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Nepp für Narren

Nepp für Narren

Titel: Nepp für Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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?« Er starrte mich ungläubig an. »Sie
sind doch soeben bei ihr gewesen. Im Crystal Fountain .«
    »Ich
war bei ihrer Zwillingsschwester Kelly Jackson«, korrigierte ich.
    O’Neil
stieß ein kurzes verächtliches Lachen aus, um gleich wieder die Kinnladen
zusammenzubeißen. Carlin musterte mich sekundenlang schweigend und schüttelte
dann bedächtig den Kopf.
    »Sie
sehen nicht blöd aus, Boyd«, stellte er fest.
    »Sie
meinen nicht wie O’Neil hier .«
    O’Neil
tat mir nicht den Gefallen zu reagieren. Er grinste nur breit und schien nicht
einmal verärgert zu sein.
    »Wenn
Tina vorgibt, ihre eigene Zwillingsschwester zu sein, kann ich nur annehmen,
daß sie dafür einen Grund haben muß«, bemerkte Carlin. »Entweder das, oder sie
ist übergeschnappt .«
    »Das
kann ich nicht beurteilen«, erwiderte ich. »Sie hat mich engagiert, ihre
Zwillingsschwester zu suchen, und das tue ich .«
    »Hatten
Sie schon Glück dabei ?« erkundigte sich O’Neil träge.
    »Nicht
viel«, versetzte ich.
    »Danny
LaBlanche und ich sind unsere eigenen getrennten Wege gegangen«, erklärte
Carlin. »Sie und Ihre Klientin scheinen uns nun wieder zusammengebracht zu
haben. Sie sind in dieser Situation eine Art von X-Faktor, Boyd .«
    »Ein
auf Verdacht gespielter Joker«, fügte O’Neil hinzu.
    Beide
warteten darauf, daß ich etwas antworten würde, aber mir fiel im Moment nichts
Passendes ein.
    »Ich
glaube nicht, daß Ihre Klientin Sie engagiert hat, um Tina Jackson zu finden.
Denn das haben Sie bereits getan«, sagte Carlin schließlich. »Sie haben mich
also offenbar angelogen. Tina Jackson ist gar nicht Ihre Klientin. Also wer
sonst?«
    »Jetzt
haben Sie mich einigermaßen verwirrt«, bekannte ich.
    »Würde
uns Geld in dieser Sache weiterhelfen ?«
    »Leider
nein, denn ich habe Ihnen bereits die Wahrheit erzählt«, antwortete ich.
    »Vielleicht
ist Danny LaBlanche Ihr Auftraggeber«, fuhr Carlin fort, als spräche er zu sich
selbst. »Vielleicht ist dies ein raffiniert ausgetüftelter Plan, um mich aus
dem Konzept zu bringen und konfus zu machen .«
    »Ich
bin ja selber noch immer ganz konfus«, erklärte ich.
    »Ich
könnte es aus ihm herausprügeln«, schlug O’Neil beinahe schüchtern vor.
    »Ob
das im Augenblick helfen würde, bezweifle ich«, wehrte Carlin ab. »Ich bin
nicht prinzipiell gegen Gewaltanwendung, aber sinnlos eingesetzte Gewalt ist
reine Zeitverschwendung .«
    »Das
stimmt«, pflichtete ihm O’Neil bei und verkrampfte erneut seine Kinnladen.
    »Wenn
Sie mir tatsächlich die Wahrheit gesagt haben«, meinte Carlin nachdenklich, »würde
das bedeuten, daß Sie nach jemandem suchen, den es gar nicht gibt. Das ist
verrückt, also will ich Ihnen eine verrückte Frage stellen. Wo suchen Sie denn
nach ihr ?«
    »Danny
LaBlanche hat sie mitgenommen, als er hierher nach Santo Bahia fuhr«, erwiderte
ich.
    O’Neil
lachte auf. »Er hat Laura bei sich«, erklärte er dann. »Laura soll Tinas
Zwillingsschwester sein? Das ist Schwachsinn !«
    »Laura
ist eine Supersexbombe«, erklärte Carlin. »Alles, wonach sie strebt, ist ein
Luxusleben. Mit Danny hat sie da einen guten Fang gemacht .«
    »Okay«,
sagte ich. »Entweder habe ich also eine Irre als Klientin oder ich lüge. Oder
Sie beide lügen .«
    »Warum
sollte ich mir die Mühe machen, einen lausigen, kleinen Privatdetektiv
anzulügen ?« fragte Carlin kühl.
    Was
sollte es schließlich? dachte ich. Meine Klientin gab mir sowieso keine klaren
Antworten, und die Chance bestand, daß Tina Jackson ihr anderes Ich war. Was
hatte ich schon zu verlieren, wenn ich einen Versuch riskierte?
    »Vielleicht
wollen Sie verhindern, daß jemand bei Ihrem großen Treffen am Fünfzehnten
dazwischenfunkt«, sagte ich. »Es sind bloß noch vier Tage hin .«
    »Das
große Treffen am Fünfzehnten«, wiederholte Carlin leise. »Was für ein großes
Treffen am Fünfzehnten?«
    »Das
mit Harry Briggs«, erläuterte ich.
    Die
beiden wechselten ausdrucksvolle Blicke miteinander und musterten mich dann.
O’Neil zog die Waffe aus dem Schulterhalfter und hielt sie gegen sein Bein
gedrückt. Hätte ich meine Pistole bei mir gehabt, hätte ich schneller gezogen,
dachte ich. Aber das war auch kein großer Trost.
    »Ich
kann noch immer die Wahrheit aus ihm herausprügeln«, sagte O’Neil.
    Carlin
schüttelte den Kopf. »Er ist ein ausgebuffter Lügner. Das merkt man an der Art,
wie er hier und da kleine Brocken Wahrheit einflicht. Es reicht, daß er aus dem
Verkehr gezogen wird. Nicht für immer.

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