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Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg

Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg

Titel: Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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energisch.
    »Großmuttchen - ach, liebes Großmuttchen, komm doch bloß mal schnell«, rief die kleine Mutter angstvoll in das Nebenzimmer. »Das Kind ist bestimmt krank, es will nicht trinken - wenn Vater doch bloß nicht im Felde wäre!«
    Großmama versuchte jetzt selbst ihr Heil, aber mit ebenso wenig Erfolg. Während sie sich mit dem Kleinen abmühte, daß ihr die Schweißtropfen aus die Stirn traten, kam Klaus nebst Puck nach Hause.
    Die beiden machten die dämlichsten Gesichter von der Welt.
    »Was ist denn das für ein gräßliches Jör?« fragte Klaus, sich die Ohren zuhaltend.
    »Du bist gräßlich, aber nicht mein süßes Kind!« rief die beleidigte kleine Mutter empört.
    »Was will denn der eklige Schreihals überhaupt hier?« Klaus vermochte die Sache noch nicht zu durchschauen.
    »Das ist dein neuer Neffe Hindenburg - - - » »Das ist ein armes, verlorengegangenes Ostpreußenkind - » zu gleicher Zeit gaben die Geschwister die Erklärung.
    »Was - und das soll etwa hier bleiben?« Klaus hegte durchaus keine zärtlichen Onkelgefühle gegen seinen neuen Neffen. »Wer soll denn den Mordsradau bloß aushalten!« Der Bruder hielt sich beide Ohren zu.
    »Na, erlaube mal, du machst manchmal noch viel größeren Radau«, rief Nesthäkchen in gekränktem Mutterstolz dazwischen. Während Hans den mit Hindenburgs Geschrei um die Wette blaffenden Puck aus dem Zimmer beförderte. Denn der Lärm war wirklich nicht mehr zu ertragen.
    »Ich hab’s - jetzt hab‘ ich’s endlich raus, woran es gelegen hat,« rief Großmama, die schon ganz schwach war, dazwischen. »Die Hanne hat ja kein Loch in den Gummipfropfen gestochen, da kann der Kleine beim besten Willen nicht trinken.«
    Das Unglück wurde schnell gutgemacht, und das Wickelkind trank jetzt sein Fläschchen, daß es eine Freude war. Andächtig sah Nesthäkchen ihm zu. Dann lag Hindenburg vergnügt strampelnd, satt und zufrieden in seinem Puppenwagen - eine wohltuende Ruhe herrschte plötzlich wieder.
    Die Gesichter aller Familienmitglieder gegen ihn wurden dadurch freundlicher.
    Nur Puck konnte sich augenscheinlich nicht mit dem kleinen Fremdling befreunden. Leise knurrend umstrich er den Puppenwagen. Auch Großmama schüttelte unzufrieden den Kopf, weil Annemarie alle paar Minuten beim Abendbrot aufsprang, um einen Blick hinter die weißen Mullgardinen zu werfen, hinter denen Hindenburg jetzt sanft schlummerte.
    Als Nesthäkchen selbst schlafen ging, mußte der Wagen mit dem Kleinen dicht neben ihrem Bette stehen, wie früher ihre Lieblingspuppe Gerda. An Fräulein, die über den Abend fortblieb, schrieb Annemarie einen Brief, als Erklärung für den merkwürdigen kleinen Schlafburschen. Sie legte das Schreiben auf den Kinderstubentisch, dort wurde Fräulein es sicher finden.
    Fräulein kam spät von ihrer Geburtstagsfeier nach Hause. Alles schlief schon. Um Annemarie nicht zu wecken, zog sich Fräulein ohne Licht aus. Im Dunkeln sah sie Nesthäkchens Zettel nicht und ahnte daher nicht, wer das Kinderzimmer mit ihnen teilte.
    Es war mitten in der Nacht. Da ließ sich ein leises meckerndes »Bäääh ääh« vernehmen. Weder Fräulein noch Annemarie achteten darauf, beide schliefen tief und fest.
    Das »Aäh« wurde lauter, anspruchsvoller. Fräulein träumte, daß eine Herde Ziegen an ihr vorbeizog und brachte das meckernde »Bäääh«, das sie in Wirklickeit hörte, damit in Zusammenhang.
    Plötzlich ging das immerhin noch bescheidene Meckern in anmaßendes Schreien über.
    Fräulein fuhr empor »Annemiechen, Kind - ist dir was, oder hast du bloß aus dem Schlaf geschrien?«
    »Nee - ach wo,« klang es ganz verschlafen aus Nesthäkchens Bett zurück, »das ist ja bloß Hindenburg.«
    »Wer?« Fräulein glaubte, Annemarie spräche im Fieber. Erschreckt knipste sie das elektrische Licht.
    Aus müde blinzelnden Augen sah Annemarie sie ganz ruhig an, während das Schreien weiter ertönte. Barmherziger - kam das nicht aus dem Puppenwagen?
    Fräulein war im allgemeinen eine beherzte Person, aber setzt sträubte sich ihr doch das Haar vor Entsetzen. Alles, was sie jemals von mitternächtigen Spukgeschichten gehört, erwachte in ihr. Entgeistert wies sie mit ausgestrecktem Zeigefinger nach dem weißen Wagen, aus dem die merkwürdigen Töne kamen. War der etwa verhext?
    »Er wird wieder Hunger haben - aber jetzt in der Nacht ist doch keine Zeit dazu!« meinte Annemarie mit herzbrechendem Gähnen. Sie war so müde, daß all ihre Mutterliebe dagegen nicht

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