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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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in ihm widerhallte, doch er drängte es mit aller Macht zurück und konzentrierte sich auf das gleißende Licht in seinem Inneren, den Kern der höheren Magie. Und es gibt nichts, gar nichts, was du gegen diesen Glauben tun kannst.
    Nando schloss die Augen. Er raste auf das Licht zu, fühlte dessen Flammen auf seiner Haut, und als der Zauber über seine Lippen kam, wallte die Magie durch seine Adern wie flüssiges Gold. Mit stockendem Atem sprach er seinen Zauber. Er öffnete die Augen und sah, wie sich eine Kugel aus blauem Licht zwischen seinen Händen formte. Blitze zuckten über sie hin, Schleier aus Nebel brachen sich in ihr, und immer wieder stoben Funken über seine Finger, während sich die Kugel zu drehen begann, schneller und schneller, und die Hitze, die von ihr ausging, zunehmend stärker wurde. Sein Atem ging stoßweise, noch nie hatte er einen Zauber mit höherer Magie gewirkt, noch nie ihre Stärke in seinen Fingern gespürt, noch nie ihre Stimme in sich widerklingen fühlen, und er hörte, wie sie das säuselnde Flüstern überdeckte, das ihn aus der Dunkelheit seiner Gedanken zu sich rief. Ein Schauer lief über seinen Rücken, es war, als würde er fliegen, ohne die Schwingen zu benutzen. Golden loderten Flammen im Inneren der Kugel auf, und gerade als er die letzten Formeln seines Zaubers sprechen wollte, nahm er den Geruch des Feuers wahr. Flüchtig hob er den Blick. Die Engel hatten ein Gebäude mit Flammen überzogen, Nando sah Nephilim am Fenster auftauchen, sie schrien in Todesfurcht – und da war es ihm, als würde er selbst schreien, als kämen ihre Stimmen aus seinem Inneren, aus seiner Erinnerung, und er begann zu zittern, verzweifelt und haltlos. Der Zauber flackerte zwischen seinen Händen, er bemühte sich, die Formeln zu beenden, doch da spürte er einen Windhauch an seinem Ohr, dicht gefolgt von einer leisen, warmen Stimme.
    Du bist zu schwach, mein Sohn , sagte die Stimme, und Nando spürte den Atem des Teufels an seiner Wange. Du wirst keinen von ihnen retten können. Es wird genauso sein wie damals!
    Da zuckte ein Blitz durch Nandos Körper, das Bild vor seinen Augen zerriss, und er wurde in sein Innerstes gezogen. Auf einmal war er nicht mehr in Bantoryn, er hatte keine Flügel, und sein Körper schmerzte nicht länger. Er saß auf dem Rücksitz des alten Autos seines Vaters. Überdeutlich hörte er das Reifenquietschen, fühlte eine Reihe dumpfer Schläge wie Stromstöße durch seinen Körper jagen, vernahm das Brechen von Glas – und die Schreie seiner Eltern. Er flog durch die Luft und landete auf nassem Gras.
    Das Erste, was er dann hörte, war das abnehmende Quietschen von Metall. Gleich darauf roch er das Feuer. Noch ehe er die Augen aufriss, wusste er, dass er auf dem Feld lag, hinter sich das Auto seiner Eltern. Er kam auf die Beine, starker Schwindel ließ ihn schwanken, doch er rannte wie damals auf den Wagen zu, dessen Motorhaube sich um einen Baum gewickelt hatte. Flammen schlugen aus der zerbrochenen Frontscheibe, Nando roch den Gestank von verbranntem Fleisch. Die Panik raste als pechschwarze Welle auf ihn zu und drohte, ihn zu verschlingen. Außer sich erreichte er das Auto. Der Motor hatte sich in die Fahrerkabine gebohrt, er konnte seinen Vater in all dem Feuer und Rauch nicht erkennen. Doch er hörte seine Mutter schreien. Hilflos rannte er auf die andere Seite des Wagens, riss an der Beifahrertür, aber sie war vollkommen verzogen, und er konnte sie nicht öffnen. Die Schreie seiner Mutter peitschten durch seinen Körper. Sie rief seinen Namen, ihre Stimme überschlug sich, und er wusste, dass sie ihn rief, weil sie glaubte, er wäre tot. Er fuhr herum, ergriff einen der Steine, die auf dem Feld lagen, und schlug ihn gegen die Scheibe, bis sie splitternd brach. Mit einem Schrei griff er ins Innere des Wagens, er rief seine Mutter, spürte glühend heiße Hände, die nach ihm griffen und ihm sofort wieder entglitten. Dann senkten sich die Flammen in sein Fleisch. Er riss seinen Arm zurück, bemerkte erst jetzt das Blut, das aus tiefen Schnitten in seiner Haut floss, doch er spürte keinen Schmerz mehr, als er die Stille wahrnahm.
    Seine Mutter hatte aufgehört zu schreien.
    Nando stand da, vollkommen regungslos. Seine Lunge sog gierig die Luft ein, sein Herz schlug heftig gegen seine Rippen, und sein Blut strömte über seine Schläfe und seinen Arm. Aber er hatte keinen Anteil mehr daran. Er war nicht mehr Nando, das achtjährige Kind, der Sohn, der seine

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