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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ihn zu Tode geprügelt hätte. Wenn Sie uns nicht sagen wollen, wo Fitzpatrick ist, dann können Sie es auch einfach auf ein Stück Papier schreiben. Komisch, aber manchen Leuten fällt’s so tatsächlich viel leichter.«
    Mein Herz schlug wie wild, und die Luft brannte wie Feuer in meiner Kehle.
    »Ich habe keine Ahnung, wer die Pfeife ist«, stieß ich hervor.
    Ich spürte, wie Bobby Joe mich wieder am Arm packte und hochzuziehen begann.
    »Wartet noch«, sagte der Mann mit dem Regenmantel. »Der Lieutenant ist wirklich kein schlechter Kerl. Er hat einfach noch nicht verstanden, worum’s hier geht. Wenn er das wüßte, wär er vielleicht sogar auf unserer Seite. Wahrscheinlich hat Fitzpatrick an seine patriotische Ader appelliert, und er denkt, er unterstützt eine gute Sache.«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie reden, zum Teufel.«
    »Sie sind wahrscheinlich ein recht guter Polizist, aber Sie wollen uns doch nicht weismachen, daß Sie hier in New Orleans und in ganz Cataouatche einen solchen Wirbel machen, bloß weil irgendwo ein farbiges Mädchen ertrunken ist.«
    »Zwei Minuten diesmal. Er wird’s uns schon sagen«, sagte Erik.
    Der Mann mit dem Regenmantel beugte sich vor und betrachtete forschend mein Gesicht.
    »Er meint, was er sagt. Zwei Minuten unter Wasser. Vielleicht überleben Sie’s«, sagte er. »Manche schaffen’s nicht. Ist schon vorgekommen.«
    »Er braucht bloß seinen Kopf rauf und runter zu bewegen, dann kriegt er soviel Luft, wie er sich bloß wünschen kann«, sagte Bobby Joe.
    Er riß mich am Arm in eine halb aufrechte Stellung und schleifte mich über die nassen Fliesen wieder zum Rand der Badewanne. Diesmal jedoch triefte ich vom Wasser und Schweiß und entglitt seinem Griff. Ich landete auf dem Hintern, und mein lederbesohlter rechter Schuh knallte ihm wie ein Schmiedehammer an die Rippen. Er war nicht darauf vorbereitet, und ich konnte spüren, wie einer der Knochen wie ein Stück Holz brach. Das Blut wich ihm aus dem Gesicht, seine Zunge lag rosa auf seinen Zähnen, seine Gesichtshaut spannte sich über dem Schädel, als ob er stumm den unerträglichen Schmerz und die Wut unterdrücken wollte.
    »O weh, das hätten Sie lieber nicht tun sollen«, sagte der Mann mit dem Regenmantel.
    Erik packte mich an den Haaren und knallte mich mit dem Kopf gegen die Wanne. Ich teilte blind nach allen Seiten Fußtritte aus, traf aber immer nur ins Leere. Dann legte Bobby Joe seine kräftigen Arme um meinen Hals und zog mich wieder über den Rand der Badewanne. Sein Körper zitterte und verkrampfte sich unter der brutalen und mörderischen Anstrengung, und ich wußte plötzlich, daß alle meine früheren Ängste, ich könnte von einem Wahnsinnigen erschossen, von einem Drogensüchtigen aufgeschlitzt oder in Vietnam von einer Tretmine zerrissen werden, nichts weiter als das Produkt jugendlicher Phantasie gewesen waren. Meine wahre Nemesis hatte immer schon darin bestanden, daß mich ein verliebter Redneck kopfüber an seine breite Brust drücken würde, während meine Seele durch ein grünes, wassergefülltes Porzellanloch in den Boden versank, durch die Tiefen des Mekong, in dem die Leichen anderer Männer in Kampfanzügen und ganzer Familien von Zivilisten schwammen, immer noch mit dem Ausdruck des Erstaunens und des Schocks ob des plötzlichen Artillerieeinschlags, und weiter bis an die algenbewachsenen Stützen einer Ölbohrplattform draußen im Golf von Mexiko, wo mein Vater immer noch auf mich wartete mit seinem Schutzhelm, seinem Overall und seinen mit Stahlkappen versehenen Arbeitsschuhen, seit er vor beinahe zwanzig Jahren dort ertrunken war.
    Dann gaben Bobby Joes Arme meinen Hals frei, als sei er meiner müde geworden, und ich sank zu einem embryogleichen Häufchen auf dem Badezimmerboden zusammen und schnappte nach Luft, ein Auge auf die nassen Fliesen gedrückt.
    »Geh raus und sieh nach, was da los ist!« befahl der Mann mit dem Regenmantel.
    Bobby Joe erhob sich, stieg über mich hinweg und verschwand.
    »Haben Sie sich das mit Fitzpatrick noch mal überlegt?« fragte der Mann mit dem Regenmantel.
    Ich konnte nicht antworten. In dem Zustand, in dem ich mich befand, konnte ich mich nicht einmal mehr an meinen Namen erinnern. Dann hörte ich, wie Bobby Joe wieder in der Tür erschien und Meldung machte.
    »Dieses Weibsbild hat ihre Füße vom Bettgestell losgerissen und eine Lampe durch das Fenster getreten. Der ganze verdammte Hinterhof ist voll mit Leuten von einer

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