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Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg

Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg

Titel: Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Margot erschreckt, die selbst die kleine Geschwister hatte und wußte, daß man kleine Kinder nicht im Schlaf stören soll.
    »Ach was, nur ein paar Tropfen«, Nesthäkchen hatte bereits die Gießkanne ergriffen.
    O weh - statt der paar Tropfen ergoß sich plötzlich ein ganzer Wasserstrahl über das Gesicht des nichts Böses ahnenden Säuglings.
    Laut schreiend fuhr er aus dem Schlaf, aber er war nicht mehr erschreckt, als Annemarie selbst. Das hatte sie nicht beabsichtigt.
    Auch die Freundinnen machten entsetzte Gesichter.
    Frau Kulicke, die an das Kindergeschrei gewöhnt war, blieb zum Glück ruhig in ihrer Küche. Mit ihren Taschentüchern begannen die kleinen Mädchen das triefende Mäxchen abzutrocknen, aber es schrie trotzdem wütend weiter.
    »Wir wickeln ihn in das große Tuch und nehmen ihn mit nach oben, da wird er schon aufhören«, schlug Annemarie vor, die ihr schlechtes Gewissen so schnell wie möglich aus der Portierwohnung jagte.
    Gesagt - getan.
    Der kleine Max wurde warm in das mitgebrachte Tuch eingehüllt; die Freundinnen kehrten noch flink die Kissen um, damit die Nässe nicht gleich auffiel. Dann machte sich die Karawane auf den Weg. Voran Annemarie mit dem aus der Vermummung etwas gedämpfter brüllenden Mäxchen.
    Ordentlich schwer war der Junge in den paar Wochen geworden. In Todesangst, den ärgerlich Strampelnden fallen zulassen, trugen ihn die Freundinnen abwechselnd in die Braunsche Wohnung.
    Nun brannte das Bäumchen. Die ganze Familie, einschließlich Hanne und Puck, lief erwartungsvoll zusammen, was Mäxchen wohl für ein Gesicht zu sein der Bescherung machen würde.
    Die Freundinnen begannen mit heller Stimmen ‚Stille Nacht - heilige Nacht‘ zu singen, um dem Kleinen das Feierliche der Weihnachtsbescherung gleich das erstemal klar zu machen.
    Aber Mäxchen schien nicht viel Sinn für Feierlichkeit zu haben. Es kniff die Augen fest zu, als ob es gar nichts sehen wollte, den Mund riß es dafür um so weiter auf. So gab es sich redlich Mühe, den frommen Sang der Kinder zu übertönen.
    Ob Annemarie ihm die mühsam gehäkelte hellblaue Schuhchen zeigte oder Margot ihre selbstgesäumten Windeln - der undankbare kleine Bengel schrie unentwegt seine eigene Nacht weiter.
    Annemarie begannen der Angstschweiß auszubrechen.
    Großmama mußte sich wieder erbarmen. Durch Klopfen und Schaukeln versuchte sie ihm zu beruhigen.
    »Himmel, das Jäckchen ist ja ganz naß - wie kann die Frau das Kind nur zu liegenlassen, wenn es sich nun erkältet«, rief Großmama kopfschüttelnd. Die Freundinnen begannen heimlich zu kichern. Annemarie aber wurde rot.
    »Ich wollte ihn ein bißchen bespritzen, daß er aufwacht, aber die olle Gießkanne hat gleich die so doll geplanscht«, gab sie nach kurzem Schwanken der Wahrheit die Ehre.
    »Was - mit der Gießkanne hast du den armen Kerl aus dem Schlaf geweckt - ja, dann ist es sein gutes Recht, zu brüllen«, Großmama wußte nicht, ob sie lachen oder ärgerliches sein sollte.
    Mäxchen wurde umgezogen. Er bekam eins von den neuen Jäckchen an und die hellblaue Schuhe. Leider verstand er sie aber nicht richtig zu würdigen, denn erließ sie sofort in den Mund spazieren.
    Wenigstens war seine Gemütsverfassung jetzt eine menschenfreundlichere geworden. Nur einmal litt sie noch Schiffbruch, als Annemarie ihm den krähenden Hahn vorführte. Da begann er aufs neue noch viel lauter zu krähen.
    Die Junghelferinnen waren eigentlich von Herzen froh, als Fräulein ihren Schreihals wieder in die Portierswohnung hinabspedierte, um gleichzeitig für ein trockenes Lager zu sorgen. Nun konnten sie wenigstens noch ungestört bis zum Heimgehen spielen.
    Nesthäkchen erkundigte sich beim Gutenachtsagen angelegentlich, ob das Kleinkindergeplärr auch nicht zu anstrengend für Großmamas Nerven gewesen sei. Da konnte sich in diese doch nicht enthalten zu fragen: »sagt' mal, Herzchen, was hast du heute bloß immer für Angst um mich, das bin ich doch gar nicht von dir gewöhnt.«
    »Na, Mutti hat doch geschrieben, ob ich auch gut für dich sorge, Großmuttchen«, kam ein wenig kleinlaut Nesthäkchens Antwort.
    Ja, das Wort einer Mutter wirkt selbst auf eine Entfernung von London nach Berlin.
     

Streckt eure Vorräte!
     
    Das große Kriegsjahr 1914 war vom Zeitenrad abgeschnurrt, und das junge Jahr 1915 nicht weniger kriegerisch und waffenklirrend in die Welt hineingestürmt. Millionen von deutschen Herzen schlugen ihm hoffnungsfreudig entgegen. Es würde die großen Siege

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