Nephilim
Hand hielt, und schaute mit finsterer Miene zu Nando herüber.
»Entschuldigung, ich … «, begann dieser, doch Drengur ließ ihn nicht aussprechen.
Mit herrischer Geste befahl er ihn zu den anderen und deutete mit dem Stock auf ihn. »Der Unterricht beginnt pünktlich. Solltest du dir das bis zum nächsten Mal nicht gemerkt haben, wirst du es bei einem Sprint durch die Stadt lernen – mit nichts anderem bekleidet als deiner Uhr! Hast du verstanden?«
Nando sah an den missmutigen Gesichtern der anderen Novizen, dass Drengur keinesfalls scherzte. Offensichtlich war diese Erziehungsmethode schon häufiger zur Anwendung gekommen. Er nickte und setzte zu einer Entgegnung an, doch Drengur kam ihm zuvor: » Verstanden, Generalleutnant des Ersten Corps! «
Instinktiv nahm Nando Haltung an und wiederholte die Worte. Er hörte, wie die anderen tuschelten, und spürte ihre abschätzigen Blicke, doch er sah sie nicht an. Sein Blick hing an Drengur, der mit geneigtem Kopf auf ihn zutrat. Dicht vor ihm blieb der Dämon stehen, die Schärfe seiner hellblauen Augen packte Nando wie eine eiskalte Klaue an der Kehle.
»Teufelssohn«, grollte Drengur, und Nando hörte die Abscheu in seiner Stimme. »Du bist kein Krieger. Das rieche ich drei Meilen gegen den Wind. Doch du bist hier, um einer zu werden, und das ist gut. Ich sage es dir nur einmal, also höre genau hin: Es gibt nur einen Weg für dich: der zu werden, der du bist. Du kannst nicht davor fliehen, du kannst dich nicht verstecken. Aber du kannst kämpfen für das, was du sein willst. Erwarte nicht, dass es so leicht und bequem für dich wird wie dein bisheriges Leben. Du hast die Welt der Menschen hinter dir gelassen. Nun dienst du der Welt der Schatten. Hier gelten andere Gesetze, und als ihr Diener werde ich dich prüfen, ebenso wie jeden anderen Nephilim, der mir als Novize gegenübertritt.« Er schwieg und ließ seine Worte wie Gift in Nandos Gedanken sickern. Dann wandte er sich an alle. »Werdet zu Kriegern der Schatten«, rief er, dass seine Stimme durch ihre Reihen fegte wie ein Schauer aus Eis. »Und ihr erhaltet meinen Respekt. Versagt – und stürzt in die Finsternis. Das ist einfach. Was wollt ihr sein? Krieger? Oder Schwächlinge?« Er hob stolz den Kopf. »Nach dem Training findet die Feier zu Ehren der Garde Bantoryns statt, deren Bestehen sich heute jährt – ein Fest zu Ehren derjenigen, die jeden Tag ausziehen, um euch zu beschützen! Ritter, die nicht zögern, der Dunkelheit ins Gesicht zu spucken, und die sich nicht fürchten vor den brennenden Klauen des Lichts! Sie alle sind durch diese Schule gegangen, und ich dulde es nicht, dass ihr dieses Ansehen befleckt! Ihr seid Novizen Bantoryns! Und ihr werdet diese Stadt stolz machen!« Dann stieß er Nando seinen Stab vor die Brust, dass dieser zurücktaumelte, riss die Faust in die Luft und schrie: »Lauft!«
Drengur ließ die Faust niederrasen, krachend schlug eine glühende Feuerkugel auf dem Boden auf und zersprang in Flammen, in deren Feuer sich messerscharfe Zähne zeigten. Surrend stürzten sie auf die Novizen zu, in die umgehend Bewegung kam. Die meisten von ihnen erhoben sich in die Luft und flogen in rasendem Tempo durch den Raum. Nando stolperte, als gleich drei der Flammen auf ihn zurasten. Eine erwischte ihn an der Schulter und grub ihre Zähne in sein Fleisch, dass er aufschrie. Wütend griff er nach dem Feuer und schleuderte es hinter sich, doch sofort nahm die Flamme die Verfolgung auf. Nando rannte vor ihr davon. Angestrengt versuchte er, seine Flügel auszubreiten, doch sie gehorchten ihm nicht. Ihm blieb nichts anderes übrig, als quälend langsam auf dem Boden vor Drengurs Flammen zu fliehen. Doch immer wieder schnitt einer der anderen Nephilim ihm den Weg ab und brachte ihn zum Straucheln, und nicht nur einmal spürte er Paolos Ellbogen in der Seite. Die Kälte in seinem Magen nahm zu, doch er dachte an seine Lektionen bei Antonio und daran, was der Engel ihm gesagt hatte, als Nando ihm von den Sticheleien Noemis und der anderen Nephilim erzählt hatte. Sie werden Zeit brauchen, um deine Gegenwart in dieser Stadt zu akzeptieren. Und du wirst lernen müssen, die Einsamkeit zu ertragen. Dies ist eine der ersten Prüfungen, Nando, und sie wird nie enden. Lass dir das gesagt sein von einem, der seit sehr langer Zeit jenseits seines Volkes lebt. Du bist einzigartig in deiner Art. Empfinde dies nicht als Last. Empfinde es als Auszeichnung und als Aufforderung, deine Bestimmung zu
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