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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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seltsamen langen Behälter, den er auf dem Rücken trug, einen Stab hervorgezogen.«
    Alle Köpfe wandten sich Yonathan zu. Sieben Augenpaare musterten höchst interessiert jenen »seltsamen langen Behälter«, der an der Lehne von Yonathans Stuhl hing. Der General wusste jedoch die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zurückzuerobern.
    »Überraschenderweise wandte sich der Erzähler nun von dem Knaben ab und wählte sich ausgerechnet Ason aus der Menge. Karbath und seine Männer waren einen Augenblick abgelenkt und in diesem Moment mussten die drei verschwunden sein.
    Nun, der Erzähler entließ Ason und dieser begann sogleich die drei Verschwundenen zu suchen. Mit vier weiteren zwielichtigen Gesellen eilte er auf die Straße hinaus, die nördlich von Meresin auf die Handelsroute mündet. Dort ergriffen ihn Karbath und seine Leute. Sie verhörten auch den Geschichtenerzähler. Der schwor bei seinem Leben, dass er an diesem Abend den Stab Haschevet gesehen habe.«
    »Das sind fürwahr bemerkenswerte Neuigkeiten«, warf der Herzog von Doldoban beeindruckt ein. »Habt Ihr von diesem Ason etwas über Sethurs Absichten erfahren können?«
    Targith zögerte. »Ason ist kurz nach seiner Festnahme wieder entkommen. Aus den anderen vier Halunken konnten wir trotz fortschrittlichster Verhörmethoden nichts herausbekommen – wahrscheinlich sind sie wirklich nur gewöhnliche Straßenräuber gewesen, die Ason für ein paar Even gedungen hatte.«
    Yonathan mochte sich lieber nicht ausmalen, wie diese »fortschrittlichen Verhörmethoden« aussehen könnten. Auch dass Asons Komplizen Straßenräuber gewesen seien, bedeutete wohl nichts Gutes.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass Karbath ein solcher Fehler kein zweites Mal unterläuft«, fügte Zirgis ergänzend hinzu.
    Targith lächelte schief. »Karbath dient dem Kaiser jetzt in einem Schreibsaal in Kandamar, in der äußeren Ostregion.«
    Der Herzog von Doldoban nickte zufrieden. »Aber wie ist der Knabe Yonathan dann letztendlich hier in den Palast gelangt? Hat er von sich aus bei dir um eine Audienz gebeten, Zirgis?« Der Kaiser lachte, als wäre diese Frage ungemein komisch. Er berichtete, dass man Kaldek schon seit einiger Zeit beobachtete, durch einen Mittelsmann aus der Besatzung der Weltwind. So erfuhr man auch von dem Besuch des Kapitäns in Baltans Haus. Hinzu käme dieser übernatürliche Ton, der vor vier Tagen in der Stadt für so viel Aufregung gesorgt hatte;
    es gäbe immer noch kaum ein anderes Gesprächsthema als den »Großen Klang«. Für ihn, so meinte Zirgis, stand von Anfang an fest, dass es Haschevet war, der dadurch seine Anwesenheit in Cedanor bekannt gab.
    Deshalb habe er an diesem Morgen beschlossen ein kleines Experiment zu wagen. Der Kaiser grinste vieldeutig.
    »Noch vor Sonnenaufgang gab ich den Befehl, Baltan in seinem Haus aufzusuchen und ihn samt seinen Gästen in den Palast zu bitten. Ich hatte genau ins Schwarze getroffen! Die weiteren Ereignisse kennt ihr alle. Sie führten schließlich dazu, dass der Träger des Stabes Haschevet hier heute mit uns zu Abend isst und – wie ich gerne wiederhole – es auch für die nähere Zukunft tun wird.«
    Yonathan war platt. Baltan hatte zwar noch am Morgen vor der Gerissenheit des Kaisers gewarnt, aber dass er ihm selbst, im gleichen Augenblick, auf den Leim gehen würde, damit hatte wohl sogar der gewitzte Kaufmann nicht gerechnet. Zirgis hatte wenig riskiert und – wie er zumindest glaubte – dabei viel gewonnen.
    Obwohl sich Yonathan überfahren, ja geradezu niedergewalzt fühlte, wollte er sich doch nicht geschlagen geben. Vielleicht war es sein Dickkopf, vielleicht auch das Wissen um Dinge, die selbst dem kaiserlichen Geheimdienst bisher verborgen geblieben waren, jedenfalls meldete er sich nun zu Wort.
    »Ich möchte nur darauf hinweisen, Hoheit, dass ich bisher weder gefragt worden bin, ob ich an Eurem Hof verweilen möchte, noch auch nur dazu eingeladen wurde.«
    »Das ist auch nicht nötig, junger Mann«, platzte nun der Livrierte dazwischen, der während Targiths Schilderungen – offenbar in genauer Kenntnis der Sachlage – keine Miene verzogen hatte. »Der Kaiser hat niemanden zu bitten. Sein Wunsch ist Einladung und Befehl zugleich…«
    »Schon gut, schon gut, Phequ«, unterbrach Zirgis den hageren Mann. An Yonathan gerichtet fuhr er fort: »Vielleicht, junger Mann, sollte ich die Gelegenheit nutzen und dir Fürst Phequddath vorstellen. Er ist mein Haus-und Hofmarschall, Zeremonienmeister und

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