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Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Titel: Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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grünen Froschscheusalen ersäuft!«
    Klaus raste mit dem entführten Kind über Stock und Stein. Der Puppe schwanden die Sinne, sie Schloß die Augen. Sie wollte gar nicht sehen, was der Bösewicht mit ihr vorhatte.
    Als sie die Augenlider endlich wieder zu öffnen wagte, kniff sie sich in die Nase, um zu sehen, ob sie überhaupt noch am Leben sei. Wo war sie denn bloß - etwa gar schon im Himmel?
    Nein, so sah es im Himmel ganz sicher nicht aus. Ein mattes Dämmerlicht herrschte im Raum, und eine merkwürdig warme Luft umwehte sie. Auch ließ sich ab und zu ein seltsames Brummen vernehmen. Dann pochte der Puppe das Herz vor Schreck bis in den Hals hinein.
    Mit ihrem Lager konnte Puppe Gerda eigentlich ganz zufrieden sein. Sie ruhte in einer bequemen Holzwiege auf weichem, grünem Gras. Aber sie hätte gern gewußt, wo sie sich denn eigentlich befand.
    Da wurde das Brummen neben ihr stärker - Gerda hielt den Atem an.
    Barmherziger Himmel - über ihr tauchte ein fürchterliches Ungeheuer auf, mit glotzenden Augen und weitaufgerissenem Maul - eine Kuh! Du guter Gott, die würde sie im nächsten Augenblick mit Haut und Haar verschlingen! Jetzt wußte die arme Gerda mit einem Male, wohin der arge Klaus sie geschleppt hatte; in die Futterkrippe des Kuhstalls hatte er sie gelegt.
    Warum wartete denn das Ungetüm bloß noch, warum fraß die Kuh sie nicht lieber gleich auf?
    Aber die Kuh dachte gar nicht daran, Gerda zu fressen, die hatte genauso große Furcht vor der Puppe, wie die vor ihr. Mit angstvoll glotzenden Augen starrte sie auf das merkwürdige Futter in der Krippe.
    Plötzlich fühlte Puppe Gerda sich ergriffen. Sie traute sich nicht die Augen aufzuklappen, sicher hatte das Ungetüm sie bereits zwischen den Zähnen.
    Da vernahm sie eine menschliche Stimme: »Potzwetter nicht noch mal, was haben die Knechte denn hier zwischen das Futter geschüttet -« und dann dröhnendes Lachen. »Ei, ist das nicht Klein-Annemaries Püppchen? Das hätte sich die Bleß bald zum Abendbrot schmecken lassen!« Es war der Gutsherr, der das Futter des Viehs in Augenschein nahm. Gerda blinzelte durch die Wimpern. Nein, sie befand sich nicht, wie sie gefürchtet, zwischen den Zähnen der Kuh, Onkel Heinrich hatte sie in seinen Fingern. Und jetzt steckte er sie in die Innentasche seiner Joppe - ach, wie geborgen fühlte sich die halbtot geängstigte Puppe an des Onkels Brust.
    Hinter den beiden brüllte es laut her vor Freude, die Kuh ließ sich jetzt endlich ihr Abendbrot schmecken.
    Als später die Familie auf der rosenumrankten Veranda beim Abendessen zusammensaß, fand sich endlich auch der Räuberhauptmann Klaus ein.
    Annemarie ließ ihre Erdbeermilch im Stich und packte ihn am Jackenzipfel.
    »Klaus, wo hast du meine Gerda gelassen?«
    Der Junge machte ein verschmitztes Gesicht.
    »Du sollst sie aber wiedergeben, du alter Räuber, meine süße Gerda grault sich so allein«, jammerte das Puppenmütterchen.
    »Was zahlst du als Lösegeld?« leitete der Räuberhauptmann die Verhandlungen ein.
    »Meinen neuen Kreisel - und - und ein Marienkäferchen - und dann noch meine ganze Erdbeermilch«, rief Annemarie weinend, da Klaus immer noch den Kopf schüttelte.
    Puppe Gerda, die alles in Onkel Heinrichs Tasche mit anhörte, war ordentlich gerührt von der opferfreudigen Liebe ihrer kleinen Mama.
    Onkel aber legte sich ins Mittel.
    »Nichts da, Bandit, du schaffst die Puppe sofort ohne jedes Lösegeld her, sonst bekommst du überhaupt keine Erdbeermilch.«
    Klaus gehorchte. Er hatte großen Respekt vor Onkel Heinrich und außerdem - Erdbeermilch aß er für sein Leben gern. Aber mit entsetztem Gesicht erschien er einige Minuten später wieder.
    »Es ist was Schreckliches passiert!« stieß er hervor.
    »Was - was denn?« Alles rief durcheinander.
    »Die Kuh hat die Puppe aufgefressen! Ich hatte sie in der Futterkrippe versteckt, und jetzt ist die leer!«
    »Meine arme Gerda!« Annemaries Tränen flossen in Strömen, und auch Klaus fing an zu heulen. Und daran war nicht die Erdbeermilch, die er nun sicher nicht bekam, schuld, sondern Gerda und das Schwesterchen taten ihm ganz schrecklich leid. Er hatte ja kein schlechtes Herz, er war ja nur ein ausgelassener Strick. Und während Annemarie und Klaus die aufgefressene Gerda beweinten, hätte man deutlich ein feines, feines Lachen aus Onkels Rocktasche vernehmen können. Aber keiner hörte darauf. Da, als Klein-Annemarie wieder besonders schmerzlich aufschluchzte, fühlte sie plötzlich einen

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