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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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hinterhergerufen, verkniff es sich aber. Wenn sie von ihrem Vater respektiert und als Erwachsene behandelt werden wollte, dann sollte sie sich auch wie eine benehmen. Aber irgendwie gelang ihr das nie. In Gegenwart von Adam David wurde sie immer zum pubertierenden Schulmädchen.
    Vielleicht sollte sie bei Timea in die Lehre gehen. Wie behalte ich stets die Nerven? Mika könnte auch den Katalog der Volkshochschule durchblättern. Da gab es bestimmt auch Kurse, in denen frau Selbstbeherrschung lernen konnte. Etwas, was sie auch gut in Timeas Gegenwart gebrauchen könnte.
    Ein leises Seufzen entwich Mikas Lippen. Timea. Wie paradiesisch die vergangenen Stunden gewesen waren …
    Langsam schlurfte Mika die Treppen hoch. Jede Stufe offenbarte eine Erinnerung. Timeas Augen. So sanft. So leidenschaftlich. Ihr Mund. Oh ja . Wie sie sich anfühlte, wie sie … Mika blieb stehen. Die Hand umklammerte das Geländer. Erst musste sie sich sammeln. Sie durfte nicht die nächste Stufe nehmen. Wer wusste, welche Erinnerung dahinter verborgen war? Vermutlich die, als Timea ihr eine Affäre vorgeschlagen und dabei nur Sex im Kopf gehabt hatte.
    Forschen Schrittes überwand Mika den Rest der Treppe. »Du wirst es schon noch merken, Timea Illay«, schimpfte Mika den Flur entlang. »Du liebst mich. Ob du willst oder nicht.« Schnell schloss sie die Zimmertür hinter sich, um die Zweifel auszusperren. Damit auch wirklich nichts in ihr Schlafzimmer dringen konnte, lehnte sie sich noch mit dem Rücken an die Tür. Das Bett fest im Blick.
    Darin war es bestimmt kalt.
    Warum war sie überhaupt hier? Sie hätte doch in ihrer Wohnung bleiben können.
    Allerdings ohne Timea. Und dann wären Mika die fünfundzwanzig Quadratmeter viel zu groß vorgekommen.
    Also: Schäfchenzählen war angesagt und dann schlafen.
    Während sie sich auszog, grübelte Mika vor sich hin. Bei welcher Zahl war sie eigentlich gestern Nacht stehengeblieben? Schmunzelnd legte sie sich ins Bett. Genau sieben flauschige, weiße Wollknäuel waren über den Zaun gesprungen. Und ein schwarzes. Mit Mikas Gesicht. Kein Wunder, dass sie immer wieder von vorn hatte anfangen müssen. Weil dieses schwarze Schaf ständig für Unruhe gesorgt und die anderen vom Springen abgehalten hatte. Es gab halt so viel zu erzählen. Derweil das schwarze Schaf schon wieder damit begann, merkte Mika, dass sie doch langsam müde wurde.
    Für Timea Illay begann der nächste Morgen mit der Gewissheit, dass sie etwas Falsches getan hatte. Das Erstaunliche war, dass sich dieses Falsche unglaublich richtig anfühlte. Vielleicht war sie deshalb wach, ohne die Augen aufzubekommen.
    Wie viel Schlaf brauchte man eigentlich, wenn die Hormone innerhalb weniger Stunden zu einem Sammelsurium aus singenden, schwingenden, lauten und leisen Tönen wurden?
    Es waren genau drei, wie sie feststellte. Drei Stunden, ohne wirklich zu schlafen. Weil irgendwo in einer dunklen Ecke ein lästiger Kobold ständig missbilligend den Kopf schüttelte.
    Am liebsten hätte sich Timea unter der Decke verkrochen, aber es half nichts. Irgendwann musste sie sich aus dem Bett schälen und den Tag beginnen. Ihre Großmutter wartete bestimmt schon auf sie.
    Neugierde lag in der Luft, als Timea das Esszimmer betrat. Das spürte sie genau. Sie wusste aber auch, dass ihre Großmutter sich in der Regel beherrschen konnte. Sie stellte ihre Fragen überlegt und nie sofort, sondern punktgenau. Das bedeutete für Timea: Achtsamkeit. Was wollte sie preisgeben, und was nicht?
    »Wie war der Abend mit Mika?«, begann Adrienn Illay in ihrer gewohnt ruhigen Art. »Oder sollte ich fragen: Wie war die Nacht?«
    Wunderschön. Einzigartig. Berauschend. All das ging Timea durch den Kopf. Aber das war nichts, was sie ihrer Großmutter sagen wollte. »Falls du Details von mir hören willst«, erwiderte sie daher, »muss ich dich enttäuschen.«
    »Liebes«, meinte die Großmutter. Sie tastete nach Timeas Hand, drückte sie leicht und zog sich wieder zurück. »Ich möchte nur wissen, ob ihr euch endlich einig seid.«
    Mit den Fingerkuppen zeichnete Timea unsichtbare Muster auf die Tischdecke. Lächelte. Ihre Augenlider senkten sich langsam. »Ja«, flüsterte sie und räusperte sich sofort. »Wir haben alles geklärt.«
    »Kann es auch etwas genauer sein?«, hakte die Großmutter nach. Sie hielt den Kopf leicht schräg, wartete, trank ihren Tee und versuchte wohl, in die Gedankenwelt ihrer Enkeltochter einzudringen.
    »Mika wird heiraten. Das steht fest.«

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