und einen von Sträuchern überwucherten Vorgarten verbunden war. Hinter mir hörte ich Schritte. Ich drehte mich um und sah drei Männer, die sich über irgend etwas lustig machten und eine in eine Papiertüte gewickelte Weinflasche trugen, aber ich schenkte ihnen weiter keine Aufmerksamkeit, als ich sah, daß sie auf ein hellerleuchtetes Haus zugingen, in dem offenbar eine Party im Gange war.
    Sie lächelte, als sie mir die Tür öffnete. Sie trug ein blaues Kleid mit durchsichtigen Schultern, und ihre blonden Locken schoben sich unter einem breiten Strohhut hervor. Sie sah sehr hübsch aus mit dem Licht hinter ihr, und mir war es völlig egal, ob wir es bis zum Rennplatz schafften oder nicht. Dann sah ich plötzlich, wie sie an meinem Kopf vorbeiblickte und ihr Gesicht einen erschreckten Ausdruck annahm. Gleichzeitig hörte ich hinter mir auf der Veranda Schritte, die jetzt nach schnellem Laufen klangen. Gerade als ich mich umdrehte, stieß mich einer der drei Männer mit einem heftigen Schubs in Annie Ballards Wohnzimmer und zielte mit einer Browning Automatik-Pistole direkt auf mein Gesicht.
    »Versuch nicht zu ziehen, Weißbrotfresser, wenn du nicht willst, daß dir das Gehirn aus der Nase rauskommt«, sagte er. Mit einem schnellen Griff faßte er unter mein Sportsakko und zog mir den 38er aus dem Gurt, den ich um die Hüfte trug.
    Er war groß und kräftig. Sein Haar war bis auf die Kopfhaut rasiert, so

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