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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Sie, ich hab da ein Problem«, sagte sie dann. »Er hatmich noch nich bezahlt. Ich muß dem Typ, für den ich arbeite, zwanzig Dollar geben, wenn ich in die Bar zurückkomme. Würden Sie mir ’nen Gefallen tun und sein Portemonnaie holen?«
    »Tut mir leid, aber ich glaube, das haben die Schweine bereits.«
    »Wollen Sie vielleicht ’ne Nummer schieben?«
    »Ich werd Sie absetzen, wo immer Sie wollen, Kindchen, und dann ruf ich im Büro des Sheriffs an und melde das mit Starkweather. Sie laß ich draußen warten. Wenn Sie wollen, können Sie denen ja später was erzählen. Das überlaß ich ganz Ihnen.«
    »Sie sind doch ’n Bulle, stimmt’s?«
    »Warum nicht?«
    »Warum wollen Sie mich laufenlassen? Haben Sie später noch was vor?«
    »Die könnten Sie als Augenzeugin in Gewahrsam nehmen. Der Typ da draußen im Schweinestall hat zig Menschen umgebracht, vielleicht Hunderte. Aber er war ein blutiger Anfänger und Versager im Vergleich mit den Leuten, für die er gearbeitet hat.«
    Als sie im Wagen saß, rutschte sie ganz nah an die Beifahrertür, ihr Gesicht immer noch schwer von der Wirkung der Drogen. Während der ganzen Fahrt durch die Sümpfe bis zur Landstraße sprach sie kein Wort. Ihre gelbgefärbten Finger hielt sie eng verschlungen im Schoß.
    Wie viele andere hatte ich in Vietnam eine wichtige Lektion gelernt: Trau nie der Autorität. Aber weil ich zu der Erkenntnis gekommen war, daß jede Autorität mit Vorbehalt zu genießen und verdächtig war und prinzipiell nur ihre Interessen im Auge hatte, hatte ich auch gelernt, daß sie berechenbar und verwundbar war. So saß ich an diesem Nachmittag unter meinem Sonnenschirm auf dem Deck meines Hausboots, nur mit einer Badehose und einem offenen Tropenhemd bekleidet und mit einem Glas Jim Beam und einem Bier auf dem Tisch vor mir, und rief Sam Fitzpatricks Vorgesetzten im Gebäude der Bundesbehörde an.
    »Ich habe Abshire ausfindig gemacht«, sagte ich. »Ich weiß gar nicht, warum Sie neulich im Krankenhaus so ein Geheimnis draus gemacht haben. So schwer zu finden ist er nun auch nicht.«
    Am anderen Ende der Leitung war einen Augenblick lang nichts zu hören.
    »Haben Sie Wachs in den Ohren oder was?« ertönte es dann. »Wie zum Teufel krieg ich das in Ihren Dickschädel? Lassen Sie die Finger von unseren Angelegenheiten.«
    »Ich trete dem Kerl ein Brett in den Arsch.«
    »Sie werden, verdammt noch mal, überhaupt nichts tun, sonst kriegen Sie eine Vorladung wegen Behinderung einer Ermittlung.«
    »Wollen Sie nun mitmachen oder nicht?« fragte ich.
    »Ich habe den Eindruck, daß Sie betrunken sind.«
    »Und wenn schon. Ich lege den Burschen auf Eis. Wollen Sie bei dem Fest dabeisein, oder sollen wir Einheimischen hier die Geschichte für Sie in die Picayune bringen? Wird ein echt heißes Ding, das sag ich Ihnen.«
    »Was zum Teufel ist eigentlich mit Ihnen los? Sie kennen offenbar keine Grenzen. Einer meiner besten Männer verbrennt in Ihrem Wagen. Ihre eigenen Leute lassen Sie fallen wie einen Beutel Hundescheiße. Sie sind offenbar drauf und dran, wieder zum Alkoholiker zu werden, und jetzt reden Sie davon, daß Sie einen Zweisternegeneral im Ruhestand umlegen wollen. Wäre es möglich, daß Sie den Verstand verloren haben?«
    »Sie sind ein guter Mann, aber ich geb Ihnen einen Rat: Spielen Sie nie Poker.«
    »Was soll das?«
    »Es ist ein schreckliches Laster. Es würde Sie in den Ruin treiben.«
    »Sie verdammter Mistkerl, so kommen Sie mir nicht davon«, sagte er.
    Ich legte den Hörer auf, kippte den kleinen Jim Beam und nahm einen Schluck aus meinem Bierglas. Die Sonne sah aus wie ein gelber Ballon, der unter der Wasseroberfläche gefangen war. Der Wind war warm, und im heißen Schatten des Sonnenschirms stand mir der Schweiß auf der Brust. Meine Augen brannten in der feuchten Nachmittagshitze. Ich wählte die Nummer von Cletes Büro im Ersten Bezirk.
    »Wo steckst du?« fragte er.
    »Zu Hause.«
    »Ein Haufen Leute hat nach dir gefragt. Du hast kräftig in die Suppe gespuckt, Dave.«
    »Ich bin nicht schwer zu finden. Und wer war so scharf auf mich?«
    »Wer wohl? Die Bundespolizei. Hast du echt die CIA angerufen? Mann, das ist nicht zu glauben.«
    »Ich versuche eben, meine Zeit totzuschlagen. Mit irgendwas muß man sich ja beschäftigen.«
    »Ich weiß nicht, aber mit den Schätzchen würd ich mich nicht anlegen wollen. Ein übler Haufen. Das ist nicht unsere Art Leute.«
    »Bist du der Meinung, ich sollte eine Zeitlang von der Bildfläche

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