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Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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begütigte Frau Lange. »Nun aber rasch ... rasch ... daß ihr fortkommt.«
    Käterle wurde in den weißen Sportwagen gesetzt.
    »Einen Augenblick noch ... ich möchte nur die Schürze abbinden und den Hut aufsetzen.« Das junge Mädchen wollte noch einmal zurück ins Haus.
    »Aber, Annemarie, unsere Kindermädel sind immer mit Schürze und Häubchen gegangen. Netter kann doch ein Kindermädel gar nicht aussehen«, sagte Frau Lange in bestimmtem Ton. Hatte sie da etwa ein putzsüchtiges Ding ins Haus bekommen?
    »Hahaha ... die Annemarie will einen Hut aufsetzen wie eine Dame!« lachte Rudi.
    »Wie eine Dame!« echote Edith sofort. Und selbst Käterle stimmte in das Lachen der Großen ein.
    »Wollt ihr wohl artig sein, ihr naseweise kleine Gesellschaft«, schalt die Mutter lächelnd. »So, nun geht endlich. Zeigt der Annemarie den Stadtpark und das Eichenwäldchen, in dem ihr immer seid. Um viertel eins müssen Sie zum Tischdecken zurück sein, Annemarie. Sie hören um zwölf die Fabriken pfeifen.«
    Das neue Kindermädel zog mit seiner Karawane los. Den Kinderwagen mit Käterle vor sich, Edith an dem einen Arm eingehängt, Rudi am andern, so ging es durch die Straßen von Nürnberg. Bald waren sie gut Freund alle miteinander. Die kleine Verstimmung, daß sie mit dem Häubchen gehen mußte, hatte Annemarie schnell überwunden. Wenn sie nur nicht Reisegefährten von gestern traf!
    Im Eichenwäldchen wurde »geballt«. So nannten die Kinder das Ballspiel. Annemarie war ein fröhliches Kind mit den anderen Kindern. Es tat ihr fast am meisten leid, als der schrille Mittagspfiff von verschiedenen Fabriken die Luft durchschnitt.
    »Brauchen wir denn eine Viertelstunde bis nach Haus?« erkundigte sie sich bei Rudi.
    »A bissei können wir halt noch bleiben. Die Muttel sagt immer a bissei eher, als der Vatel kommt.« Rudi machte das Spiel mit Annemarie heute auch Vergnügen.
    Aber aus dem »bissei« wurde eine Viertelstunde und noch eine. Denn Pünktlichkeit war niemals die stärkste Seite von Nesthäkchen gewesen. Als Annemarie mit ihren Pflichtbefohlenen endlich den Marktplatz erreichte, war es bereits halb eins geworden. Nun aber im Trab die Parkstraße hinunter. Puterrot kam sie mit den Kindern zu Hause an. Frau Lange stand ausschauend vor dem Gartentor.
    »Aber Annemarie, wie unvernünftig! Der Spaziergang soll eine Erholung für die Kinder sein. Und nun sind sie bei der Mittagshitze wie aus dem Wasser gezogen. Sie müssen sie erst umkleiden und waschen. Den Tisch hat Auguste bereits gedeckt. Morgen aber bitte ich mir aus, daß ihr pünktlich zur festgesetzten Zeit zu Hause seid. Ihr wißt doch, Kinder, wie ärgerlich Vater ist, wenn er aus der Praxis nach Hause kommt, und es kann nicht gleich gegessen werden.« Frau Lange war unzufrieden. Die Neue schien nicht zuverlässig zu sein.
    Annemarie hatte zu Hause öfters mal einen Tadel wegen Unpünktlichkeit bekommen. Aber den hatte sie abgeschüttelt wie ein Pudel das Wasser. Hier bei Fremden war das anders. Da machte der Tadel Eindruck und kränkte. Morgen wollte sie aber bestimmt pünktlich daheim sein.
    Endlich konnten die Kinder sauber gewaschen bei Tisch erscheinen. Der Hausherr wies strafend auf die Kuckucksuhr. Gerade steckte der Kuckuck einmal den Kopf heraus. Sonst wurde um halb eins bei Doktor Lange gespeist.
    »Es war halt so schön mit der neuen Annemarie, Vatel«, entschuldigte sich Rudi als Ältester. »Sie versteht so fein zu ballen. Und Latein versteht sie auch.«
    »Was ... Latein versteht sie?« Wie aus einem Munde fragten es die Eltern.
    »Ja, ich soll doch immer jeden Tag eine Seite aus meiner lateinischen Grammatik wiederholen, weil ich nur genügend in Latein hatte. Da hat die neue Annemarie mich abgehört und mir verschiedenes verbessert. Nicht wahr, Sie können doch Latein?« wandte er sich an Annemarie, die gerade die Suppe auftrug.
    Diese hätte vor Verlegenheit fast die Suppenterrine zu Boden fallenlassen.
    »Aber nein ... nein, Rudi«, wehrte Annemarie ab. »Zu Hause waren auch Jungen, denen ich öfters ihre Lektion abhören mußte«, wandte sie sich, bis an das weiße Tollhäubchen rot, erklärend zu Frau Lange. Dabei achtete sie nicht auf die Suppenteller, die sie herumreichen sollte. Schwapp ... da hatte der Herr Doktor seine Suppe zwischen Kragen und Nacken.
    »Himmelmohrenelement!« Wütend sprang er auf. Und das konnte man ihm nicht verdenken. Denn es ist nicht sehr angenehm bei einer Julihitze von sechsundzwanzig Grad Celsius, heiße

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