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Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
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Einwand.
    »Auf den Anger mit dem Verruchten!« schrie Nero empört. »Du meldest mich oder du stirbst!«
    Jetzt näherten sich einige Soldaten der Leibwache. Da sie den Kaiser erkannten, grüßten sie ihn mit ehrerbietigem Ave. Nero wiederholte ihnen den Wunsch, augenblicks Agrippina zu sprechen, nannte sie seine Getreuen und warf ihnen Gold zu.
    »Herr,« sagte ihr Obmann, »wenn du uns bei den Göttern gelobst, daß du nichts Feindseliges gegen die Fürstin im Schilde führst . . . Du hast ein großes Gefolge, vielleicht gar eine Kohorte des Burrus . . .«
    Nero erbleichte.
    »Feindseliges? Ich, der Sohn, gegen die Mutter? Bist du von Sinnen?«
    Der Kriegsmann zuckte die Achseln.
    »Verzeihung, Herr, – aber man sprach davon . . .«
    »Wer?«
    »Und wenn du mich foltern ließest, ich könnte nicht antworten. Einer der Unsern vielleicht, oder ein Sklave . . . Es war nur ein flüchtiges Wort, das ich ganz im Vorbeigehen erhaschte . . .«
    Der Kaiser atmete schwer auf.
    So weit also war es gekommen! Agrippina fürchtete Uebles von dem leiblichen Sohne! Welch eine grauenhafte Verkehrung aller echten Gefühle! Wahrlich, man hätte sagen dürfen: ›Die da Uebles fürchtet, ist auch fähig, Uebles zu thun; die von Feindseligkeiten redet, plant selber Feindseligkeiten in ihrem Herzen!‹ Und hatte Nero nicht den klarsten Beweis dafür? Jetzt eben in dem Falle mit Acte?
    »Ich werde Sorge tragen, daß dein unverschämtes Gerede bestraft werde,« sagte er zu dem Soldaten.
    Dann zu den übrigen: »Ich allein, nur vom Staatsminister begleitet, werde die Herrscherin hier im Oecus erwarten.«
    Hierauf zu seiner Gefolgschaft: »Bleibt ihr draußen vor dem Vestibulum, bis ich zurückkehre!«
    »Welch ein Lärm!« erklang jetzt die ruhige Stimme der Kaiserin-Mutter, die an der Seite ihrer Gesellschafterin Acerronia ins Atrium trat, eh' noch der Kaiser die Schwelle des Oecus beschritten hatte. »Bist du es, geliebter Sohn? Laß dich umarmen! Was führt dich so frühe am Morgen hierher? Ist ein Unglück geschehen? Ich beschwöre dich, rede doch!«
    »Nicht vor deinen Trabanten,« erwiderte Nero.
    »So folge mir! – Acerronia darf doch zugegen sein?«
    Nero machte eine Gebärde, die für die rothaarige Pantherkatze nicht eben schmeichelhaft war.
    »Meinetwegen,« sprach er geringschätzig. Er hatte sie im Verdacht, die grollende Agrippina im Zorn gegen Acte bestärkt zu haben.
    Unter andern Verhältnissen würde das hübsche Katzengesichtchen mit den winzigen Sommersprossen und den meergrünen Augen, die im Fackelscheine dämonisch blitzten und blinkten, selbst dem Cäsar diese Gebärde erwidert haben. Diesmal aber blieb die rotgelockte Harpyie auffallend gleichgültig. Es spielte sogar ein eigentümliches Lächeln um den blühenden Mund; sie sah ganz danach aus, als sei sie eher zum Küssen geneigt, als zum Beißen. Agrippina, des stattlichen Militärtribunen Pharax gründlich müde geworden, hatte ihr nämlich gestern die erste Andeutung darüber gemacht, daß die haarglühende Cordubanerin bezüglich dieses ausgezeichneten Mannes hoffen dürfe. Pharax, einer der intelligentesten und stattlichsten Offiziere, von freier Herkunft, ja, wie sich neuerdings ›zuverlässig‹ herausgestellt, sogar der Sohn eines Ritters, habe der Kaiserin seine geheimsten Wünsche betreffs Acerronias ehrfurchtsvoll unterbreitet, und herzlich darum gebeten, die hohe Frau wolle seine Bemühungen unterstützen, – was sie natürlich ihm zugesagt, da ihr die stille Neigung ihrer Gesellschaftsdame für Pharax bekannt sei. – In Wirklichkeit hatte die Kaiserin ihrem ehemaligen Günstling ein hübsches Vermögen versprochen, falls er in die Verbindung mit Acerronia einwillige. Er könne alsdann, dafern's ihn gelüste, den Abschied nehmen, und an der Seite dieses reizenden Wesens ein vergnügliches Leben führen. – Die sonst so überschlaue Brandfackel ahnte natürlich nicht das Geringste von diesem Zusammenhang; sie glaubte fest an die uneigennützige Liebe des Militärtribunen; sie war selig wie ein errötendes Kind, das zum erstenmal gekost wird . . .
    Agrippina betrat ein kleines, mit persischem Luxus ausgeschmücktes Gemach, das einer der Prätorianer auf ihren Wink hatte erleuchten lassen. Nero folgte Arm in Arm mit dem Staatsminister. Dann erst kam die überlegen schmunzelnde Acerronia.
    »Wo ist Acte?« fragte der Kaiser, dicht zu Agrippina herantretend.
    »Was kümmert mich Acte?« versetzte die Kaiserin mit großer

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