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Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
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einige Zeit in Rom zu verweilen, unterdes aber durch seinen Vertrauten Sophonius Tigellinus für Acte eine freundliche Unterkunft in dem volkreichen Bajä zu suchen, wo Nero selbst eine prachtvolle Villa besaß. Er wohnte dann der Welt gegenüber allein, und verstieß nicht gegen die äußeren Rücksichten, die er seiner Gemahlin schuldete. Unbemerkt aber konnte er seiner Acte ins Auge schauen, so lang und so oft er's begehrte – und so schien doch, für einige Monate wenigstens, die Hauptfrage seines Lebens glücklich gelöst.
    Es war just um die Stunde, da Nero in seinem Cubiculum diesen Entschluß gefaßt hatte und sich beruhigt aufs Lager streckte, als eine Schar Berittener vom Albanergebirge her nach der Appischen Straße sprengte.
    Große lederne Mäntel, unter denen die Klinge des Breitschwerts hervorlugte, schützten die Männer gegen die Unbill der Witterung.
    Die Nacht war, trotz des rieselnden Regens, von einer mattgrauen Helligkeit: über dem langsam verschwimmenden Dunstgewölk stand der Mond.
    An der Spitze der Kavalkade ritt, völlig vermummt, Pallas, der Vertraute der Kaiserin.
    Er war es gewesen, der Zeit und Gelegenheit ausgespäht, der Acte beobachtet, ihre Wohnung entdeckt und die Kaiserin Agrippina mehr und mehr aufgehetzt hatte.
    Jetzt führte er einen Plan aus, der besser noch
seinem
innersten Wollen entsprach, als dem der Fürstin.
    Die rasendste Eifersucht wühlte ihm durchs Gebein, die verzehrendste Wut auf die Glücklichen, die hier draußen in der schweigsamen Villa den Frühlingstraum ihrer ersten Liebe genossen.
    So ungerecht verteilte das Schicksal Wonne und Elend, Segen und Fluch!
    Wie mußte sie diesen Knaben vergöttern, wenn sie es vorzog, nach Art der römischen Libertinen seine Geliebte zu werden, indes doch er, Pallas, ihr die Hand zum Ehebündnis geboten! Und war denn Nero, trotz seiner vornehmen Herkunft, mehr als Pallas, der Freigelassene, der aus nichts alles geworden, der sich selber emporgehoben, der durch seine Beeinflussung der Kaiserin-Mutter oft mehr wirkte und schaffte, als der lüsterne Zögling des Seneca samt seinem Lehrer . . .?
    Pallas hatte bereits am dritten Tage nach jener peinlichen Scene zwischen dem Kaiser und Agrippina leise Andeutungen gewagt, Beifall geerntet, und schließlich den Auftrag erhalten, das Unlösbare nach Art des macedonischen Alexander kühn auseinander zu hauen.
    Die Lavaplatten der Via Appia hallten weithin unter den Hufschlägen der bewaffneten Reiterschar, die vor dem Heiligtume des albanischen Mavors den Schwur hatte leisten müssen, alles, was diese nächtliche Unternehmung auch bringen werde, ewig geheimzuhalten, vor allem jedoch bei Strafe des Todes niemals merken zu lassen, daß der gefürchtete Pallas an ihrer Spitze gestanden.
    Weiter, weiter auf der gewaltigen Gräberstraße . . .
    Alles ringsum schien wie ausgestorben.
    Die Lichter in den hochragenden Prunkhäusern waren sämtlich erloschen. Die Inhaber weilten bereits auf ihren lauschigen Landsitzen, und die zurückgelassenen Hausverwalter ruhten seit lange auf ihren Pfühlen.
    Nach Verlauf einer halben Stunde schwenkten die Reiter nach links.
    Dreihundert Schritte noch, – und Pallas befahl den Mannschaften abzusitzen.
    Zwei der Bewaffneten ließ er bei den Pferden zurück.
    Mit den übrigen schritt er ans Ostium der Villa, wo Acte in süßem Schlummer lag, ließ den pantherköpfigen Klopfer dreimal wider das buckelbeschlagene Eichenholz dröhnen, und rief dann, als der Ostiarius von innen zur Thür trat, mit veränderter Klangfarbe: »Oeffne!«
    »Wer bist du?« gab der Sklave zurück.
    »Erkennst du nicht meine Stimme?«
    Der Thürhüter schwieg einen Augenblick.
    »Nein,« sagte er ruhig. »Aber wer du auch seist: was kann dich bewegen, zu so später Nachtstunde hier noch Einlaß zu heischen?«
    »Das sollst du erfahren, wenn du geöffnet hast.«
    »Ich kann und werde nicht öffnen, eh' ich's erfahren habe.«
    »Wahnsinniger!« gab ihm Pallas zurück. »Willst du dich um den Kopf bringen?«
    »Ich wüßte nicht, was den Kopf mir bedrohen sollte.«
    »Im Namen der Kaiserin Agrippina befehl' ich dir: Oeffne!«
    »Agrippina ist nur die Mutter des Princeps. Ich verweigere das Oeffnen – im Namen des Kaisers.«
    »So gebrauch' ich Gewalt.«
    »Gewalt wider den Imperator?«
    »Wie ich dir sage. Noch drei Minuten hast du Bedenkzeit.«
    »Die werde ich ausnützen, das Haus in Alarm zu setzen. Wir sind unsrer zwanzig, darunter zwölf germanische Kriegsknechte.«
    »Was

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