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Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Titel: Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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aber du bist doch noch immer matt, lange nicht so frisch wie vorher.
    Und damit du wieder unser lustiger, rotbackiger Wildfang wirst, wollen Vater und ich das Opfer bringen und dich an die Nordsee schicken, meine kleine Lotte.«
    Zärtlich strichen Muttis Finger über Annemaries Locken. Wenn das Kind wüßte, wie weh ihr selbst zumute war, es würde ihr das Schwere nicht noch schwerer machen.
    Aber Nesthäkchen ahnte nichts von Mutters Empfindungen. Das war ganz und gar empört.
    »Dann kann mich Vater ja lieber gleich wieder in die olle Klinik stecken, wenn ihr mich los sein wollt«, rief es ungezogen. »Vater hat ja auch vorhin erst gesagt, daß er mich nicht gebrauchen kann.« Die Kleine brach in bitterliches Schluchzen aus.
    »Du bist ein ganz dummes Mädel!« Vergeblich versuchte Frau Braun, ihr Nesthäkchen zu beruhigen. Wenn das Kind sich so aufregte, was nützten da alle Kräftigungsmittel und alle Pflege, was nützte selbst die Nordseeluft dann?
    Als die Brüder aus der Turnstunde heimkamen, ging Annemarie noch immer mit dick geschwollenen Augen umher.
    »Warum haste denn geheult, Annemariechen?« erkundigte sich der gute Bruder Hans mitleidig.
    »Vater und Mutti wollen mich los sein - und - und -« Annemarie konnte vor Mitleid mit sich selbst nicht weitersprechen. Sie begann wieder zu schluchzen.
    »Und da schicken sie dich in einen dunklen Wald wie Hänsel und Gretel«, unterbrach sie der große Bruder lachend.
    »Nee, aber an die Nordsee, das ist genau ebenso schlimm!« stieß die Kleine empört heraus.
    »An die Nordsee sollst du - ach, muß das fein da sein! Und dann weinste noch, du Affenschwanz?« Hans schüttelte verständnislos seinen blonden Kopf.
    »Kommen wir auch mit?« Das war für Klaus das Wichtigste an der ganzen Geschichte.
    »Nee«, Annemarie war enttäuscht, bei ihrem Lieblingsbruder so wenig Teilnahme zu finden. » Es ist ja nicht bloß für die Sommerferien - den ganzen langen Winter soll ich dableiben, weil ich noch immer matt bin - ganz allein - da graule ich mich ja tot!«
    Hans machte nun doch ein betroffenes Gesicht. So lange sollte Annemarie diesmal von zu Hause fort? Obwohl er über vier Jahre älter war, hatte ihm das muntere Schwesterchen während der Krankheit sehr gefehlt.
    Und schön konnte er sich das im Winter, wenn die Stürme heulten, auch nicht gerade am Meer denken - nein, ganz und gar nicht!
    Klaus war entgegengesetzter Ansicht.
    »Annemarie, du bist ein Glücksknopp! Da kannste fein auf der Nordsee Schlittschuh laufen und -«
    »Schafsnase - das Meer friert doch niemals zu«, unterbrach der Größere seine schönen Pläne.
    »Schadet nichts, famos muß es doch sein! So ähnlich wie auf dem Nordpol. Du, Annemiechen«, Klaus begann plötzlich zärtlich zu werden, ein Zeichen dafür, daß er irgendwas von ihr wollte. »Bitte doch Vater, daß er mich mitschickt. Dann bist du nicht allein dort, und eigentlich sehe ich doch auch ein bißchen angegriffen aus, und in Latein bin ich auch matt, hat unser Lehrer erst heute gesagt«, setzte er noch überzeugungsvoll hinzu, in den Spiegel sehend.
    Aber da entdeckte er ein so gesundheitssprühendes, rotwangiges Jungengesicht, daß es ihm doch zweifelhaft erschien, ob Vater es seiner angegriffenen Gesundheit wegen für nötig halten würde, ihn an die Nordsee zu schicken. Annemarie aber gefiel der Gedanke durchaus. Mußte sie wirklich fort - und Muttis Bestimmtheit ließ eigentlich keinen Zweifel darüber - dann war es doch immerhin noch besser, mit Klaus zusammen als allein. Wenn er sie auch oft foppte und reizte.
    Beim Nachmittagskaffee, der auf dem Balkon getrunken wurde, erschien der Vater nur auf fünf Minuten aus der Sprechstunde heraus. »Nanu, Lotte?« Er warf einen erstaunten Blick zu seinem verheulten Nesthäkchen und einen zweiten zu seiner Gattin hinüber. Aha - die Krabbe wußte schon Bescheid.
    »Ich habe jetzt keine Zeit für dich, es warten noch eine Menge Leute drin. Aber heute abend haben wir miteinander zu reden, Lotte.« Doktor Braun klopfte seinem Töchterchen aufmunternd die blasse Wange und eilte wieder in sein Untersuchungszimmer.
    Es dämmerte schon, als Doktor Braun sein Nesthäkchen an den beiden Rattenschwänzchen in sein Sprechzimmer zog, um mit ihr zu sprechen. Da stand nun die Annemarie neben seinem Schreibtisch und begann aus Verlegenheit mit dem Hörrohr und sonstigen Instrumenten zu spielen. Sanft nahm er ihr die Dinge aus der Hand und zog das große Mädchen auf sein Knie.
    »Lotte, glaubst du,

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