Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
wissen davon nur Liz, Løken und ich,
Sie dürfen das niem andem
gegenüber erwähnen. Nicht einm al der Polizei gegenüber. W ir drei treffen uns heute Abend an einem geheim en Ort, es wäre klasse, wenn Sie bis dahin etwa s herausgefunden hätten. Ich werde Sie von dort aus anrufen, o.k.?«
»Ja, mein Gott. Das hört sich ja e rnst an, ich dachte, der Fall sei abgeschlossen?«
»Der wird heute Abend abgeschlossen.«
Das Dröhnen des Presslufthamme rs auf Stein war ohrenbetäubend.
»Sind Sie George Walters?«, brüllte Harry ins Ohr des Mannes mit dem gelben Schutzhelm, auf den die Gruppe in Arbeitsover-alls gezeigt hatte.
Er drehte sich zu Harry um. »Ja, und wer sind Sie?«
Zehn Meter unter ihnen schleppt e sich der Verkehr langs am vorwärts. Es schien ein weiterer Nachmittag mit Verkehrsstaus zu werden.
»Kommissar Hole, norwegische Polizei.«
Walters rollte einen Plan zusammen und reichte ihn einem der Männer, die neben ihm standen.
»Ach ja. Klipra?«
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Er gab dem Mann an der Bohrersteuerung ein Tim e-Out-Zeichen und die relative Stille le gte sich wie ein Filter auf die Trommelfelle, als der Bohrer abgeschaltet wurde.
»Eine Wacker-Maschine«, sagte Harry. »LHV5.«
»Oh, Sie kennen sich aus?«
»Ich habe ein paar Jahre lang in den Somm erferien auf dem Bau gearbeitet. Ich habe m eine Nieren mit dieser Maschine ein bisschen durchgeschüttelt.«
Walters nickte. Er hatte sonnengebleichte, weiße Haare und sah müde aus. Die Falten zogen sich bereits tief durch s ein Gesicht, obwohl es eigentlich noch nicht wirklich alt war.
Harry zeigte auf den Betonweg, der sich wie ein röm isches
Aquädukt durch die Steinwüste aus Häusern und W olkenkratzern zog. »Das ist also BERTS, Bangkoks Rettung?«
»Ja«, sagte Walters und blickt e in die gleiche Richtung wie Harry. »Sie stehen darauf.«
Der andächtige Klang in seiner Stimme und die Tatsache, dass er sich hier befand und nicht etwa im Büro, verrieten Harry, dass der Chef von Phuridell das I ngenieurwesen dem Rechnungswe-sen vorzog. Es war sicher spa nnender zuzusehen, wie ein Projekt Gestalt annahm, als sich zu sehr darum zu kümmern, was mit den Dollarschulden der Firma geschah.
»Da muss man fast an die ch inesische Mauer denken«, sagte Harry.
»Diese hier soll aber Mensch en verbinden und nicht aussper-ren.«
»Ich bin gekomm en, um Ihnen ein paar Fragen über Klipra und dieses Projekt zu stellen. Und über Phuridell.«
»Tragisch«, sagte W alters, ohne zu spezifizieren, auf was er anspielte.
»Kannten Sie Klipra, Herr Walters?«
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»So würde ich das nicht ausdrü cken. Wir haben bei einigen Vorstandssitzungen miteinander gesprochen und er hat m ich auch ein paar Mal angerufen.« W alters setzte sich eine Sonnenbrille auf. »Das war alles.«
»Ein paar Mal angerufen? Ist Phuridell nicht eine z iemlich große Gesellschaft?«
»Mehr als achthundert Angestellte.«
»Und Sie wollen a ls Chef dieser Firma kaum mit dem Mann gesprochen haben, dem sie gehörte?«
»Willkommen in der Businesswel t.« Walters blickte über die Stadt und die Straße, als gehe ihn all das andere nichts an.
»Er hat ziemlich viel Geld f ür Phuridell gezahlt. Meinen Sie, dass er sich nicht gekümmert hat?«
»Er hatte anscheinend keine E inwände gegen die Art, in der die Firma geleitet wurde.«
»Kennen Sie die Gesellschaft Ellem Limited?«
»Ich habe gesehen, dass die pl ötzlich auf der Aktionärsliste waren. Wir mussten uns in der le tzten Zeit aber ganz andere Gedanken machen.«
»Zum Beispiel, wie Sie das Schuldenproblem lösen sollten?«
Walters drehte sich wieder zu Harry um. Auf seinen Brillen-gläsern sah er ein verzerrtes Spiegelbild von sich selbst.
»Was wissen Sie darüber, Mister?«
»Ich weiß, dass Ihre Gesellschaft eine Refinanzierung braucht, um weiter tätig bleiben zu können. Sie unterliegen nicht der Meldepflicht, weil Sie nicht mehr an der Börse notiert sind, so dass Sie diese Probleme noch eine Weile geheim halten können, während Sie darauf hoffen, da ss irgendwoher ein Retter m it neuem Kapital auftau cht. Es wäre doch verflucht ärgerlich, zu einem Zeitpunkt das Handtuch werfen zu m üssen, in dem Sie endlich in der Position sind, weit ere große Firmenabschlüsse im Rahmen des BERTS-Projektes zu machen, nicht wahr?«
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Walters signalisierte den Ingeni euren, dass er sie nicht mehr brauchte.
»Ich schätze m al, dass dieser Retter auftauchen wird«, fuhr Harry fort. »Der Betref fende wird die
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