Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
aufstehn, so finden. Die Sache war bloß die, daß die Leute grade ihren Krabbensalat gegessen und mühsam versucht haben, nicht den ganzen Rasen vollzukotzen. Also sag ich zu ihm: ›He, entweder du hörst auf mit den ekligen Kriegsgeschichten oder du verteilst Kotztüten.‹ Er starrt mich an, als wär ich so ’ne Art Bettwanze. Und dann piekt er mich plötzlich mit sein Fingern direkt in die Augen, so wie’s Moe Stooge immer mit Shemp und Larry macht, und das direkt vor allen Leuten und während die Weiber zusehn. Eine von denen fing richtig laut an zu lachen, und dann hat er mich ins Schwimmbecken geschubst.«
    »Weißt du was, Wes – irgendwie glaub ich dir die ganze Sache«, sagte ich.
    * * *
    Ich wartete bis zur Dämmerung, bis ich Starkweather in seinem Angelcamp einen kleinen Besuch abstattete. Dichte Nebelschwaden stiegen aus dem Bayou auf und zogen durch den überfluteten Wald, als ich über eine alte Bohlenstraße rumpelte, die von einer Ölfirma durch den Sumpf gebaut worden war. Die toten Zypressen standen naß und schwarz in dem grauen Licht, und grüne Flechten wucherten überall da, wo die breit ausladenden Stämme von der Wasserlinie berührt wurden. Der Nebel hing so dicht und weiß in den Bäumen, daß ich vor dem Wagen kaum zehn Meter weit sehen konnte. Eine morsche Bohle zerbrach unter der Last der Vorderräder und schlug mit einem lauten Knall an die Ölwanne. In der frühmorgendlichen Stille scheuchte der Lärm eine Unzahl von Reihern auf, die sich mit lautem Flügelschlagen in den rosafarbenen Himmel über den Baumwimpfeln erhoben. Endlich tauchte auf der einen Seite in einer gerodeten kleinen Lichtung unter den Bäumen eine Hütte auf, deren einfache Konstruktion aus Ziegelsteinen und Brettern sich auf einem Fundament aus Betonsteinen und Zypressenstümpfen aus dem schlammigen Grund erhob. Vor der Hütte parkte ein Toyota Jeep. Ein struppiger Beagle, dessen Fell aussah, als sei er von einer Schrotladung getroffen worden, war auf der vorderen Veranda angebunden.
    Ich hielt mitten auf der Straße an, schaltete den Motor aus, öffnete leise die Tür und ging durch die triefenden Bäume am Rande der Lichtung entlang, bis ich auf Höhe der Veranda war. Die Eichen rings um die Lichtung waren mit zerfetzten Zielscheiben übersät, zersiebte alte Konservendosen und zerschmetterte Flaschen hingen an Drähten von den Zweigen, und die Rinde der Stämme war von zahllosen Einschüssen durchlöchert und aufgerissen.
    Die Fliegendrahttür der Hütte stand offen, aber ich konnte im Innern keine Bewegung sehen oder hören. Hinten im Hof schnauften und grunzten Schweine in einem hölzernen Koben.
    Ich zog den Verschluß meiner 45er auf und schob leise eine Patrone aus dem Magazin in die Kammer. Dann holte ich tief Luft und rannte über den ungepflasterten Hof, sprang mit einem einzigen Sprung die Stufen zur Veranda hoch, wobei der Hund vor Schreck so an der Leine zog, daß er sich fast den Hals gebrochen hätte, und krachte dann beinahe durch die Fliegendrahttür.
    Drinnen ging ich sofort in Hockstellung und sah mich mit schußbereiter Waffe im Raum um, die Augen im dämmrigen Licht weit aufgerissen. Mein Herz klopfte wild gegen meine Rippen. Der Holzfußboden war übersät mit leeren Bierdosen, Brottüten, Kautabakbeuteln, Hühnerknochen und Flaschenverschlüssen. In einer Ecke lag die zerrissene Füllung einer alten, verschimmelten Matratze. Abgesehen davon war der Raum leer. Dann zog jemand den Vorhang zum hinteren Schlafraum beiseite. Ich richtete die 45er direkt auf ihr Gesicht, meine schweißnassen Hände fest am Griff.
    »Wow, wer zum Teufel sind Sie denn?« fragte sie schlaftrunken. Sie war vielleicht zwanzig und trug abgeschnittene Bluejeans und als Oberteil nichts als einen BH. Ihr Gesicht wirkte stumpf und ausdruckslos, und sie riß immer wieder krampfhaft die Augen auf, um mich überhaupt sehen zu können. Ihr Haar hatte die Farbe von verwittertem Holz.
    »Wo ist Starkweather?« fragte ich.
    »Ich glaub, der is mit dem andern Typ hinters Haus gegangen. Sind Sie ’n Bulle oder so?«
    Ich stieß die rückwärtige Fliegentür auf und sprang hinunter in den Hof. Trotz des Nebels erkannte ich ein Toilettenhäuschen, eine umgedrehte Piroge, deren Rumpf mit Tautropfen übersät war, einen hölzernen Schweinekoben und einen verrosteten alten Wagen ohne Räder, dessen Karosserie silbrig glänzende Einschußlöcher aufwies. Die Sonnenstrahlen hatten jetzt die Bäume erreicht, und ich konnte das tote

Weitere Kostenlose Bücher