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Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Titel: Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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daß ich dich gern fortgebe?« fragte er.
    Ach, wo blieben da all die dummen Gedanken, die das törichte Mädel den ganzen Nachmittag gequält hatten? Es schüttelte den Blondkopf und schmiegte sich fest an Vaters Brust.
    »Na also! Soll ich mich nun auch vielleicht hinsetzen und heulen wie ein gewisses Fräulein heute nachmittag?«
    Bei dieser Vorstellung mußte Annemarie lachen - all das, was sie bedrückt hatte, lachte sie sich vom Herzen.
    »So ist's recht, Lotte! Wer solch eine feine Reise machen soll wie du, der kann auch lachen. Der Klaus möchte für sein Leben gern mit. Aber der darf nicht, der Schlingel.«
    Wie merkwürdig - Annemarie kam mit einem Mal ihre Verbannung nicht mehr so fürchterlich vor.
    »Du bist doch mein großes, verständiges Mädel«, der Vater hob ihr Gesicht zu sich empor. »Versprich mir, Mutti nicht mehr durch unvernünftige Tränen zu quälen, du tust ihr damit weh.«
    Annemarie machte ein bestürztes Gesicht. Wie häßlich von ihr, daß sie nur an ihren eigenen Jammer gedacht hatte!
    Sie reichte dem Vater ihr mageres Händchen. So dunkel es auch schon war, er las in den blauen Kinderaugen das feste Versprechen, der Mutter den Abschied nicht mehr zu erschweren.
    Noch am selben Abend schrieb der Vater an ein ihm besonders empfohlenes Kinderheim in Wittdün auf der Nordseeinsel Amrum.
    Das Versprechen, das Annemarie ihrem Vater gegeben hatte, hielt sie. Es wurde ihr nicht mal schwer, denn allmählich - begann sie sich auf die Reise zu freuen.
    In der Schule war sie jetzt wieder der Mittelpunkt der Klasse. Nein, hatte die Annemarie Braun ein Glück! In ein Kinderheim kam sie, und noch dazu an der Nordsee - viele Mädchen hätten sofort mit ihr getauscht.
    Nun geht es einem im Leben oft sonderbar. Man findet eine Sache oft erst schön, wenn man von anderen darum beneidet wird. Diese Erfahrung machte auch Annemarie.
    Da all ihre Schulfreundinnen sich an ihre Stelle wünschten, war sie sicherlich nicht bemitleidenswert. Ja, es machte ihr sogar Spaß, sich mit ihrer Reise ein wenig hervorzutun.
    »Auf einem großen Schiff fahren wir von Hamburg aus, hat mir Mutti erzählt.
    Und ein süßes Reiseköfferchen habe ich bekommen. Und neue Sandalen und graue Spielhosen. Und Vater sagt, ich darf barfuß laufen. Aber der hellblaue Badeanzug mit dem weißen Anker ist das Allerschönste.«
    Nur zwei gab es, die ganz und gar nicht mit dem langen Aufenthalt des kleinen Mädchens an der Nordsee einverstanden waren. Die eine war Annemaries Großmama und die andere war Köchin Hanne.
    Großmama kam aus dem Kopfschütteln nicht heraus. Sie fand sich in der neumodischen Welt nicht mehr zurecht. Ihre Kinder hatten auch Krankheiten durchgemacht, aber deshalb hatte doch kein Mensch daran gedacht, sie auf ein ganzes Jahr von zu Hause fortzugeben.
    Hanne war noch viel entrüsteter über das Unrecht, das die eigenen Eltern »ihrem Kinde« zufügten. Konnte wohl einer noch so für die Annemarie kochen und sie mit lauter Leckerbissen füttern wie ihre alte Hanne? Mußte sie da erst zu fremden Leuten?
    Obwohl das Gesicht der treuen Köchin von Tag zu Tag grimmiger dreinschaute, gingen die Reisevorbereitungen ihren Gang. Denn Frau Braun wollte schon vierzehn Tage vor Beginn der Ferien mit Annemarie fahren. Der Vater unternahm mit den Jungen eine Gebirgswanderung. So waren auch diese für die Ferien versorgt. Der Tag vor der Abreise war herangekommen.
    Annemaries »süßer« Reisekoffer stand fix und fertig gepackt. All die schönen neuen Sachen waren darin untergebracht. Auch die Schul-und ein Teil der Geschichtsbücher waren mit gewandert, sogar einige Spiele für Regentage.
    Nun ging Annemarie noch einmal, Umschau haltend, ob sie auch bloß nichts vergessen hatte, durch ihr Reich. Da fiel ihr Blick auf ihre Puppe Gerda, die steif und stumm in dem kleinen Korbsessel lehnte. All die Kinderzärtlichkeit, die Nesthäkchen einst für ihre Puppe empfunden, erwachte durch den bevorstehenden Abschied wieder. Sollte sie Gerda mitnehmen? Dann hatte sie doch wenigstens einen von zu Hause bei sich.
    Annemarie blickte unschlüssig auf ihre Puppe. Irrte sie sich, oder sah Gerda sie mit ihren hübschen Glasaugen vorwurfsvoll an, als wollte sie sagen: »Habe ich dir nicht auch Gesellschaft geleistet, als du krank und allein warst?«
    Da war der Kampf in Nesthäkchens Brust entschieden.
    »Ja, du sollst mit ins Kinderheim, Gerdachen«, flüsterte sie und begann eifrig den Puppenkoffer zu packen.
    Mutti hatte nichts gegen die neue

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