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Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
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werdet ihr ausrichten gegen die sechzig, die euch von allen Seiten umspannt halten? Zudem – du weißt, die Kriegsknechte schwärmen für Agrippina. An meinem Finger jedoch glänzt der Siegelring der Gewaltigen, der euch beweisen wird, daß ich alles in ihrem Namen geredet. Auch ein Schreiben führe ich mit . . .«
    »Gut. So warte!«
    Die dröhnenden Hufschläge und jetzt das lebhafte Zwiegespräch des Pallas mit dem Ostiarius hatten bereits die meisten Insassen der Villa aus dem Schlafe geweckt.
    Acte selber, eine schneeige Stola über dem Untergewand, schritt in das Atrium. Man entzündete Fackeln und Pechpfannen. Rechts und links stürzten die Sklaven und Freigelassenen Actes, mit Schwertern und Lanzen bewaffnet, aus den Hallen hervor, während vom Peristyl her die Leibwache, die der Kaiser für sein blondlockiges Liebchen ausgewählt hatte, in militärischer Haltung hereintrat.
    Der Führer der kleinen Garde begab sich nun mit dem Ostiarius an die Hausthüre, und fragte in einem Tone, der den Pallas eine Sekunde lang doch etwas stutzig machte: »Was bedeutet dieser nächtliche Unfug? Ich bin kaiserlicher Centurio und vertrete hier voll und ganz den Beherrscher des Erdkreises.«
    Pallas gab ihm nach kurzem Besinnen die gleiche Erklärung, wie vorhin dem Ostiarius.
    »Du trägst den Siegelring Agrippinas,« versetzte der Kriegsmann. »Wisse, unsre Gebieterin trägt den Ring des göttlichen Imperators. Den Schluß ziehe dir selbst!«
    »Ich ziehe nicht Schlüsse, sondern ich handle. Die Kaiserin-Mutter befiehlt mir, Acte, die Freigelassene des Nicodemus, unverweilt nach der albanischen Villa zubringen.«
    »Um diese Stunde?« lachte der Kriegsmann. »Bist du verrückt, Herr? Zieh nur getrost ab mit deinen Soldaten und störe uns hier nicht weiter die Nachtruhe! Nero, der Imperator, hat uns befohlen, jedem, der uns verdächtig erscheint, den Eintritt zu weigern – selbst bei Tage, geschweige denn in der Nacht, wo nur Verbrecher und Straßenräuber ihrem Gewerbe nachgehen.«
    »Thut mir leid,« sagte Pallas ironisch. »Wir dürfen nicht unverrichteter Sache zurückkehren. Ich leiste dir Bürgschaft mit allem, was ich habe und bin, daß Agrippina dem holden Liebchen des Imperators kein bitteres Wort sagt.«
    »Was du hast, könntest du schließlich wieder zurückfordern; was du bist, weiß ich nicht. Schwerlich etwas Gediegenes: denn sonst würdest du dich für solche Henkersdienste nicht hergeben. Zudem meldet mir einer, der euch vom Dach aus gesehen, daß ihr Kapuzen tragt und eure Gesichter zur Hälfte verhüllt habt. Soll ich euch raten, so zieht mir schleunigst von dannen, eh' euch die Stadtkohorte ertappt: sonst wird der gestrenge Präfekt euch möglicherweise ans Kreuz nageln.«
    »Du widerstrebst also?«
    »Ich widerstrebe.«
    »So mögen die Folgen über dein Haupt kommen. Vorwärts, Leute! Erbrecht die Hausthür!«
    »Den ersten, der durch die Bresche steigt, stoße ich nieder,« rief der Centurio. »Diesen Engpaß werden wir hoffentlich noch verteidigen können.«
    Drei von den Soldaten des Pallas traten heran. Ihre gewaltigen Aexte holten mit unheilverkündendem Schwunge aus, und wetterten dann wie Donnerkeile dumpfdröhnend herab.
    Die breiten eisernen Buckeln leisteten eine Zeit lang kräftigen Widerstand.
    Beim sechsten Schlage jedoch fingen sie an, sich zu lösen und abzubröckeln; das Holz erkrachte in allen Fugen; ein Angelzapfen zerbarst, und im nächsten Moment stürzte das Ganze tollprasselnd über den Haufen. Selbst der schwere eiserne Riegel war aus der Kramme gewichen.
    Die keuchenden Beilschläger traten sofort beiseite, und drohend gezückten Schwertes stürmten die Kampfsoldaten voran.
    Actes Leibgarde und selbst ihre Sklaven und Sklavinnen standen jedoch bereit, den Friedensstörern einen heißen Empfang zu gewähren.
    Gleich die vier ersten der Angreifer fielen wie taumelnde Jagdtiere in die entgegengestemmten Langschwerter.
    Einen, der sich geduckt an den sinkenden Kameraden vorbeidrängen wollte, traf der Todesstoß von der Breitklinge Phaons, des treuen Haussklaven des Imperators.
    Aber die übrigen schoben mit unwiderstehlichem Anprall ihre Toten und Verwundeten vor sich her.
    Brust und Bauch mit dem Schilde bedeckend, erreichten sie so durch den engen Thürgang das Atrium, wo sich nun ein Gefecht entspann, das angesichts der erregten Gemüter für beide Teile furchtbar zu werden versprach.
    Da plötzlich ertönte ein greller Pfiff.
    Die Vermummten zogen sich augenblicklich

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