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Nerd forever

Nerd forever

Titel: Nerd forever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Theisen
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Kind ist jetzt ein Schulkind.«
    Papa scheint sich an nichts erinnern zu können. Seine Brille beschlägt prompt. Wenn er zu viel denkt, schwitzt sein Hirn und das Glas beschlägt. Es ist immer ein bisschen unheimlich. Er schnüffelt in die Luft, schaut mich an und meint dann zu Mama: »Ach, deshalb riecht unser Sohn so.«
    Mama nickt verständnisvoll und Sarah hält sich die Nase zu. »Bäääh! Du stihiiiinkst!«
    Ich selber rieche es gar nicht mehr, doch Papa befiehlt: »Ab unter die Dusche.«

    Nerds baden nie, Nerds duschen nur. Wer liegt schon gerne in seinem eigenen Siff? Ich jedenfalls nicht. Ihr etwa? Während ich unter der Dusche stehe, stelle ich mir vor, dass alles wieder wie früher ist. Doch als ich mein Zimmer betrete, kauert der Türsteher k.o. auf meinem Schreibtisch, herausgerissen aus seiner USB-Buchse, und mein PC ruht zerstört auf dem Boden. Sein
ganzes Inneres ist weg. Nur noch ein paar Schnittstellen liegen auf dem Teppich, daneben bunte Haufen von Kabelkot. Sarahs Robota Pinki Panza war hier. Sie hat alles gefressen und gleich verdaut. Oh Gott. Das muss ein Gemetzel gewesen sein. Ich stelle mir vor wie Pinki Panza über meinen PC hergefallen ist. Ich weiß, dass Sarah fies ist, aber das hätte ich ihr nicht zugetraut. Selbst der Todesstern auf meinem Bademantel guckt traurig von der Brusttasche.

    »Wie war es denn nun in der Schule? Erzähl mal.« Mama steht hinter mir.
    »Was soll ich sagen? Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, so viel ist passiert.«
    »Na, dann erzähl es mir besser morgen, mein lieber Nerd.«
    Davon habe ich gelesen. Wenn du deinen Eltern wirklich etwas erzählen willst, haben sie immer Wichtigeres zu tun.

    Ich lege mich ins Bett, obwohl es noch nicht einmal dunkel ist, schließe die Augen und denke an Nerdine, wie sie mir durch die Glasscheibe oben aus der Bibliothek zugewunken hat. Dann sehe ich Rick, der sich eine Laugenstange quer in
den Mund schiebt, und den Hausmeister, der meinen Finger ins Aquarium mit den Piranhas steckt. Die Fleischfresser schwimmen auf meinen Finger zu, ihre Zähne blitzen scharf wie Rasierklingen und…

    … mein Wecker klingelt, reißt mich unbarmherzig mit einem »Steh auf, du Jedi-Ritter. Schule! Schule! Schule!« aus dem Schlaf. Es ist sieben Uhr morgens. Und zwar am nächsten Tag!
    So lange habe ich noch nie geschlafen. Den halben Tag und die ganze Nacht. Das muss von den gestrigen Abenteuern im Real Life gekommen sein.
    Ich schaue auf das Leuchten der Weckkonsole.
    »Steh auf, Jedi-Ritter. Schule! Schule! Schule!«
    Ich versuche, die Darth-Vader-Kombination zu drücken. Zweimal grün, rot, einmal?? Drücke auf blau. Falsch! Dann auf gelb. Falsch! Falsch! Falsch! Falsch! …
    »Steh auf, Jedi-Ritter. Schule! Schule! Schule!«
    Ich versuche es noch mal und noch mal. Keine Chance.
    »Mensch, Nerd! Das nervt. Stell endlich diesen Wecker ab!« Meine Schwester ist da und hat nur ein Handtuch um. Sie schiebt mich zur Seite und zeigt es dem Herrscher der Finsternis. Eine Minute später ist er still. »Na, da siehst du, was du von der Schule hast. Dir sind schon die ersten Hirnzellen abgestorben.«
    Mama kommt. »Du musst dich beeilen. Trödel nicht.« Sie drückt mir meinen Stundenplan in die Hand. »Hat mir die Schule geschickt, von Direktor Schmitt. Er sagt übrigens, dass du dich nicht gut betragen hast.« Ich will etwas zu meiner Entschuldigung sagen, aber Mama unterbricht mich: »Keine Ausreden, Junge. Du sollst dich gegenüber Lehrern höflich benehmen. Die nehmen uns Eltern so viel Arbeit ab. Und ich bin jetzt die Mutter von einem schulpflichtigen Kind.«

    Der Stundenplan: Die ersten beiden Stunden habe ich Deutsch bei Rita Ranzig – meiner Klassenlehrerin, dann zwei Stunden Englisch bei Mrs Mistpickels … und morgen Schwimmen. Schwimmen? »Nein, Mama. Ich gehe nicht mehr zur Schule. Ich kann nicht schwimmen.«
    »Wenn Kinder sich aussuchen könnten, ob sie zur Schule gehen oder nicht, müssten die Lehrer die Straßen kehren. Du musst zur Schule. Sonst kommt die Polizei und holt dich ab.

    Wer einmal freiwillig in eine Schule gegangen ist, der muss jeden Schultag dorthin. Das ist Gesetz. Professor Pisa hat mir erklärt, dass er nun nicht mehr für dich zuständig ist.«
    »Schulpflicht ist heilig«, meint Papa.
    Wo kommt der plötzlich her? Und warum wollen alle auf einmal, dass ich zur Schule gehe? Nur weil das jetzt die neue Regel ist? Sind meine Eltern im Unser-Sohn-muss-zur-Schule-Modus.
    Sarah kriegt sich nicht mehr ein

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