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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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einer Horde nordhessischer Eierdiebe zu tun haben oder mit ein paar übergangenen und deshalb trotzigen Documentakünstlern.«
    Er klopfte sich mit der flachen Hand auf die Jackentasche, in der kurz zuvor die Speicherkarte verschwunden war.
    »So was kriegen Sie nicht an der nächsten Straßen-ecke zu kaufen.«
    Lenz nickte.
    »Wenn, wie Sie selbst einschränken, es sich nicht um einen saublöden Scherz handelt.«
    »Ich gehe davon aus, dass sich in dem Röhrchen die nicht gemischten Bestandteile eines Nervengiftes befinden. Sollte jemand die Trennwände zerstören, verbinden sich die getrennt nicht sonderlich gefährlichen Stoffe und schaffen so die Basis für viele Tote. Um auf so eine Idee zu kommen, bedarf es schon einer Menge Hintergrundwissen.«
    Lenz sah den BKA-Mann an.
    »Als ob ich Nitro und Glycerin getrennt durch die Gegend fahre und einen Unfall habe, bei dem es sich vermischt. Dann macht es Bumm.«
    »Exakt«, stimmte Fleischer ihm zu.
    »Und das haben Sie jetzt so schnell durchschaut?«, wunderte sich Hain.
    »Es ging nicht ganz so schnell. Seit ich den Bericht gelesen habe und weiß, dass dieser Schwule das Soman über den Rücken aufgenommen hat, habe ich die Möglichkeit in Betracht gezogen. Zumal sich seine letzten Lebensminuten in einem Autositz abgespielt haben, wo eine Binärladung relativ leicht unterzubringen ist.«
    Lenz sah aus den Augenwinkeln, dass in diesem Moment die Soldaten das Gebäude verließen. Fleischer folgte seinem Blick.
    »Kommen Sie mit«, forderte er Lenz und Hain auf und ging auf den Panzer zu.
     

23
    Einer der beiden Soldaten machte gerade einen weiteren Test der Umgebungsluft. Dann nahmen beide die Hauben von ihren verschwitzten Köpfen, zogen die wulstigen Handschuhe aus und streiften die Atemschutzmasken ab. Der eine kletterte in den Innenraum des Panzers und fing an, sein kleines Analysegerät an die Schnittstelle eines größeren Messgerätes anzuschließen.
    »Hallo, Herr Fleischer«, grüßte der andere. Lenz und Hain bedachte er mit einem kurzen Kopfnicken.
    »Und?«, fragte Fleischer ernst.
    »Komische Sache …«, begann der Soldat zögernd.
    »So eine Konstruktion haben weder mein Kollege noch ich jemals gesehen. Als ob einer mit dem Chemiebaukasten herumexperimentiert hätte. Aber es deutet alles darauf hin, dass es sich um eine primitive Binärwaffe handelt.«
    Von wegen Hightech, dachte Lenz.
    »Irgendwelche Hinweise, was genau es sein könnte?«
    »Klare Flüssigkeiten, mehr wissen wir nicht. Und die Glaskolben sind von außen optimal gereinigt. Unsere Messungen da oben haben keine Hinweise auf eine Kontaminierung ergeben.«
    »Das heißt, das Haus ist freigegeben?«
    »Von uns aus, ja. Wir haben das Objekt in einen Transportzylinder verpackt und bringen es gleich ins Labor. In etwa zwei Stunden wissen wir, was drin ist. Oben liegt noch ein Schreiben, das in dem Päckchen gesteckt hat, auch das ist von uns untersucht worden. Sie können es bedenkenlos erkennungsdienstlich behandeln lassen.«
    »Rufen Sie mich bitte sofort an, wenn die Ergebnisse vorliegen!«
    »Klar, mache ich. Aber jetzt will ich erst mal was trinken.«
    Die drei Polizisten gingen ins Gebäude. In der Halle standen noch immer einige Feuerwehrleute, darunter auch der Truppführer, den Fleischer weggeschickt hatte. Er bedachte den BKA-Mann mit einem bösen Blick. An einer alten Druckmaschine vorbei gingen sie zur Treppe und von dort in den vierten Stock. Fleischer schien über die Örtlichkeiten bestens informiert zu sein.
    Lenz registrierte, dass alle Wände in dem Gebäude in hellem Sichtmauerwerk gehalten waren, was ihm einen Touch von Industriearchitektur verlieh. Oben angekommen, wurden sie von einem Feuerwehrmann in Empfang genommen und in ein Büro geführt. Dort saß ein untersetzter, kreidebleicher Mann in einem Bürostuhl und atmete schwer.
    »Das ist der Herr, der das Päckchen aufgemacht hat«, stellte der Feuerwehrmann ihn vor. »Er ist gerade mit dem Fahrstuhl wieder hier oben angekommen. Weil er noch einige Artikel schreiben muss, sagt er.«
    Fleischer ging auf den Mann zu und gab ihm die Hand.
    »Wir müssen uns bei Ihnen für Ihre Umsicht bedanken, Herr …?
    »Ditzel, Willi Ditzel. Vielen Dank, aber ich hatte nicht vor, den Helden zu spielen.«
    »Das war ganz richtig so, Herr Ditzel. Und jetzt erzählen Sie uns bitte noch einmal jedes Detail, an das Sie sich erinnern können.«
    Der Redakteur schilderte in kurzen Worten die Ereignisse bis zu dem Moment, als er aus dem

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