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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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Baht or Metel Taxi, Sil?«
    Harry versuchte sich auf den Ta xifahrer vor sich zu konzentrieren. Der Flug war die Höll e gewesen. Der Buchshop a m Flughafen Zürich verkaufte nur deutschsprachige Bücher und an Bord hatten sie Free Willy 2 gezeigt.
    »Taxameter ist gut«, sagte Harry.
    Ein redseliger Däne auf dem Platz neben ihm hatte geflissent-lich übersehen, dass Harry voll war, und hatte ihn m it guten
    Ratschlägen überhäuft, wie m an es vermeiden konnte, in Thailand übers Ohr gehauen zu werden, ein anscheinend unerschöpfliches Thema. Er war wohl der Auffassung, dass Norweger faszinierend naive Geschöpfe seien und es eines jeden Dänen selbstverständliche Pflicht sei, sie vor derartiger Bauernfängerei zu schützen.
    »Sie müssen immer handeln«, hatte er gesagt. »Das ist das Prinzip, verstehen Sie?«
    »Und was, wenn ich es nicht tue?«

    38

    »Dann machen Sie uns anderen das Leben zur Hölle.«
    »Wie bitte?«
    »Dann leisten Sie einen Beitrag dazu, dass die Preise steigen, und machen Thailand teurer für alle, die nach Ihnen kommen.«
    Harry hatte sich den Mann gena uer angesehen. Er trug ein beiges Nylonhemd und neue Le dersandalen. Es gab nur eine Chance: mehr trinken.
    »Surasak Road 111«, sagte Harry. Der Fahrer lächelte, ver-staute das Gepäck im Kofferraum und hielt H arry die Tür auf.
    Er kroch in den Wagen und stellte fest, dass das Lenkrad auf der rechten Seite war.
    »In Norwegen beklagen wir uns darüber, dass die Engländer auf dem Linksverkehr bestehen«, sagte er, während sie auf die Autobahn fuhren. »Aber erst neul ich habe ich gehört, dass auf der Welt mehr links als rechts gefahren wird, und wissen Sie, warum?«
    Der Fahrer blickte in den Rü
    ckspiegel und lächelte noch
    breiter.
    »Surasak Road, yes?«
    »Weil man in China links fährt«, murmelte Harry und war froh darüber, dass sich die Autobahn wie ein g erader, grauer Pfeil durch die d iesige Landschaft aus Wolkenkratzern schn itt. Er spürte, dass ein paar heftige Kurven reichen würden, um das Eieromelette der Swissair auf die Rückbank zu befördern.
    »Warum läuft der Taxameter nicht?«
    »Surasak Road, 500 Baht, yes?«
    Harry lehnte sich zurück und blickte zum Himmel. Das heißt, er sah nach oben, denn ein Himm el war eigentlich nicht zu sehen, nur eine Dunstglocke, beleuchtet von einer Sonne, die er auch nicht sehen konnte. Bangkok, die »Stadt der Engel«. Die Engel benutzten Atem masken, schnitten die Luft m it dem 39

    Messer und versuchten, in Erinnerung zu behalten, welche Farbe der Himmel früher gehabt hatte.
    Er musste eingeschlafen sein, denn als er die Augen öffnet e, standen sie. Er richtete sich auf dem Sitz auf und sah, dass sie von Autos umringt waren. Kleine offene Läden und Werkstätten lagen dicht an dicht an den Bü rgersteigen, die vor Menschen wimmelten. Alle schienen zu wissen, wohin sie wollten. Und dass es höchste Zeit war, dorth in zu kommen. Der Fahrer hatte ein Fenster geöffnet und eine Kakophonie von Stadtgeräuschen mischte sich mit dem Gebrabbel aus dem Radio. In dem glühend heißen Coupé roch es nach Abgas und Schweiß.
    »Stau?«
    Der Fahrer schüttelte lächelnd den Kopf.
    Es knirschte zwischen Harrys Zähnen. W as hatte er gelesen?
    Dass all das Blei, das man einatm et, früher oder später im Hirn landete? Und dass m an davon aller W ahrscheinlichkeit nach vergesslich wurde? Oder psychotisch?
    Wie durch ein Wunder kam plötzlich wieder Bewegung in den Verkehr. Motorräder und Mopeds schwärm ten wie wütende Insekten um sie herum und stürzten sich mit Todesverachtung in eine Kreuzung nach der anderen. Harry zählte vier hochqualifi-zierte Beinaheunfälle.
    »Unglaublich, dass da nichts sc hiefgeht«, sagte er, um etwas zu sagen.
    Der Fahrer blickte in den Rückspiegel und lächelte breit.
    »Es geht schief. Oft. Sehr oft.«
    Als sie endlich vor der Polizeistelle in der S
    urasak Road
    hielten, hatte Harry bereits seinen Entschluss gefasst: Er mochte diese Stadt nicht. Er wollte die Luft anhalten, seinen Job machen und mit dem ersten und nicht notw endigerweise besten Flieger wieder zurück nach Oslo.

    40

    »Willkommen in Bangkok, Hally. «
    Der Polizeichef war klein und dunkel und hatte sich offensichtlich vorgenommen zu zeige n, dass m an auch in Thailand auf westliche W eise zu grüßen verstand. Er drückte Harry s
    Hand und schüttelte sie enthusiastisch, wobei er breit lächelte.
    »Entschuldigen Sie, dass wir Sie nicht am Flughafen abholen konnten, aber der

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