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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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steckte und umdrehen wollte, drehte er sich zu Harry und f ragte: »Habe ich Sie schon einmal gesehen, sil? «
    Harry lächelte. Wie konnte das möglich sein? Sein Rasierwas-ser? Die Seife, die er benutzte? Es heißt, dass sich das menschliche Hirn am besten an Gerüche erinnere.
    »Wohl kaum.«
    Der Wachmann erwiderte sein Lächeln. »Entschuldigen S ie, sil. Ich habe Sie bestimmt verwe chselt. Ich kann farangs so schlecht unterscheiden.«
    Harry verdrehte die Augen, hielt dann aber inne und sah auf.
    »Sagen Sie mir, erinnern Sie sich an ein blaues Diplomatenfahrzeug, das unmittelbar vor Klipras Verschwinden hierher kam?«
    Der Wachmann nickte. »Autos sind kein Problem. Der Fahrer war auch ein farang. «
    »Wie sah er aus?«
    Der Wachmann lachte. »Wie gesagt …«
    »Was trug er für Kleider?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Einen Anzug?«
    »Ich glaube schon.«
    »Einen gelben Anzug? Gelb wie ein Kanarienvogel.«
    Der Wachmann runzelte die S tirn und sah ihn an. »Kanarienvogel? Solche Anzüge trägt doch wohl niemand?«
    Harry zuckte mit den Schultern. »Nun, mancher schon.«
    Er stand in dem Flur, in de n er und Løken gekommen waren, und betrachtete ein kleines, r undes Loch in der W and. Es sah aus, als hätte jemand vergeblich versucht, dort eine Schraube in 362

    die Wand zu drehen, um ein Bild aufzuhängen. Es konnte aber auch etwas anderes sein.
    Er ging ins Büro, blätterte durch einige Papiere, stellte einfach so den PC an und wurde nach einem Passwort gefragt.
    Er versuchte es mit »MAN U«. Incorrect. Falsch.
    Eine höfliche Sprache, dieses Englisch.
    »OLD TRAFFORD«. Wieder incorrect.
    Ein letzter Versuch, bevor er endgültig gesperrt wurde. Er sah sich um, um im Raum einen Anhaltspunkt zu finden. Was nutzte er selbst? Er brummte belustigt. Natürlich. Das häufigste Passwort ganz Norwegens. Vorsich tig tippte er die Buchstaben
    »PASSWORD« ein, ehe er auf ENTER drückte.
    Die Maschine schien einen Augenblick zu zögern. Dann erlosch sie und er bekam schwarz auf weiß eine etwas weniger höfliche Mitteilung, dass ihm der Zugang verwehrt war.
    »Scheiße!«
    Er versuchte, die Maschine an- und auszuschalten, bekam aber nur einen weißen Bildschirm.
    Er blätterte schließlich noch durch ein paar andere Papiere und fand eine erst kürzlich aktualisierte Aktionärsliste von Phuridell.
    Ein neuer Aktionär, Ellem Ltd., war mit 3 Prozent der Aktien verzeichnet. Ellem. Ein wilder Gedanke schoss Harry durch den Kopf, aber er wies ihn von sich.
    Ganz unten in der Schublade fand er die Bedienungsanleitung des Anrufbeantworters. Er sah auf die Uhr und seufzte. Er musste das wohl lesen. Nach einer halben Stunde begann er, die aufgezeichneten Meldungen abzuhören. Klipras Stimm e war vorwiegend auf Thailändisch zu hören, aber er hörte, dass mehrmals der Nam e Phuridell fi el. Nach drei S tunden gab er auf. Das a m Mordtag gef ührte Gespräch mit dem Botschafter war einfach auf keinem der Au fzeichnungsgeräte zu finden.
    Und, um genau zu sein, auch kein anderes Gespräch. Er steckte 363

    eines der B änder in seine Tasche, schaltete das Gerät aus und vergaß nicht, dem PC einen Tr itt zu verpassen, als er n ach draußen ging.

    364

    KAPITEL 46
    Er fühlte nicht viel. Die Beerdigung war wie eine Wiederholung im Fernsehen. Der gleiche Ort, der gleich e Pfarrer, die g leiche Urne, der gleiche Schock für die Augen, wenn m an danach wieder in die Sonne trat, und die gleichen Menschen, die oben auf der Treppe standen und sich unschlüssig ansahen. Beinahe die gleichen Menschen. Harry begrüßte Roald Bork.
    »Tja, Sie haben sie gefunden«, sa gte er nur. Seine wachen Augen hatten einen grauen Schlei er, er wirkte verändert, als hätten ihn die Geschehnisse um Jahre altern lassen.
    »Wir haben sie gefunden.«
    »Sie war noch so jung.« Es klang w ie eine Frage. Als wollte er, dass ihm jemand erklärte, wie so etwas möglich war.
    »Warm«, sagte Harry, um das Thema zu wechseln.
    »An dem Ort, wo Ove jetzt ist, ist es noch wärm er.« Er sagte es nachlässig dahin, doch sein e Stimme hatte einen harten, bitteren Klang. Er wischte sich die S tirn mit einem Taschentuch ab. »Ich habe im Übrigen herausgefunden, dass ich eine Auszeit von dieser Hitze brauche. Ich ha be mir einen Flug nach Hause reservieren lassen.«
    »Nach Hause?«
    »Na ja, nach Norwegen eben. So bald wie m öglich. Ich habe meinen Jungen angeruf en und ihm gesagt, dass ich ihn gerne sehen möchte. Es dauerte eine W eile, bis ich begriff, dass

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