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Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Titel: Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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fragte sie erstaunt.
    »Aber natürlich«, lachte Elli. »Gibt's denn hier keinen Tiergartenwächter?« Scheu sah sich die kleine Berlinerin um.
    »Nein, Annemarie, hier darfst du laufen, wohin du willst, hier tut dir keiner was«, beruhigte sie die Kusine.
    »Ach, ist das schön - ich will niemals wieder in den ollen Tiergarten!«
    Klaus aber hatte seine ländliche Freiheit schneller begriffen. Der war bereits mit einem Satz in die Hängematte und mit dem nächsten wieder heraus und in die Schaukel. Jetzt strampelte er am Reck, und dann ging es mit den Vettern in die Johannisbeeren und Stachelbeersträucher.
    Und am nächsten Tage hatte er bereits einen verdorbenen Magen.

Damenkränzchen bei Tante Käte
     
    Herrliche Wochen verlebten die Berliner Kinder auf dem Gut. Viel schneller als zu Hause gingen die Tage dahin, mit beiden Händen hätten Klaus und Annemarie sie festhalten mögen; denn jeder Tag brachte etwas neues Schönes.
    Klaus sah aus wie ein richtiger Bandit, sonnverbrannt und meistens zerfetzt. Kein Baum war ihm zu hoch und kein Graben zu tief. Fräulein Lenas Sommererholung bestand in täglichem Höschenflicken.
    Auch Annemarie war ein tüchtiger Wildfang geworden. Allenthalben trieb sie sich mit den drei Jungen herum. Ihre Angst vor Pferden, Kühen und Schweinen hatte sich längst gegeben. Selbst der große Truthahn konnte sich nur bei ihr in Respekt setzen, wenn er seinen Koller bekam. Aber wie hatte Annemarie sich auch erholt. Ihre Bäckchen waren so rot wie ihr Kleidchen und ihre Beinchen so braun wie ihre braunen Strümpfe.
    Auch die sanfte Gerda war hier ganz außer Rand und Band. Sie blieb mit ihren hübschen Kleidern an allen Zäunen und Sträuchern hängen, schlug sich Beulen in den Kopf, tauchte mit zerkratztem Gesicht aus den Dornenhecken auf und kam meistens barfuß nach Hause.
    Wenn sie sich trotzdem nicht so gut erholt hatte wie ihre kleine Mama, so lag das nicht an der Arnsdorfer Luft, sondern einzig und allein an Klaus.
    Der brachte die Puppe um ihre ganze Erholung, ewig mußte sie vor dem Schlingel zittern. Einmal durften die Kinder mit dem Leiterwagen mit aufs Feld hinausfahren, da drängelte und schubste Klaus so lange, bis Puppe Gerda durch eine Leitersprosse durchkugelte und am Wege liegenblieb. Nicht einmal ihr Mütterchen hatte es gemerkt, erst bei der Rückfahrt konnte die ganz verstaubte Puppe wieder aufgelesen werden.
    Spielte man im Heu, so war Gerda oft dem Erstickungstode nahe, weil der böse Klaus sie unter einem Riesenheuberg begrub, oder er bombardierte die arme Gerda mit unreifen Äpfelchen, so daß ihre Nase schon ganz plattgedrückt war.
    Ließen die Kinder am Entenpfuhl Schiffchen schwimmen, schwamm auch sicherlich Gerda plötzlich auf dem grünlichen Wasser. Und wenn Herbert auf Annemaries Gebrüll die Puppe nicht errettet hätte, der schlechte Klaus hätte sie von einem Frosch verspeisen lassen. Ach, was Gerda für eine Angst vor diesen quakenden Scheusalen hatte!
    Wieder mal war Puppe Gerda plötzlich verschwunden. Eben noch hatte sie mit Annemarie und allen anderen Kindern im Wäldchen »Räuber und Prinzessin« gespielt, da war sie mit einem Male auf und davon. Klein-Annemarie durchsuchte voll Sorge jedes Brombeergestrüpp, jeden Maulwurfshügel - Gerda kam nicht zum Vorschein.
    »Es ist schrecklich mit dem Kind, es ist hier in Arnsdorf total verwildert«, klagte sie Elli, Gerdas Tante. »Wer weiß, wo es sich jetzt wieder herumtreiben mag!«
    Aber als die Jungen, Herbert und Peter, welche die Räuber waren, ihre Taschentücher als Friedensfahne wehen ließen und herankamen, um zu fragen, ob die Mädels nicht ihren Räuberhauptmann Klaus gesehen hätten, da wußte Annemarie gleich, wo sie Gerda zu suchen hatte.
    »Mein Kind ist geraubt worden, der Räuberhauptmann hat meine kleine Gerda gestohlen!« Jammernd machte sich Annemarie mit den andern an die Verfolgung.
    Nirgends eine Spur, weder von Klaus noch von Gerda. Man durchstöberte die Rosenhecken, die Lauben, Hof und Haus. Nirgends war der Puppenräuber zu entdecken. Der saß oben, auf dem obersten Kornboden, und spähte durch eine Dachluke hohnlachend auf seine Verfolger herab.
    Wo aber hatte er Puppe Gerda gelassen? Denn die befand sich nicht mehr in seiner Gesellschaft.
    Als der Räuberhauptmann das arme Puppenkind plötzlich beim Wickel hatte, glaubte Gerda, ihr letztes Stündchen habe geschlagen.
    »Lieber Gott«, betete sie, »sorge dafür, daß der schlimme Klaus mich nicht in dem Entenpfuhl bei den

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