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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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zurück.
    Lenz sah sich den Türken an. Das war nicht der Täter, den sie suchten. Auch war nichts mehr vorhanden von der großen Geste, mit der er im Polizeipräsidium Eindruck machen wollte.
    »Also, warum wollten Sie abhauen?«
    »Ich hab Dope in meiner Hosentasche.«
    »Was und wie viel?«
    »Nur ein bisschen Shit. Haschisch. Ich wollte heute Abend auf eine Party und hab es gestern besorgt.«
    Hain trat neben den Jungen und griff ihm in die rechte Hosentasche.
    »Andere Seite«, sagte der Türke und senkte den Blick.
    »Wenn mein Alter davon erfährt, bin ich geliefert. Ich hab schon zweimal Ärger gehabt deswegen.«
    Hain zog etwas silbrig Glänzendes aus Bilicins Hosentasche. Es war ein in Stanniolpapier gewickeltes Stück Haschisch. Nicht sehr groß, aber zu groß, um als Eigenverbrauch durchzugehen. Der Polizist roch daran und rümpfte die Nase.
    »Junge, davon musst du ja ein Kilo rauchen, um high zu werden. Was zahlt man denn dafür?«
    »50 Euro.«
    Hain grinste und sah Lenz an.
    »Ich sollte ihm für seine Doofheit eine runterhauen, sich von seinem Dealer so dermaßen bescheißen zu lassen.«
    Lenz betrachtete das Haschisch.
    »Du hattest schon öfter Ärger wegen deiner Kifferei?«
    »Ja. Einmal musste ich 40 Stunden im Altersheim arbeiten, weil ich mit einem Stück erwischt wurde.«
    »Gab es eine Gerichtsverhandlung?«
    »Klar.«
    »Und da hast du Dieter Brill kennengelernt.«
    »Wen?«
    »Dieter Brill vom Jugendamt?«
    »Kenne ich nicht.«
    In diesem Moment wurde eines der Fenster des Hauses, hinter dem sie standen, geöffnet. Ein Mann, der wie seine eigene Karikatur aussah, hängte sich mit den Unterarmen auf das Fensterbrett und sah zu ihnen herüber. Er trug ein ehemals weißes Unterhemd und hielt eine Zigarette in der Hand. Seine Haare schrien stumm nach einer Wäsche.
    Lenz sah sich um. Sie standen zwischen dem Haus und einer Waldschneise.
    »Mach ihn los«, forderte er seinen Mitarbeiter leise auf.
    Hain griff in seine Hosentasche, nahm einen Schlüssel heraus und öffnete die Handschellen. Der Junge massierte sich mit übertrieben schmerzverzerrtem Gesicht seine Handgelenke.
    »Ham se ihn endlich mal erwischt?«, rief der Mann von der Fensterbank und gab dabei den Blick auf ein Gebiss frei, an dem sich ein guter Kieferchirurg sicher hätte monatelang austoben können.
    Lenz nahm den Jungen am Arm und zog ihn in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Du hältst jetzt einfach den Mund«, zischte er leise.
    »Ein Irrtum. Bedauerlich, aber ein Irrtum«, rief er dem Mann am Fensterbrett laut zu. »Wir müssen uns bei dem Herrn entschuldigen.« Er nahm demonstrativ Bilicins Hand und schüttelte sie. Dann zog er ihn weiter und um die Hausecke. Hain folgte ihnen mit schief gelegtem Kopf.
    Auf der kurzen Seite des Hauses, die sie jetzt erreicht hatten, blieb Lenz stehen. Hier gab es nur kleine Fenster mit Milchglas, also vermutlich Toiletten.
    »Ich mache dir jetzt zwei Vorschläge«, sagte er. »Der erste ist, dass wir dich mitnehmen und den Kollegen vom Rauschgiftdezernat übergeben. Was dann passiert, kannst du dir ausrechnen. Vorschlag zwei erkläre ich dir am Montag im Präsidium. Wenn du ja sagst und nicht kommst, schicke ich ein paar Kollegen, um dich abzuholen. Dann sehen wir uns vor Gericht wieder wegen deines Blödsinns hier. Und dann geht es nicht nur um Haschisch, sondern auch um Widerstand gegen Vollzugsbeamte. Verstanden?«
    »Ja.«
    »Also sehen wir uns am Montag.« Er drückte dem Jungen seine Karte in die Hand.
    »Ruf mich an, dann machen wir die Uhrzeit aus. Und jetzt verschwinde.«
    »Was war denn das jetzt?«, fragte Hain, als der Türke um die Ecke gebogen war.
    »Hättest du es anders gemacht?«
    »Ich hätte ihm wenigstens die Reinigung meiner Klamotten aufs Auge gedrückt.«
    Lenz grinste und lief los.
    »Aber dein Sprung, Thilo, alle Achtung. Da hätte Tarzan seine Freude dran gehabt.«
    »Wirklich? Sah gut aus, meinst du?«
    »Wie bei einem Profi.«
    »Du verscheißerst mich jetzt, oder?«
    »Ja.«
    »Mistkerl.«
    Lenz blieb stehen und sah ihn von oben bis unten an.
    »Wenn du mich so zu den Bilicins begleitest, könnte das zu ernsten diplomatischen Verwicklungen führen. Besser, du wartest im Auto auf mich.«
    »Klar, großer Meister. Ich bin nass und mir ist kalt, aber das interessiert ja hier kein Schwein.«
    »Von mir aus kannst du auch aufs Präsidium fahren. Ich komme mit der Bahn zurück.«
    »Und was soll ich auf dem Präsidium? Meinen frischen Klamottensatz hab

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