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Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Titel: Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Wasserreichs durch Schwimmen vorwärts; nein aufrecht, auf zwei Beinen schritten die einher. Menschen hießen sie. Darüber mußten die jungen Nixlein laut lachen, denn das kam ihnen zu komisch vor, daß jemand aufrecht einherging und nicht auf dem Bauch schwamm wie sie.
    Silberhärchen aber, das jüngste der Enkelkinder, konnte gar nicht genug von jenem merkwürdigen Lande hören, in dem die goldene Sonne strahlte. Immer wieder mußte ihm die Großmutter davon erzählen. Schwamm es mit der Erzieherin, Fräulein Meerrobbe, spazieren, dann entwischte das junge Nixchen manches Mal und schwamm auf eigene Faust weiter, um die Erde, von der die Großmutter erzählt hatte, zu suchen. Der Vater, der König des Quallenreiches, war ärgerlich, wenn Fräulein Meerrobbe Klage über das ungehorsame kleine Prinzeßchen führte, das stets die eigenen Wege schwamm. Aber selbst das nützte nichts. Silberhärchen sehnte sich aus seinem Wasserdämmerreich, in das nie ein Sonnenstrahl drang, zur lichten Erde empor.
    Eines Tages war die Gelegenheit günstig. Fräulein Meerrobbe hatte eine dicke Backe und durfte nicht ausschwimmen. Silberhärchen sollte unter Aufsicht der alten dicken Hummer, seiner Kinderfrau, welche es einst in der Wellenwiege geschaukelt hatte, im Schloßgarten spielen. Dieser Garten war der Stolz des Quallenkönigs. Dort gab es wundervolle alte Bernsteinbäume und leuchtende rote Korallenblumen. Silberhärchen aber fand es gar nicht schön in dem Garten. Es wollte gern die richtigen, grünen Bäume, von denen die Großmutter erzählt hatte, auf Erden sehen. So entwischte es der alten dicken Hummer, ehe diese es noch mit ihren großen Scheren festhalten konnte. Ganz allein schwamm das kleine Nixlein in das große, große Meer hinein, immer weiter und weiter. Heute mußte es die Erde finden, eine so günstige Gelegenheit kam niemals wieder. Kreuz und quer schwamm es, doch das Land, das es suchte, fand es nicht. Aber, was schlimmer war, es fand auch nicht mehr den Weg zurück in das Quallenreich. Schon wurden seine Arme müde, es konnte nicht weiterschwimmen. Da stieß es sich plötzlich an etwas Scharfem. Es war ein Felsenriff, das aus dem Meere emporragte. Das Nixlein klammerte sich daran, um auszuruhen. Da sah es, daß Steinstufen in den Felsen eingehauen waren, eine richtige Treppe führte in die Höhe. Neugierig, wie Silberhärchen war, hatte es sogleich alle Müdigkeit vergessen. Eins, zwei, drei zog es sich die Stufen empor. Es wurde lichter und lichter herum. Und plötzlich mußte sich das Nixlein geblendet beide Augen zuhalten. Der erste Sonnenstrahl hatte es getroffen.
    Als sich Silberhärchen allmählich an das glänzendgoldene Licht gewöhnt hatte, hielt es Umschau. Keine grünen Wiesen und keine Blumengärten waren da zu sehen, keine steinernen Städte und keine aufrecht gehenden Menschen. Nur Wasser, grünlich-blaues Wasser mit weißen Schaumperlen ringsum. Silberhärchen befand sich auf einem Felsenriff, das mitten aus dem Meere emporragte. Da begann es zu weinen, denn nun war es weder daheim im Wasserreich bei den Seinen, noch auf der Erde, nach der es sich gesehnt hatte.
    Der Quallenkönig aber schäumte vor Wut, daß das Meer hoch aufbrandete, als er von der Flucht seines Lieblingskindes Silberhärchen und von seiner Sehnsucht nach dem Festland erfuhr.
    ,So möge es selbst zum Festlande werden!‘ rief er zornig. Schaurig klang der Fluch durch die grünen Wogen. Silberhärchen auf seinem Felsenriff aber war plötzlich verschwunden. Statt seiner hob sich eine schöne Insel aus dem Meere empor mit grünen Wiesen und fruchtbaren Feldern, mit Blumengärten und mit Menschen. ,Amrum‘ nannten die Menschen dieses neue Eiland. Die weit gegen Süden ins Meer hineinragenden Dünen hießen Wittdün - weiße Dünen. Wenn einer jedoch genau hinsieht, so um Mitternacht bei Vollmondschein, dann flimmern und glänzen diese weißen Dünen wie lauter Silber. Das sind die hellen, welligen Silberhaare des verzauberten Nixleins. Oft aber, in wilden Sturmnächten, tut dem Quallenkönig sein Fluch leid. Dann heult er mit dem Sturm um die Wette, und die Flut streckt ihre Arme nach dem verzauberten Eiland aus, um es wieder ins Wasserreich zurückzuziehen.
    An der Satteldüne, wo jetzt weite, kahle Sandflächen sich dehnen, standen einst grüne, blühende Ortschaften. Gewiß habt ihr schon mal was von den dort untergegangenen Dörfern Kniepham und Witjapham gehört. Die hat sicher der Quallenkönig geholt.«
    Immer leiser war

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