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Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Titel: Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Schreck über die zerbrochene Fensterscheibe, in ihr Zimmer zurück.
    Am nächsten Tag wurde strenges Gericht gehalten. Die auf dem Balkon liegengebliebene Stange verriet den Täter. Aber auch sonst wäre Tante Lenchen auf keinen anderen als den ungezogenen Peter gekommen.
    Er war anständig genug, Annemarie nicht anzugeben. Das tat diese ganz von selbst. Peter sollte nicht allein bestraft werden.
    Das Schlimme aber war, daß Annemarie sich jetzt nicht mehr in das Stübchen des guten alten Fräuleins Julchen, bei der sich die kleinen Sünder entschuldigen mußten, hineinwagte - um die Freude hatte Annemarie sich selbst gebracht.

Sturmflut
     
    Der Spätherbst hatte noch einige schöne Oktobertage gebracht.
    »Heute gehen wir Preiselbeeren suchen«, verkündete Tante Lenchen eines Morgens der begeisterten Kinderschar.
    Mit Körben, Töpfen und Kannen bewaffnet, so zog die ganze Gesellschaft in die violett blühende Heide. Nach Steenodde und dem Wattenmeer zu sollte es die reichste Ausbeute geben. Emsig wurde unter Lachen, Singen und Scherzen geerntet. Kannen und Körbe füllten sich bald mit den hellroten Beeren. Ei - die sollten im Winter den fleißigen Sammlern schmecken. Auch viele verspätete Blaubeeren fand man, die zu der mitgenommenen Milch herrlich mundeten.
    Auf der mit unzähligen großen und kleinen Hügeln bedeckten Heide lagerten die Blaumäulchen alle zum fröhlichen Mahl.
    »Wißt ihr auch, was das für Hügel sind?« fragte Fräulein Mahldorf ihre Schüler.
    Keiner wußte Antwort zu geben.
    »Das sind Hünengräber aus der Zeit der Wikinger, jenes alten Normannenstammes, dem um das Jahr 1000 die gefürchteten Seeräuber entsprossen. Noch in unseren Tagen hat man bei Ausgrabungen silberne Schwerter, Ringe und bronzene Urnen in den Hünengräbern aufgefunden, die in das Kieler Museum gewandert sind«, erklärte die Lehrerin.
    Mit großen Augen lauschten die Kinder. Das war ja beinahe so interessant wie die Gruselgeschichten von Fräulein Julchen.
    »Wenn ihr wollt, könnt ihr noch ein bißchen wattlaufen, wir haben gerade Ebbe, und die Sonne brennt ja heute wie im Hochsommer«, schlug Tante Lenchen vor.
    Da zerflatterten die Sagengeister, die um die alten Hünengräber ihr Wesen trieben und auch die Kinder kurze Zeit in ihren Bann geschlagen hatten. Jubelnd wurde Tante Lenchens Vorschlag befolgt. Denn »Wattlaufen«, das war neben dem Waten in der See das größte Vergnügen für die Kinder.
    »Aber nicht länger als eine Stunde, es wird früh Nacht«, rief Tante Lenchen, die mit Fräulein Mahldorf und Gerda in der Heide zurückblieb, den unter Aufsicht von Miß John Davoneilenden nach.
    Im Nu waren Schuhe und Strümpfe ausgezogen. Da standen die Kinder auch schon an der meilenweit sich erstreckenden braunen Flur, die jetzt während der Ebbe vollständig wasserfrei vor ihnen lag. Bei zurückkehrender Flut wurde alles wieder zum Wattenmeer.
    Herrlich war es, barfuß auf dem feuchtwarmen Boden dahinzulaufen. Die Kinder spielten Haschen und andere lustige Spiele. Dabei kam es auch vor, daß eins plötzlich laut aufschrie, wenn es unvermutet auf eine Qualle getreten war.
    »Kinder, ihr mußt passen auf, nicht zu gehen zu fern, wir müssen sein pünktlich zurück«, vergeblich rief Miß John es hinter der ausgelassenen Kinderschar her.
    Hallo -da gab es ja Krabben in Unmengen, die das Meer zurückgelassen hatte. Eiligst wurden Hüte und Mützen damit gefüllt, denn ein Krabbengericht war ein beliebtes Abendbrot in Wittdün.
    »Kinders, jetzt wir gehen zurück. Es ist an die Zeit, Tante Lenchen ist wartend auf uns«, damit machte Miß John energisch kehrt.
    Die übermütigen Krabben ließen ihren Krabbenfang im Stich und folgten, wenn auch schweren Herzens, der Engländerin.
    Nur zwei waren wieder mal ungehorsam. Peter und Annemarie.
    »Wir können ruhig noch ein Stück weitergehen«, überredete Peter seine kleine Kameradin bei allen dummen Streichen. »Wir laufen ja viel schneller als Miß John. Wenn wir nachher zurückrennen, holen wir sie längst ein.«
    »Ach nee, Tante Lenchen wird böse sein«, wandte Annemarie ein, die erst vor wenigen Tagen versprochen hatte, von nun an immer brav zu sein.
    »Merkt sie doch überhaupt gar nicht, du Schafskopf. Wir kommen bestimmt zur gleichen Zeit mit den anderen zurück. Aber wenn du nicht willst, dann laß es bleiben! Dann suche ich eben allein nach den silbernen Schwertern und den goldenen Ringen der Wikinger.« Peter glaubte nämlich fest, daß hier auf dem Watt,

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