Nervenflattern
verändert.«
Emina Laukel wandte sich Hain zu.
»Bitte schalten Sie nicht aus. Bei uns läuft den ganzen Tag Musik, wenn jemand zu Hause ist.«
»Gerne.«
»Ist mein Mann nicht hier?«
Lenz ging ihr ein paar Schritte entgegen.
»Doch, sicher, er sucht nach einem Foto seiner Exfrau.«
»Aha«, machte sie knapp. »Haben Sie schon etwas herausgefunden, seit Sie uns letzte Nacht verlassen haben?«
»Wir waren in Hofgeismar. Zu mehr war leider noch keine Zeit.«
»Und?«
»Dort wohnt niemand mehr. Wir sind gerade dabei, unsere weiteren Schritte zu planen. Dabei wäre das Foto eine große Hilfe.«
»Seien Sie vorsichtig, Herr Kommissar. Simone ist ein Monster. Ich werde nie verstehen, wie Kurt es so lange mit ihr ausgehalten hat.«
»Wir haben ein gemeinsames Kind, das verbindet.« antwortete Laukel, der mit einem Papier in der Hand das Zimmer betreten hatte und seine Frau umarmte.
»Aber richtig verstehen kann ich es heute auch nicht mehr.«
Er ließ sie los und überreichte Lenz das Bild.
»Das ist sie. Allerdings ist das Foto schon älter als vier Jahre. Und Simone hat ihr Äußeres oft verändert. Hier trägt sie die Haare lang und blond, aber sie hat sie auch schon dunkel und kurz getragen.«
Lenz betrachtete die Frau auf dem Foto, die ihn an eine amerikanische Schauspielerin erinnerte. Deren Name fiel ihm aber nicht ein.
»Vielen Dank, Herr Laukel.«
Er sah den Architekten ernst an.
»Das Haus in Hofgeismar ist verlassen und bis auf ein paar Kleinigkeiten leergeräumt. Es sieht so aus, als sei Ihre Exfrau untergetaucht. Haben Sie eine Idee, wo wir nach ihr suchen könnten?«
Der Architekt dachte einen Moment nach.
»Schwierige Frage. Simone hat so gut wie keinen eigenen Freundeskreis gehabt, als wir noch verheiratet waren. Sie hat immer viel gelesen, war gerne zu Hause, und hat sich um Kevin gekümmert. Deswegen fällt es mir schwer, Ihnen einen Tipp zu geben, wo sie sich versteckt halten könnte.«
»Jede Frau hat doch angeblich eine beste Freundin«, gab Hain zu bedenken.
»Wenn dem wirklich so sein sollte, dann ist Simone Tauner die berühmte Ausnahme. Ich jedenfalls habe nie eine Freundin kennengelernt.«
»Schon komisch. Hat Sie das nicht stutzig gemacht?«, hakte Lenz nach.
»Mich hätte so vieles stutzig machen müssen, Herr Kommissar. Aber nein, ich bin aus diesem Albtraum erst aufgewacht, als ich Emina kennengelernt habe.«
Lenz sah sich um.
»Ihr Haus hier in Kassel ist so anders als das in Hofgeismar. Der Unterschied ist gewaltig.«
»Zum Glück, ja. Dieses Haus hier hat Emina entworfen, als wir uns noch gar nicht kannten. Als es dann kurz nach unserer Heirat zum Verkauf stand, haben wir zugegriffen. Wir lieben es, hier zu wohnen. Das Haus in Hofgeismar haben meine Eltern gebaut, es war damals eine günstige Lösung für Simone und mich. Aber liebenswert ist dieser Kasten nicht.«
»Das ist sicher richtig«, stimmte der Hauptkommissar zu.
»Gibt es eigentlich eine Regelung, wie oft Frau Tauner Kevin sehen darf?«, wollte Hain wissen.
»Ihr wurde das Sorgerecht und das Umgangsrecht entzogen. Nach Meinung des Familienrichters wäre ein dauerhafter Umgang nichts für Kevin gewesen. ›Zum Wohle des Kindes wird der Umgang untersagt‹, lautete das Urteil.«
Lenz ging Richtung Tür.
»Wir haben zum Schluss noch die Bitte an Sie, mit niemandem über unsere Aktivitäten und Ermittlungen bezüglich Frau Tauner zu sprechen.«
Er machte eine kurze Pause.
»Wo geht Kevin zur Schule?«
»In der Rasenallee, dort ist die Montessorischule.«
»Wir werden ein paar Kollegen hinschicken. Ebenso werden wir zu Ihrem Schutz hier ein Team postieren. Wenn Frau Tauner wirklich eine zweifache Mörderin ist, sind Sie und Kevin in Gefahr.«
32
»Das übersteigt langsam unsere Kapazitäten«, stellte Lenz fest, als sie eine halbe Stunde später mit Ludger Brandt in dessen Büro saßen. Simone Tauners Bild war in diesem Moment schon im Fahndungscomputer der Polizei eingelesen, die Personenfahndung lief.
»Wir sollten mit den Leuten vom BKA reden, damit sie sich um den Personenschutz der Laukels kümmern.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann. Aber du hast auf jeden Fall recht, langsam gehen uns die Leute aus. Ihr beide fahrt jetzt zum Veterinäramt und seht, ob es dort ein Bild neueren Datums von der Frau gibt. Mich beunruhigt die Tatsache, dass sie nirgendwo mehr verzeichnet ist. In unserem System war sie nie, und bei der Rentenversicherung und der Krankenversicherung wird sie seit
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