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Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Beeren.
    »Ich bin die Annemarie Braun. Sag, wann schenkst du mir das Kätzchen, Mizi?« Das lag der Kleinen im Augenblick am allermeisten am Herzen.
    »Kannst ja gleich mitkommen und dir eins aussuchen. Wenn mein Töpfel voll ist, geh' ich heim.«
    »Au ja, au fein! Weißt du was, Mizi, nimm meine Himbeeren noch dazu, da esse ich heut abend weniger.« Eifrig tat die Kleine von ihrer Ernte in Mizis Kanne. Die füllte sich schnell.
    »So, schau, jetzt können wir gehen.« Erfreut faßte die Himbeermizi nach Annemaries Hand.
    »Ja - aber - wohnst du auch nicht zu weit?« In Nesthäkchens Seele kämpfte der Wunsch nach dem kleinen, lebendigen Kätzchen mit dem deutlichen Empfinden, wieder etwas Unerlaubtes zu begehen. Fräulein Lena würde sie gewiß suchen - ja, wo war es denn überhaupt geblieben?
    Annemarie spähte durch die moosbewachsenen Stämme der alten Bergföhren vergebens in den Waldgrund hinab. Kein Fräulein ließ sich blicken. Die Kleine hatte es in ihrer lebhaften Unterhaltung nicht beachtet, daß sie sich ein ganzes Stück entfernt hatte.
    »Wohnst du auch wirklich nicht weit, Mizi?« fragte sie noch einmal ängstlich.
    »Nein, gleich das erste Hüttl am Berg.«
    Das klang ganz nah. Da konnte sie es schon wagen, sich flink eins der süßen Kätzchen zu holen.
    Da erklang es ganz aus der Ferne gedämpft empor: »Annemie -Annemie!« Das war Fräulein Lenas Stimme.
    »Ja - hier!« schrie Nesthäkchen zurück, und eine Bergeslast fiel ihm vom Herzen.
    »Hier - ich komme schon - du mußt auch mitkommen, Mizi.« Wie die wilde Jagd ging es über weiches Moos und knackendes Geäst talwärts.
    Annemarie sah jetzt im Herabsausen, wie hoch sie bei ihrem Beerensuchen in die Berge hinaufgeklettert war.
    »Aber Annemie, wie leichtsinnig, dich so weit fort zu wagen.« Fräulein Lena, die das Kind schon geraume Zeit gesucht hatte, hielt plötzlich mitten in ihrer Strafpredigt inne. Zu ihrem grenzenlosen Erstaunen tauchte nicht nur ein kleines Bauernmädel vor ihr auf, sondern zwei.
    »Das ist die Himbeermizi«, stellte Annemarie die neue Bekannte vor.
    »Sie hat fünf süße, lebendige Kätzchen und will mir eins davon schenken. Bitte, liebes, gutes Fräulein, wir wollen doch gleich mitgehen, sie wohnt ganz in der Nähe.«
    »Aber Annemie, was sollen wir denn in Berlin mit einer Katze anfangen? Die kannst du doch nicht in einen Vogelbauer setzen wie dein Mätzchen! Und wenn sie frei herumläuft, würde Puck sie sicher beißen«, stellte Fräulein Lena dem enttäuschten Kinde vor.
    »Ach, aber Mizi könnte sie mir doch, solange ich hier bin, ein bißchen borgen, und die kleinen Meergänschen würden sich sicher auch sehr freuen, wenn wir ihnen das Kätzchen nachher zum Abschied schenkten. Ansehen können wir es uns doch wenigstens, die Mizi wohnt ja gar nicht weit«, so bettelte Klein-Annemarie.
    »Wir wollen erst unsere Himbeeren ins Haus tragen. Nanu, Annemie, sind das alle, die du gepflückt hast? Da scheinen ja die meisten in deinen Magen gewandert zu sein.« Das Fräulein sah verwundert den fast leeren Topf von Nesthäkchen.
    »Ich habe meine Himbeeren der Mizi geschenkt, weil die sie doch verkauft und für das Geld Milch kaufen muß«, berichtete Annemarie.
    »Das ist recht, Kind«, lobte das Fräulein. »Nun wollen wir auch der Mizi ihre Beeren abkaufen, und dann mag sie uns meinetwegen ihre Kätzchen zeigen.« Erfreut folgten die kleinen Beerenmädel der Voranschreitenden ins Haus.
    So nah, wie Annemarie sich das vorgestellt hatte, war das Hüttlein von der Himbeermizi nun nicht. Es war doch gut, daß sie nicht allein dorthin mitgelaufen war, daß Fräulein Lena sie gerade noch im letzten Augenblick gerufen hatte. Erst mußten sie wieder tüchtig im Walde hinaufklettern, dann ging es hinaus auf die leuchtend grünen Matten, die wie weiche Samtteppiche über die Berge gebreitet waren. Verstreut lagen darin die Häuslein und Hütten.
    Mizi führte ihre Gäste zaghaft in das kleine Stübchen, das so sauber und nett aussah mit den bunt blühenden Blumenstöcken am Fenster. Während sie die Holzwiege mit dem sanft schlummernden Brüderle bewunderte -denn eine Wiege hatte das Stadtkind noch nie gesehen -, fragte Fräulein Lena die Mizi nach ihren Eltern.
    »Der Vatel und die Muttel arbeiten in der großen Papierfabrik im Nachbardorf. Da gehen sie schon in aller Früh' hin und kommen erst des Abends heim.«
    »Ja, aber wer sorgt denn da für euch?« forschte das Fräulein. »Nu, halt ich, ich richte die Betten und kehre

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