Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
Vom Netzwerk:
Warum glaubst du, dass du mir auf Dauer widerstehen kannst, wenn sogar er sich auf meine Seite stellte, er, ein Geschöpf des Feuers und der Ewigkeit?
    Nando keuchte, es fiel ihm schwer, zu Atem zu kommen. Matradon brach mit ihm durch die Baumkronen, er würde ihn zu den anderen tragen, schon sah er sie vor sich, die im Hohn verzerrten Fratzen und Antonios stilles und trauriges Gesicht. Matradon hat sich von dir abgewandt , erwiderte er in Gedanken und hörte umgehend das verächtliche Lachen des Teufels.
    Ja , erwiderte dieser. Er wandte sich von mir ab, von mir, der ich ihm ein Vater war, ein Freund und ein König. Doch er schloss einen Pakt mit mir, einen Pakt, der niemals endet, und noch immer wohnt meine Stimme in seinem Blut, wühlt seine Gedanken auf, peinigt ihn in jedem Augenblick seines Daseins. Meine Kraft fließt durch seine Adern.
    Nando zitterte. Matradons Gift spannte seine Muskeln zum Zerreißen, sein Herz raste, als wollte es seine Rippen durchschlagen, und die Pranken des Mantikors gruben sich in sein Fleisch. Luzifer war bei ihm, abwartend und lächelnd, und in seinen Händen hielt er die rettende Flamme der höchsten Magie. Ich habe niemals einen Pakt mit dir geschlossen , flüsterte Nando in Gedanken. Aber auch ich trage deine Kraft in mir.
    Ja, sagte der Teufel beinahe sanft. Das tust du.
    Für einen Moment spürte Nando nicht mehr den Wind auf seinem Körper. Er war wieder im Viertel der Schlangen, fühlte Zorn und Verzweiflung über die Feindschaft der anderen, spürte das Verlangen nach der Flamme und blickte noch einmal in die flackernde Finsternis in den Augen des Teufels. Davongelaufen war er vor dieser Dunkelheit, noch immer hallte das Scherbenlachen des Höllenfürsten in ihm wider, doch kaum, dass der erste Ton ihn durchdrang, ballte er die Fäuste. Die metallenen Kuppen seiner Finger bohrten sich in seine Handfläche, sie zerrissen die Benommenheit und drängten Zorn und Verzweiflung zurück. Er war nicht mehr der Menschenjunge, der hilflos in die Unterwelt gekommen war. Er war ein Nephilim, ein Krieger der Schatten. Und er würde sich nicht von seiner Verzweiflung mitreißen lassen, in deren Zwielicht er auf ihn wartete.
    Entschlossen hob er den Kopf, doch er erblickte nicht die Nacht, die ihn umgab. Es schien ihm, als würde er den Teufel direkt ansehen. Ich trage deine Kraft in mir , wiederholte er. Doch sie gehorcht mir!
    Mit diesen Worten stürzte er sich in die schwarze Flut aus Matradons Gift. Sie umtoste seine Gedanken, aber er ließ Licht aus seinen Händen brechen, gleißendes weißes Licht, das die Finsternis zerfetzte wie einen Schleier aus brüchiger Spitze. Der Schmerz wurde unerträglich, Nando hörte, wie der Teufel ihn rief, die Stimme zu einem Sturmwind aufgepeitscht, doch er ertrug das Brennen seiner Muskeln, die Glut in seinen Adern, bis sein Licht ihn geflutet hatte und jede Benommenheit verschwunden war.
    Mit aller Kraft griff er nach Matradons Pranken und schickte einen Hitzeblitz durch seine metallene Hand. Der Mantikor brüllte, kurz löste sich seine Umklammerung. Nando entglitt seinem Griff, riss die Arme in die Luft und spannte seine Schwingen, um dicht über der Erde seinen Sturz abzufangen und sich in den Nachthimmel zu erheben. Matradon war ihm auf den Fersen, schon sauste der Stachel auf ihn nieder, doch er wich ihm aus, glitt an ihm vorbei und griff mit der linken Hand nach dem schuppigen Schwanz. Rasch überzog er seine metallenen Finger mit Eis und bohrte sie tief in den Panzer des Mantikors, der mit der Pranke nach ihm schlug und ihn mehrfach mit seinen ledernen Schwingen traf. Doch Nando ließ ihn nicht los. Unnachgiebig klammerte er sich an dem tödlichen Stachel fest, das schwarze Gift tropfte zischend auf seine Haut, doch es glitt von ihm ab wie Regen und verwundete ihn nicht. Seine Finger gruben sich in das Fell des Mantikors, für einen Moment fraßen sich dessen Flammen in sein Fleisch, doch dann umspielten sie ihn wie gezähmte Schlangen und zogen ihn wie von selbst auf Matradons Rücken. Entfesselt raste der Mantikor über den Himmel und schlug mit seinem Stachel nach Nando aus, doch er konnte ihn nicht verwunden, ohne sich selbst zu verletzen. Nando trafen die Erschütterungen und die Schläge durch Matradons Schwingen wie Stromstöße, aber er fühlte auch, dass die Gegenwehr des Mantikors nachließ und schließlich verklang. Lautlos flogen sie über die Dächer Roms dahin, die Nacht legte sich mit tausend Tüchern auf Nandos

Weitere Kostenlose Bücher