Nervenflattern
hätte kotzen können.
»Schon gut. Ich hab ja nichts gegen ihn.«
Thilo Hain kam herein und setzte sich.
»Der Freund von Brill ist aufgetaucht. Die Kollegen haben ihn im Auto und sind auf dem Weg hierher.«
»Das ist doch mal eine gute Nachricht«, freute sich Lenz mit säuerlicher Miene.
»Was hat er denn?«, fragte Hain den Pressesprecher.
»Keine Ahnung. Die Nachricht von der Rückkehr des OB aus Berlin hat ihm die komplette Lebensfreude ausgetrieben. Aber frag mich nicht, warum.«
Hain imitierte den Tonfall des OB.
»Vermutlich, weil er einen Narren an unserem Kommissar Lenz gefressen hat, nicht, seit der ihm vom Polizeipräsidenten empfohlen wurde, nicht.«
Alle drei lachten, und Lenz war froh, dass seine Freunde und Kollegen keine weiteren Spekulationen anstellten.
20 Minuten später saßen Lenz und Hain mit Markus Leichter in einem Besprechungszimmer auf der gleichen Etage. Alle drei hatten einen Becher Kaffee vor sich stehen. Zwischenzeitlich hatte Lenz noch die SMS gelesen. Wie von ihm erwartet, hatte Maria das Treffen für den Abend abgesagt.
»Es tut mir leid, dass wir Ihnen Umstände machen mussten, Herr Leichter, aber Sie hatten recht mit Ihrer Annahme, dass Ihr Partner sich nicht das Leben genommen hat.«
»Ich bin heute Morgen aus der Pfalz zurückgefahren, wo ich einige Tage bei Freunden verbracht habe. Im Radio wurde über nichts anderes berichtet als über die Todesfälle in Kassel. Mir war sofort klar, dass es sich bei dem einen Opfer um Dieter handeln muss, was bedeutet, dass er umgebracht wurde. Nur, von wem? Und warum?«
»Das versuchen wir herauszubekommen, Herr Leichter. Wir haben Sie auch deswegen hierher bringen lassen, weil wir uns von Ihren Aussagen wichtige Erkenntnisse versprechen.«
»Bitte, wenn ich Ihnen helfen kann. Es macht mir im Übrigen nichts aus, dass Sie mich abholen ließen. Ich hätte ohnehin versucht, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen.«
»Schön.« Lenz klärte ihn über die Hintergründe von Brills Tod und den Einsatz des Nervenkampfstoffes auf. Leichter wirkte viel gefasster als noch drei Tage zuvor.
»Kannten Sie oder Herr Brill das andere Opfer?«
»Wer ist das andere Opfer?«
Lenz nannte ihm den Namen der Türkin, wann sie ermordet wurde und wo sie gearbeitet hatte.
»Es tut mir leid, Herr Kommissar, aber ich kann mich nicht erinnern, die Dame kennengelernt oder von ihr gehört zu haben. Ob Dieter allerdings im Rahmen seiner Tätigkeit für das Jugendamt mit ihr zu tun hatte, kann ich Ihnen nicht sagen. Hatte sie Kinder?«
Lenz überlegte.
»Schon, aber in einem Alter, in dem das Jugendamt keinen Einfluss mehr haben dürfte.«
»Sagen Sie das nicht. Manchmal musste Dieter bei Gericht auch Einschätzungen abgeben über Volljährige, wenn die nach dem Jugendgesetz bestraft werden sollten.«
»Aha.«
»Da war natürlich auch die eine oder andere türkische Familie betroffen. Aber ob es in diesem Fall eine Verbindung gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.«
»Das werden wir klären, aber es ist ein interessanter Hinweis.«
Leichter, der komplett schwarz gekleidet war und wieder nach teurem Parfum roch, lehnte sich zurück.
»Es will mir nicht in den Kopf, dass Dieter von jemandem so gehasst wurde, dass der ihn umgebracht hat. Zumal auf so eine Art und Weise.«
Er holte ein Taschentuch aus seiner Jacke und schnäuzte sich. Lenz hatte schwerste Bedenken, dass der Mann wieder anfangen würde zu weinen, aber diesmal hatte er sich unter Kontrolle.
»Wir stehen auch vor einem Rätsel, deswegen sind wir für jeden Hinweis dankbar. Ich habe Sie schon bei Ihrem letzten Besuch nach Menschen gefragt, die sich Herr Brill vielleicht zu Feinden gemacht haben könnte. Im Job, im Privatleben? Gibt es da irgendjemand, der Ihnen einfällt?«
»Sie meinen, ob Dieter in der schwulen Community Feinde hatte?«
»Zum Beispiel.«
»Ich habe es Ihnen schon gesagt, Herr Lenz, wir haben wie ein ganz normales Paar zusammengelebt. Die schwule Community hat uns nie sonderlich interessiert. Wir gehörten auch nicht zu denen, die auf Autobahnparkplätzen nach einer schnellen Nummer gesucht hätten. Und in der Szene haben wir uns sowieso nicht herumgetrieben, zumindest nicht in den letzten 11 Jahren.«
»Also keine Feinde?«
»Suchen Sie in den Akten des Jugendamtes, vielleicht werden Sie dort fündig. Ich kann Ihnen keine Feinde anbieten.«
Hain beugte sich nach vorne.
»Was ist mit alten Beziehungen? Gibt es da jemanden, den wir unter die Lupe nehmen könnten?«
»Oh
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