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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Scherben zu Boden fiel. Kurz sah er Paolos Gesicht, sah den Hass in dessen Augen und die Bosheit, als er die Faust vorstreckte. Nando sprang zur Seite, doch der schwarze Blitz aus Paolos Fingern folgte ihm und schlug krachend in seinen Schutzwall ein. Splitternd brach dieser in sich zusammen, Nando spürte die Erschütterung wie einen starken elektrischen Schlag. Gleich darauf traf etwas seine rechte Schulter, das Schwert entglitt seinen Fingern, Blut lief über seine Haut. Er wollte sein Schwert ergreifen, doch bei dem Versuch durchzuckte ein heftiger Schmerz seinen Arm. Der Schweiß brach ihm aus, als er versuchte, das Schwert mit der linken Hand zu packen, aber kaum dass seine Finger sich um den Knauf schlossen, begannen seine Nerven zu brennen, als stünden sie in Flammen. Er schrie auf, einen derart starken Schub hatte er seit langer Zeit nicht mehr gehabt. Hilflos ließ er sein Schwert fallen und bemühte sich, seinen Wall wieder zu errichten. Doch die Zauber der Nephilim machten diesen Versuch zunichte. Mit dumpfen Schlägen prasselten sie auf Nando ein. Drengur stand regungslos neben dem Kreis und schien nicht einmal daran zu denken, die Übung abzubrechen.
    Da hörte Nando ein hohes, hysterisches Lachen. Instinktiv duckte er sich, doch es war schon zu spät. Paolos Wirbelschlag traf ihn mit solcher Wucht in den Magen, dass er rücklings durch die Luft flog und benommen liegen blieb. Keuchend hielt er sich den Bauch, eine brennende Übelkeit stieg in ihm auf. Das Gelächter der anderen kreischte in seinen Ohren, ein grausamer Schwindel ließ die Hallendecke auf ihn zurasen und wellte den Boden.
    Steh auf.
    Zuerst glaubte er, dass Drengur mit ihm sprach, doch dann spürte er die auf ihn niederprasselnden Feuerzauber, fühlte die Kälte der Ohnmacht, die mit schwarzen Schlieren an seinen Augenrändern aufzog, und wusste gleichzeitig, wem diese Stimme gehörte.
    Sie hassen dich ebenso, wie sie mich hassen, flüsterte der Teufel in seinem Kopf. Und sie tun recht daran, denn wir werden ihr Untergang sein – der Niedergang des Neides und des Mittelmaßes! Sieh dich an, sieh, was sie dir antun – dir, der du über sie herrschen könntest! Hörst du sie lachen? Es sind Stimmen der Furcht, die in der Luft liegen, Stimmen der Ohnmacht und der Missgunst. Behaupte dich gegen sie – du kannst es tun mit meiner Hilfe!
    Nando keuchte, als ein Bild durch seine Gedanken schoss, das Bild einer Feuersbrunst, die Paolo und seine Gefährten in einer einzigen tödlichen Umarmung in die Finsternis riss. Er spürte Euphorie in sich aufwallen, fühlte nicht länger den Schmerz, den sie ihm zufügten, und vernahm nicht mehr ihr johlendes Gelächter. Stattdessen hörte er ihre Schreie – und er empfand Genugtuung dabei.
    Du bist mein Sohn, flüsterte die Stimme in seinen Gedanken. Ohne mich wirst du schwach bleiben, doch mit mir könntest du stärker sein als sie alle zusammen! Folge mir, und du wirst nie wieder in Schmutz und Einsamkeit zu Füßen derer liegen, die dich verehren sollten!
    Das Gesicht des Teufels flammte vor Nando auf, sein Lächeln, sein goldenes Haar – und die Finsternis, die in seinen Augen lag und mit lockenden Stimmen nach ihm rief. Plötzlich sah er Antonio vor sich, schaute wieder in dessen schwarzgoldene Augen und erblickte die Flammen darin, die der einstige Teufelssohn in Bantoryn entfesselt hatte. Er hörte, wie Luzifer seinen Ruf verstärkte, seine Stimme klang nun lauter durch Nandos Gedanken.
    Das Menschentum in dir hält dich noch in elender Schwäche und verhindert deine Stärke! Lege es ab und folge dem Weg deiner Bestimmung, dem Weg, den ich dir zu Füßen lege! An meiner Seite wärest du niemals wieder … allein …
    Nando atmete schwer. Die Finsternis an den Rändern seines Bewusstseins lockte ihn mit kühlen, wehenden Tüchern, doch er wandte den Blick nicht von Antonios Augen ab. Er ließ die Feuer über sein Gesicht flackern und drängte jeden Schmerz unter ihrer Hitze zurück. Er achtete nicht mehr auf das Gelächter der anderen Novizen. Stattdessen hörte er wieder die Schreie der Sterbenden, sah sie erneut bei lebendigem Leib verbrennen und fühlte die Hilflosigkeit in Antonios Blick, den Schmerz und die Trauer, die der seinen verwandt war.
    Entschlossen drängte er die Ohnmacht zurück und stützte die rechte Hand auf den Boden. Mit den halb tauben Fingern der linken Hand griff er nach dem Schwert, es flackerte in sterbendem Licht. Eiskalter Schmerz raste durch seine Hand, seine Finger

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