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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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Gesicht ablesen, dass seine Frage sie aus dieser Situation befreite.
    »Wie ich es gesagt habe. Sicher haben Sie mittlerweile herausgefunden, dass jeder halbwegs begabte Chemie-student das Zeug literweise zusammenbrauen kann. Das konnte ich auch, und deshalb wird es ein mächtiges Sterben geben, wenn die Documenta nicht abgesagt wird.«
    »Gibt es das nicht auch, wenn sie abgesagt wird?«
    »Vermutlich nicht. Aber das hängt auch von Ihnen ab, Herr Kommissar.«
    Lenz lachte auf.
    »Von mir? Sie trauen mir zu viel zu, Frau Tauner.«
    Der Kellner kam zurück und stellte eine Karaffe Wasser und zwei Gläser ab.
    »Sie haben noch nicht gewählt?«
    »Nein«, sagte Lenz, »wir brauchen noch ein paar Minuten.«
    Wieder trottete er ohne ein weiteres Wort davon.
    »Sie sind der Einzige, der davon weiß, Herr Kommissar. Es ist die Frage, wie Sie mit Ihrem Wissen umgehen. Alle Behälter sind mit verschiedenen Auslösemechanismen versehen; sie sind an den unterschiedlichsten Punkten der Stadt sicher und geschützt gelagert und warten auf ihren Einsatz. Es wäre also gut, wenn die Stadtverwaltung möglichst schnell handeln würde.«
    »Wie sind Sie eigentlich auf mich gekommen? Woher wussten Sie, dass ich derjenige bin, den Sie ansprechen mussten?«
    »Ich war gestern Morgen unter den Gaffern bei der HNA, schließlich wollte ich mir nicht entgehen lassen, wenn mein erster wirklicher Warnschuss einschlägt. Sie sahen wichtig aus und haben sich auch so benommen. Später habe ich im Internet recherchiert und bin so auf Ihren Namen gestoßen. Mit Bild.«
    Ich hasse Computer, dachte der Kommissar erbost.
    »Und wenn die Sache gestern Morgen schlecht ausgegangen wäre? Was hätten Sie gemacht, wenn dieser Redakteur nicht so cool reagiert hätte?«
    »Ich bin darauf vorbereitet. Gestern, heute, und wenn es sein muss, auch die nächsten Jahre.«
    Lenz fielen die Worte von Dr. Driessler, der Psychologin, ein. Sie hatte vermutet, dass der Täter erwischt werden wollte. Genau diesen Eindruck hatte er jetzt auch. Einen Augenblick lang dachte er darüber nach, seine Pistole zu ziehen, ihr damit zwischen die Augen zu zielen und abzudrücken. Dann wäre die Sache entschieden und 10.000 Polizisten und Soldaten könnten sich auf die Suche nach den Binärbomben machen. Er verfolgte den Gedanken nicht weiter, weil in diesem Moment die Tür des Restaurants aufging und eine größere Gesellschaft hereindrängte. Offenbar waren es Stammgäste, denn die Begrüßung war überaus herzlich. Zwei Tische wurden zusammengerückt, und die 13 Personen nahmen Platz. Schlagartig wurde es lebhaft und laut.
    Lenz goss aus der Karaffe Wasser in die Gläser und trank einen großen Schluck. Sie rührte nichts an. Der Kellner, von dem Lenz durch die neuen Gäste nun wusste, dass er Martin hieß, kam erneut auf sie zu.
    Er baute sich mit einem Block in der Hand vor ihnen auf.
    »Wenn Sie Zeit haben, können Sie sich Zeit lassen. Wenn Sie vor den Locos dort drüben etwas zu essen haben wollen, müssen Sie jetzt bestellen.«
    Simone Tauner deutete mit dem Kopf auf ihre linke Hand, die noch immer in der Jackentasche steckte.
    »Ich brauche etwas, das ich mit einer Hand essen kann.«
    »Dann nehmen Sie besser keine Gambas vom Grill, das gibt sonst eine Riesenschweinerei.« Er grinste. »Aber Gambas al Ajillo und Patatas bravas, das geht. Ist nicht gut für die Kasse, weil zu billig, aber gut mit einer Hand zu essen.«
    »Dann nehme ich das.«
    »Und Sie«, wandte er sich Lenz zu. »Brauchen Sie etwas für eine Hand oder für zwei?«
    Lenz hatte, während die Frau bestellte, einen kurzen Blick in die Karte geworfen. Dabei war ihm aufgefallen, dass er erstaunlich ruhig geworden war.
    »Was ist bei dem Merluz hier dabei?«
    Der Kellner tat so, als würde er überlegen.
    »Besteck und eine Serviette.«
    Lenz sah ihn erstaunt an.
    »Ein Scherz. Da gibt es nur Salat und Brot dazu, sonst schaffen Sie nie die Portion.« Sein Akzent war hinreißend.
    »Gut.«
    Der Ober notierte die Bestellung und sah dann Simone Tauner noch einmal kritisch an.
    »Haben Sie Angst, sich zu erkälten? Sie können sich ruhig ausziehen, es ist nicht mehr mit Frost zu rechnen, auch nicht bei uns hier im ›Casa Manolo‹.«
    »Danke«, antwortete sie kühl.
    Er sammelte kopfschüttelnd die Speisekarten ein und ging.
    »Wollen Sie Ihre Hand den ganzen Abend in der Jackentasche stecken lassen?«
    »Sicher nicht. Aber für jetzt ist es nicht die schlechteste Lösung. Ich traue Ihnen nämlich

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