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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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seine Tasche.
    »Augenblicklich, denn der Nackenwirbel wurde durchtrennt.«

    368

    »Ich meine, kann sich einer von beiden nach dem Schuss noch bewegt haben, können sie Zuckungen oder so etwas gehabt haben?«
    Der Arzt se tzte seine Brille auf, vergewisserte sich, dass sie richtig saß, und nahm sie wieder ab.
    »Nein.«
    »Ich habe gelesen, dass m an zu Beginn der Französischen Revolution, als die Guillotine noch nicht erfunden war und m an die Leute noch von Hand köpfte, den Verurteilten die F reiheit versprach, sollte der Henker se
    in Handwerk nicht richtig
    ausführen und sie in der Lage bl eiben, sich zu erheben und das Schafott zu verlassen. Angeblic h sollen es einige geschafft haben, ohne Kopf noch einmal aufzustehen und ein paar Schritte zu machen, ehe sie zusammenbrachen, natü rlich unter gro ßem Jubel des Publikum s. Wenn ich m ich richtig erinnere, hat das ein Wissenschaftler damit erklärt, dass m an sein Geh irn in einem gewissen Grad vorprogr ammieren kann und dass die Muskeln Überstunden machen können, wenn unm ittelbar vor der Enthauptung große Mengen Ad renalin ins Herz gepumpt werden. Dass das wie bei den Hühnern ist, die geköpft werden.«
    Der Arzt lächelte gezwungen.
    »Interessant, Herr Komm issar. Aber ich fürchte, das sind Räubermärchen.«
    »Was gibt es denn sonst für eine Erklärung für das hier?«
    Er reichte dem Arzt ein Foto von R una und Klipra am Boden liegend. Der Arzt betrachtete das B ild lange, ehe er seine Brille aufsetzte und es noch einmal genauer studierte.
    »Eine Erklärung wofür?«
    Harry zeigte auf das Bild. »Seh en Sie, hier! Seine Hand liegt unter ihren Haaren.«
    Der Arzt blinzelte, a ls hätte er Staub in den Augen, der ihn daran hinderte, zu verstehen, was Harry meinte.

    369

    Harry verscheuchte eine Fliege . »Hören Sie, Sie wissen doch, wie das Unterbewuss tsein automatisch seine Schlüsse z ieht, oder?«
    Der Arzt zuckte mit den Schultern.
    »Tja. Ohne m ir darüber im Klaren zu sein, habe ich den Schluss gezogen, dass Klipra am Boden gelegen haben muss, als er sich selb st erschoss, weil er nur so bereits die Hand unter ihren Haaren gehabt haben konnt e. Verstehen Sie? Doch der Winkel des Schusses zeigt, dass er stand. Wie kann er erst sie und dann sich erschossen und dann trotzdem ihre Haare über seiner Hand haben, das müsste doch umgekehrt sein?«
    Der Arzt nahm seine Brille ab und begann vor vorne m it dem Putzen.
    »Vielleicht hat sie beide erschossen«, sagte er, doch da war Harry bereits gegangen.

    Harry nahm die Sonnenbrille ab und blinzelte m it brennenden Augen in den dunklen Gastraum des Restaurants. Eine Hand winkte und er strebte auf einen Ti sch unter einer Palme zu. Ein Streifen Sonnenlicht ließ eine Stahlbrille aufblinken, als sich der Mann erhob.
    »Wie ich sehe, haben Sie die Nachricht erhalten«, sagte Dagfinn Torhus. Sein Hemd hatte große, nasse Ringe unter den Armen und über der Stuhllehne hing ein Jackett.
    »Hauptkommissarin Crumley hat m ir mitgeteilt, dass Sie angerufen haben. W as führt Sie hierher?«, fragte Harry und ergriff die ausgestreckte Hand.
    »Administrative Tätigkeiten in d er Botschaft. Ich bin heute Morgen angekommen, um einige Papiere in Ordnung zu bringen. Außerdem müssen wir einen neuen Botschafter finden.«
    »Tonje Wiig?«

    370

    Torhus lächelte milde. »Wir werden sehen. Da gibt es viele Rücksichten zu nehmen. Was isst man hier?«
    Ein Kellner stand bereits an ihrem Tisch und Harry sah fragend auf.
    »Aal«, empfahl der Kellner. »V ietnamesische Spezialität. Mit vietnamesischem Roséwein und …«
    »Nein, danke«, unterbrach ihn Ha rry, warf einen Blick in die Speisekarte und zeigte auf die Kokosmilchsuppe.
    »Mit Mineralwasser.«
    Torhus zuckte mit den Schultern und nickte zustimmend.
    »Gratuliere.« Torhus schob sich einen Zahnstocher zwischen die Zähne. »Wann fahren Sie?«
    »Danke, Herr Torhus, aber ich fürchte, dafür ist es noch etwas zu früh. Es gibt noch ein paar Spuren, denen wir nachgehen müssen.«
    Torhus hörte zu stochern auf. »Spuren? Es ist nicht Ihr Job, alles bis zur Perfektion zu Ende zu f ühren, Hole. Sie sollten die Sachen packen und zusehen, dass Sie nach Hause kommen.«
    »Ganz so einfach ist das nicht.«
    Es blitzte in den harten blauen Bürokraten augen. »Es ist
    vorbei, verstehen Sie? Der Fall
    ist gelöst. In Oslo prangte
    gestern auf jeder Titelseite, dass Klipra den Botschafter und dessen Tochter getötet hat. Aber wir überleben, Hole. Man bezieht

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