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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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dabeigehabt, der für uns dolmetschte, aber Sie können sich natürlich einen eigenen Übersetzer engagieren.«
    »Haben Sie ihm das Geständnis etwa abgezwungen?«
    »Ich würde sagen, er hatte die Wahl.«
    »Was zum Teufel soll das eigentlich, Robicheaux? Sie wissen doch, daß so was als Beweismaterial nicht zugelassen ist.«
    »Richtig, jedenfalls nicht vor Gericht. Aber in einer Untersuchung der Abteilung für Internal Affairs müssen Sie das Material doch berücksichtigen, oder?«
    »Ich kann Ihnen schon jetzt sagen, daß dieses Zeug etwa genausoviel Wert besitzt wie eine Rolle Klopapier.«
    »Hören Sie, Sie sind verpflichtet, bei Ihren Untersuchungenunparteiisch vorzugehen, und ich habe auf diesem Tonband ein Mordgeständnis. Was ist eigentlich los mit Ihnen?«
    »Also gut, ich werde mir das Band morgen während der Dienstzeit mal anhören. Danach sag ich Ihnen das gleiche, was ich Ihnen grade eben gesagt habe. Lassen Sie uns trotzdem einen Augenblick über Ihr eigentliches Problem sprechen. Eine nicht beglaubigte Aussage auf Tonband, vorgelegt von einem suspendierten Polizeibeamten, ist für jede Untersuchung wertlos. Sie sind seit vierzehn Jahren bei uns und sollten das wissen. Zweitens: Während Sie vom Dienst suspendiert waren, wurden Sie festgenommen wegen Tragens einer verdeckten Waffe. Ich bin nicht schuld daran, genausowenig wie jemand anders hier. Warum also hören Sie nicht auf damit, sich vorzumachen, daß ich der Bösewicht bin, der Ihnen diese Schwierigkeiten eingebrockt hat? Sie sollten versuchen, sich damit auseinanderzusetzen, daß Sie auf die Nase gefallen sind, Robicheaux. Das ist die Wirklichkeit. Was man Ihnen vorwirft, ist ganz real, ebenso wie Ihr Alkoholproblem.«
    »Und was ist mit Andres hier? Sieht es etwa so aus, als ob ich den nur erfunden hätte?«
    Die Wände meines Büros waren zur Hälfte aus Glas, und die Tür stand offen, so daß unsere Stimmen auch draußen im Bereitschaftsraum zu hören waren.
    »Will er eine Aussage machen?« fragte Baxter.
    »Ob er eine –«
    »Ganz recht. Sie haben eine Tonbandaufnahme. Und Sie haben einen Mann. Das Tonband hat, wie gesagt, überhaupt keinen Wert. Also ist die Frage: Will dieser Kerl mit uns reden?«
    Ich antwortete nicht. Die Muskeln in meinen Waden begannen zu zittern.
    »Nun machen Sie schon. Antworten Sie«, wiederholte Baxter.
    »Er war es. Er hat einen Agenten des Schatzamtes mit einem Feldtelefon gefoltert und ihn dann in meinem Wagen verbrennen lassen.«
    »Und Sie glauben, daß er auf sein Aussageverweigerungsrecht verzichtet und uns alles fein säuberlich erzählt? Und daß er anschließend sein Geständnis auch noch schön brav unterschreibt?«
    »Ich bleibe dabei, daß ich Anzeige gegen ihn erstatten möchte.«
    »Das freut mich zu hören.«
    »Baxter, Sie sind ein verdammter Hurensohn.«
    »Wenn Sie mich beschimpfen wollen, nur zu. Tun Sie sich keinen Zwang an.«
    »Lassen Sie’s gut sein, Lieutenant«, sagte der wachhabende Sergeant, der plötzlich in der Tür stand, in ruhigem Ton.
    Ich nahm den Schlüssel für die Handschellen aus meiner Tasche und befreite das eine Handgelenk des Nicaraguaners von der Fessel, befestigte das andere Ende jedoch am Heizungsrohr an der Wand.
    »Ihr Problem ist, daß Sie sich schon so lang in ihre Faust verliebt haben, daß Sie glauben, Sie wären der einzige hier, der sich seine Integrität bewahrt hat«, sagte Baxter.
    Ich holte seitwärts aus, beide Füße fest auf dem Boden, und schlug mit aller Kraft zu. Meine Faust erwischte ihn direkt auf dem Mund. Sein Kopf flog zurück, seine Krawatte segelte durch die Luft, und ich sah Blut auf seinen Zähnen. Seine Augen sahen mich wild an. Die Blicke aller Polizisten im Bereitschaftsraum waren auf uns gerichtet. Ich hatte große Lust, noch einmal zuzuschlagen.
    »Warum ziehen Sie nicht Ihre Waffe?« fragte ich.
    »Diesmal haben Sie sich endgültig reingeritten«, sagte er und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Mag sein. Aber Sie sind damit noch nicht aus dem Schneider. Wollen Sie was unternehmen?«
    Er senkte beide Hände und ließ sie am Körper herunterhängen. Seine Unterlippe wies eine tiefe, violett leuchtende Wunde auf, die die Form eines Zahns hatte und jetzt anzuschwellen begann. Seine Augen beobachteten mich aufmerksam. Ich hatte immer noch die Faust geballt.
    »Hören Sie schlecht?« fragte ich ihn.
    Er wandte den Blick und sah auf die uniformierten Beamten, die ihn vom Bereitschaftsraum aus beobachteten.
    »Denken Sie mal nach«,

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