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Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
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war, flößte ihm Ekel ein.
    Septimia stürzte den vollen Becher hinunter.
    »So, das bedeutet › S‹. Dein Name ist fertig.«
    Nun erhob sie sich und rief ihre Großthat hinüber nach Salvius Otho.
    »Klatscht Beifall!« sagte der Trinkrichter. »Unbedenklich sei dir der Preis erkannt, schöne Septimia. Hasdra, unsre kleine Phönicierin, wird sich beeilen, dir die Siegerkrone über die Stirn zu drücken.«
    Hasdra, die Vertraute Poppäas, trat bedächtig zwischen den Ahornstämmen hervor, wo sie bis dahin gramerfüllt auf der steinernen Bank gekauert. Das lärmende Festgelage hatte das leidenschaftliche Weh, das sie tief in der Brust verbarg, neu zur Flamme entfacht. Pharax, trotz der Ungelenkigkeit seines Briefstils ihr heiß bewunderter Abgott – Pharax, mit dem sie in aller Stille schon einig gewesen, hatte ihr schriftlich vermeldet, daß es mit seiner neuen Stellung als – Militärtribun nicht vereinbar sei, wenn er sie heirate. Am Schluß des Briefes stand freilich die sehr bestimmte Versicherung, daß er demungeachtet in herzlicher Freundschaft ihrer gedenken werde: aber was half das der armen, zierlichen Hasdra, der mit der Freundschaft ihres prächtigen Pharax ebensowenig gedient war, wie dem Hungrigen mit dem Verzeichnis der Tafelgänge – Sie war wie gelähmt. Ein verzehrender Haß brütete hinter den schattenden Wimpern. Jene Gerüchte also, die ihr zu Ohren gedrungen, hatten die Wahrheit gesprochen. Agrippina, die Mutter des Imperators – das Ungeheuerliche war nicht zu glauben! Freilich, wen die Gebieterin Roms in die Arme geschlossen, der mußte von dem Wahn seiner Größe betäubt werden. Die Phönicierin, die ja ohnehin für eine Barbarin galt, war nicht mehr gut genug; er übte noch Gnade, wenn er sich huldvoll zu der cordubanischen Ritterstochter Acerronia herabließ. O, diese rothaarige Bestie mit den giftigen Augen und dem ewig klaffenden Mund! Aber nein, Acerronia war ja nur das Werkzeug in der Hand Agrippinas! Acerronia war schuldlos im Vergleich mit der Kaiserin! Agrippina! Der Name klang der Phönicierin gleichbedeutend mit Folterqual und Entsetzen. Neben der gleißenden Tigerin auf dem Throne war Acerronia nur eine harmlose Wildkatze.
    Dies alles tobte, ungeahnt von der Gesellschaft, durch den bräunlichen Busen der kleinen, glutäugigen Orientalin. In der Rechten die rosengeflochtene Preiskrone haltend, die Linke aufs Herz gepreßt, trat sie heran, verneigte sich vor Septimia, die jetzt doch die Wirkungen ihres abgetrunkenen › TIGELLINVS‹ ernstlich verspürte, und setzte ihr den kunstvoll getürmten Festschmuck mit aller Grazie aufs Haupt.
    »Tigellinus!« seufzte Septimia, dem Agrigentiner schlaff an die Brust sinkend. »Ich will dich erhören. Ich will dein sein, schlanker Sophonius, dein . . . dein . . .«
    Der Agrigentiner löste sich höflich aus ihrer Umstrickung.
    Die reizende Chloris hatte inzwischen ihr Lied beendet, unbekümmert darum, daß sie während der Krönung Septimias wenig Beachtung fand. Sie zögerte, ob sie ein zweites hinzufügen sollte. Salvius Otho schnitt ihren Zweifel ab. Den rebenumkränzten Becher hoch in der Rechten schwingend, rief er mit etwas lallender Stimme: »Die große Pause!«
    Wer noch dazu fähig war, erhob sich, um allein oder zu zweien in die prächtige Wildnis zu schlendern, die Othos Vater hier groß gezogen.
    »Du entschuldigst mich einen Augenblick,« sagte der Agrigentiner zu seiner Partnerin. »Ich habe drei Worte mit Chloris zu reden.«
    »Mit der Kitharaspielerin?« fragte Septimia. »Du? Also doch . . .«
    »Rein Geschäftliches. Ich bedarf ihrer, – übermorgen für die Seefahrt, die ich geplant habe. Ich hoffe, der Kaiser und die schöne Septimia werden zufrieden sein.«
    Sie strahlte nun selbstgefällig über das ganze Gesicht, während der Agrigentiner die rhodische Sängerin heimlich beiseite nahm.
    »Du kommst also?« fragte er, langsam ihre Linke ergreifend.
    Chloris erbebte. Schweigend sah sie zu Boden.
    »Willst du nicht antworten?« fuhr Tigellinus fort.
    Seine aristokratischen Finger glitten bedächtig an ihrem entblößten Arme hinauf.
    »Ich weiß nicht, ob mir's Artemidorus gestatten würde,« sagte sie bänglich.
    »Artemidorus? Der Freigelassene des Flavius Scevinus? Ja, beim Castor, ist denn Artemidorus dein Vormund?«
    »Das nicht, – aber mein Bräutigam.«
    »Lächerlich! Eine harmlose Kinderei! Glaubst du im Ernste, daß er dich heiraten wird? Er denkt nicht im Traum daran. Heute die Chloris, morgen

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