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Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Titel: Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Nesthäkchen nach Mutters Arm. Puppe Gerda aber, die sie in ihrem Schreck losließ, fiel vor Angst auf den Rücken.
    Mutti lachte von Herzen über die beiden, auch die übrigen Herrschaften, die in der Nähe saßen, amüsierten sich.
    »Dat is man bloß die Sirene, dat Schiffssignal, dat es nu losgeihen tut, lütt Fräulein«, meinte ein in der Nähe stehender Matrose freundlich zu dem kleinen Mädchen und hob die Puppe auf.
    Von diesem Augenblick an war Nesthäkchen mit dem Matrosen aufs innigste befreundet. Er erzählte ihr, daß er Willem heiße und daß er dreimal jede Woche mit der» Königin Luise«, dies war der Name des Schiffes, auf dem sie die Reise machten, von Hamburg nach Amrum führe.
    »Wird Ihnen denn das gar nicht langweilig, das olle Hin-und Herfahren, immer wieder denselben Weg?« erkundigte sich die Kleine teilnehmend.
    »I, man jo nich - jedesmal sieht das Meer wieder anners ut, dat wirst du ok noch merken, wenn du man erst am Strand buddeln tun wirst. Wo geht denn die Reise hin, lütt Fräulein?« Es machte dem Mann Spaß, sich mit dem zutraulichen kleinen Mädel zu unterhalten.
    »Nach Wittdün auf der Insel Amrum, da soll ich ein ganzes Jahr lang bleiben, weil ich so blaß bin. Ist es da schön?«
    »Na woll! Kiek eins, lütt Fräulein, da wirst du bald so rote Backen hewen (haben) als wie ick«, lachte er.
    Annemarie fiel erst jetzt auf, wie braun der Mann war. »Ja, Sie haben sich schon mächtig erholt«, meinte sie dann als richtiges Arzttöchterchen.
    Mutti aber, die ihr Nesthäkchen beobachtete, dachte erleichtert: »Wenn meine Lotte sich hier schon so schnell anschließt und sich kaum nach mir umguckt, wird sie mich in Wittdün unter anderen Kindern gewiß nicht entbehren.«
    Da gerade kam Annemarie zur Mutter zurück. »Du Muttichen, der Herr Willem ist so schrecklich nett. Er will mir unser Schiff zeigen, das ganze Schiff, weil ich noch nie eins gesehen habe! Und weil die ‚Königin Luise‘ doch ganz neu ist. Ich darf doch, Muttichen?« bettelte sie.
    Frau Braun freute sich, daß ihrem Töchterchen von sachverständiger Seite die Einrichtungen eines Schiffes erklärt werden sollten. Sie schloß sich ebenfalls dem Rundgang an.
    Annemarie sperrte Mund und Nase auf. Das war doch kein Schiff, das war ja ein richtiges Haus mit vielen Stockwerken, in dem sie jetzt eine mit roten Teppichen belegte Treppe hinabstiegen.
    In den großen Eßsaal führte der Matrose seine Begleiterinnen, da standen viele festlich mit Blumen gedeckte Tischchen mit fest in den Boden geschraubten Drehsesseln. Rote Plüschsofas zogen sich längst den Wänden hin.
    War das fein hier! Nein, so sah es auf den Berliner Spreedampfern doch nicht aus.
    Und hier sollte sie heute zu Mittag essen? Famos. Dann betraten sie den großen Leseraum mit den braunen Ledersesseln.
    »Nu geiht's in die Kuch«, bemerkte der Matrose und stieg noch eine Treppe tiefer hinab.
    Himmel - solche große Küche hatte das kleine Mädchen noch nie gesehen. Die Mitte nahm ein Riesenherd mit Hunderten von Kupferkasserollen ein, an dem viele Köche und Küchenmädchen schafften.
    »Au, wenn unsere Hanne das ganze Kupfer hier jeden Sonnabend putzen müßte - au - würde die schimpfen!« dachte Nesthäkchen.
    »So, dat is hier der Gepäckraum«, der Matrose wies auf ein Durcheinander von aufgestapelten Koffern und Körben.
    »Nu kummen wir zu die Maschinens«, ihr Führer beschritt mit ihnen eine schmale, mit einem Gitter versehene Galerie, von der man in den gewaltigen Maschinenraum hinabsehen konnte.
    Herrje - war das hier ein Radau! Mutter nahm ihre Lotte vorsorglich an die Hand.
    Ein Höllenlärm ratternder, fauchender, surrender, brausender und schnaufender schwarzer Eisenungetüme erfüllte den Raum. Ein Gewirr von Rädern und Schrauben bewegte sich, gewaltige Eisenhebel gingen hin und her. Dazwischen erblickte man Maschinisten, der furchtbaren Hitze wegen halb entkleidet, welche die Maschinen ölten, und schwarzrußige Heizer, die Kohlen feuerten.
    »Das sind die großen Dampfmaschinen, die unser Schiff treiben«, erklärte die Mutter ihrem Töchterchen.
    »Dat sull woll so sünd!« bekräftigte Annemaries Freund.
    »Puh - ist das hier eine abscheuliche Luft!« Das junge Fräulein hielt sich das Naschen zu.
    »Dat makt (macht) all dat Öl und die verfluchtigte Hitz -aberst nu will ick dat lütt Fräulein noch dat Overdeck zeigen.« Wieder ging es - trapp - trapp -eine Stiege nach der andern hinauf.
    Frau Braun hatte genug gesehen. Sie begab sich

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