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Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
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schweigen?«
    »Nein, Barea! Bei der Abstimmung werden wir laut und allem Volke vernehmlich unser ›Nichtschuldig‹ sprechen. Nur die offenkundige Feindseligkeit ist verfrüht. Willst du, daß er die wenigen Träger der Freiheitsidee meuchlings ermordet? Ich dächte, wir hätten eine höhere Mission zu erfüllen. Glaube doch, mir kocht's in den Adern – stürmisch wie dir! Aber ich zähme mich. Die Stunde der Abrechnung wird schon herankommen.«
    »Du hast recht. Still, mein Flavius! Unser Geflüster scheint den Glatzkopf dort an der Ecke zu interessieren.«
    »Den Verwandten des Agrigentiners?«
    »Jawohl, den widerwärtigen Cossuthianus. Seit jener Streitsache mit den Kilikiern ist er uns aufsässig wie ein Dämon.«
    Sophonius Tigellinus hatte die Demonstration des Thrasea Pätus mit einem spöttischen Achselzucken beantwortet. Ohne sich weiter um die Bewegung in den Reihen der Senatoren zu kümmern, schritt er zum Verhöre der Zeugen.
    Die Freigelassenen Octavias wurden einzeln vorgeführt.
    An erster Stelle ein bildschöner Jüngling mit Namen Alkinous, dessen aschfahle Blässe die unsäglichste Angst verriet . . .
    Er hatte sich durch die Güte der jungen Kaiserin Geldes genug erspart, um demnächst im Sabinerlande ein Gütchen zu kaufen und seine heißgeliebte dreizehnjährige Lalage heiraten zu können.
    Nun sollte er – unmittelbar vor der Schwelle des Glücks – seinen Körper zerbrechen lassen, um Zeugnis abzulegen für die Unschuld Octavias, ein Zeugnis, das vielleicht fruchtlos gemacht wurde durch das abgefolterte ›Schuldig!‹ der andern.
    Ein sichtbarer Schauer überrieselte seinen Leib, da ihm nun Tigellinus die Frage zurief: »Freigelassener, was ist dir von dem ehebrecherischen Verhältnis zwischen der Gattin des Imperators und jenem schmutzigen Hund von Aegypter bekannt geworden?«
    »Herr –,« sagte der Jüngling mit einem prüfenden Blick auf die bereitstehenden Folterknechte, ». . . ich . . . es mag ja wohl sein . . . ich hörte . . .«
    Dann aber ergriff's ihn wie heilige Scham.
    »Zerreißt mich in Stücke!« rief er, die Fäuste ballend. »Meine Herrin ist rein wie das Sonnenlicht! Versammelte Väter, die ihr doch Frauen besitzt und Töchter, könnt ihr denn zweifeln, wenn ihr nur einen einzigen Blick in dieses hehre, unschuldsvolle Gesicht werft? Der Aegypter Abyssus war ihr allezeit ein getreuer Knecht, wie jeder, der sich in ihrem Dienste befand: aber wie hätte er wagen sollen . . .? Der Gedanke ist ja nicht auszudenken!«
    »Laßt uns prüfen, ob der Freigelassene Alkinous bei dieser Behauptung verharrt!« sagte der Agrigentiner mit einer Gebärde gegen die Folterknechte.
    Die handfesten Sklaven traten herzu, packten ihr Opfer mit wunderbarer Geräuschlosigkeit und spannten es auf eine längliche Maschine aus Stahl, die ›das Ruhebett des Prokrustes‹ genannt wurde.
    »Sie ist schuldlos!« beteuerte Alkinous unablässig.
    Die Schraube ward angezogen.
    »Stärker!« befahl Tigellinus.
    Jetzt, da ihm die gräßliche Qual fast die Besinnung raubte, rief der Jüngling verzweiflungsvoll: »Gnade! Gnade! Ich will alles bekennen!«
    »Gebt's ihm gelinder!«
    Die Schraube ging um eine Drehung zurück.
    »Laß mich frei!« schrillte es immer noch herzzerreißend von seinen Lippen.
    Ein Wink; die Folterknechte ließen ihn los.
    »Du bekennst also?« fragte der Agrigentiner.
    »Ja.«
    »Du hast die Frevlerin überrascht?«
    »Ja.«
    »Sie suchte dich zu bestechen?«
    »Ja.«
    »Sie gab dir Geld?«
    »Ja.«
    »Wieviel?«
    »Ich weiß nicht. Hunderttausend Denare.«
    »Gut! Das sind schätzbare Aufschlüsse. Du kannst dich entfernen.«
    Gesenkten Hauptes schritt der Jüngling von dannen.
    Plötzlich sah er sich um. Feierlich hob er die Rechte, die von der ausgestandenen Marter noch zitterte.
    »Und sie ist dennoch schuldlos!« rief er mit Donnerstimme.
    »Du widerrufst?« lächelte Tigellinus. »Nun, wir erörtern das noch. Nehmt ihn fest, Leute! Zuvor aber hören wir wohl die übrigen.«
    Der nächstfolgende war ein stattlicher vierzigjähriger Mann, der Weib und Kind hatte.
    »Spart euch die Mühe,« sagte er gleichmütig zu den Tortursklaven. »Meine Herrin ist unschuldig. Ob ihr mich nun auseinander zerrt oder nicht: ich verharre dabei. Das wär' eine schöne Treue, die sich um einiger Schmerzen willen in Lüge verkehrte. Da, nehmt mich hin! Athenäus fürchtet sich nicht vor denen, die nur den Leib töten.«
    Auf die Folter gebracht, zuckte er nicht mit der

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