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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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draußen in Lichterfelde in seinem Garten. Alle Berliner beneideten einen darum. Und doch war es notwendig, mal wieder neue Eindrücke, außerhalb der Kinderstube, in sich aufzunehmen. Jetzt, als es beschlossene Sache war, daß man an die Waterkant während der Sommerferien reisen würde, begann Annemarie sich genau wie ihre Kinder darauf zu freuen. Sie war nur begierig, wie lange Rudi es wohl trotz seiner Großsprecherei ohne sie aushielt. Eines schönen Tages fand er sich sicher ein - das wußte sie im voraus.
    Noch eins war es, was Annemarie dazu bestimmte, nicht, wie es ihr erster Impuls gewesen war, auf die Reise opferfreudig zu verzichten. Das war eine Stelle in dem Brief des Bruders, über die sie zuerst hinweggelesen hatte: »Ohne die beiden Unzertrennlichen darfst du nicht kommen, Annemarie. Der blassen Marlene tut eine Erholung dringend not. Überhaupt deine ganzen, mir bekannten Freundinnen sind feierlichst auf die Weide geladen, wenn sie auch aus dem Gänschenalter inzwischen heraus sind.«
    Das war so richtig Klaus. Gutmütig und für andere immer hilfsbereit, und trotzdem irgendwo kam der Pferdefuß, irgendeine Neckerei, wieder zum Vorschein. Aber diese Neckerei war es nicht, die ihr zu denken gab. Nein, daß er Ilse stillschweigend überging und nur seiner Besorgnis um Marlene Ausdruck verlieh.
    Oh, Annemarie ließ sich nicht dumm machen. Die wußte mit Evaschläue ganz genau aus eigener Erfahrung, daß man das, was einem am meisten am Herzen liegt, gewöhnlich für sich behält. »Den Sack schlägt man, und den Esel meint man.« Wenn dieser Vergleich auch nicht gerade schmeichelhaft für Ilse war.
    Die anderen Freundinnen konnten der Einladung leider nicht Folge leisten. Vera machte eine Wandertour mit ihrem Bruder Stanislaus. Seitdem der »Stani« in Berlin lebte und die Geschwister eine Wohnung zusammen innehatten, sah man Vera nur noch selten. Dann war noch Margot. Die verreiste mit ihrer Mutter. Marianne kam ebenfalls nicht in Betracht. Die fuhr mit ihrem Baby zur Sommererholung zu den Eltern ihres Mannes. Aber die beiden Kusinen mußten unbedingt mit »auf die Weide« nach Lüttgenheide.
    Nicht nur draußen in Lichterfelde hatten die Zeilen von Klaus viel Staub aufgewirbelt. Viel mehr noch drinnen im Zentrum von Berlin. Da trafen sich an einem wonnigen Maienmorgen die beiden Kusinen an der bewußten Treffecke.
    »Du, Marlene, ich habe heute morgen ein Schreiben aus Lüttgenheide bekommen.« Ilse glühte wie eine Pfingstrose bei dieser Mitteilung.
    »Ich auch.« Marlene lachte. »Klaus fordert uns dringend auf, unsere Sommerferien in Gemeinschaft mit Annemarie und ihren Küken auf seinem Gut zu verbringen. Er erwartet uns bestimmt, Ausreden gibt es nicht, sind von vornherein abgelehnt.« Ilse machte ein abweisendes Gesicht. Doch bevor sie dazu kam, ihre Ablehnung auszusprechen, sagte Marlene schnell: »Damit du es weißt, ich fahre nicht ohne dich. Also am dritten Juli gibt' Ferien ... am vierten reisen wir!«
    Ilse behielt also ihre Überlegungen und Zweifel, denn sie wollte ihrer Freundin den Urlaub nicht verderben.
    Bis zu den großen Ferien gab's aber noch reichlich zu tun. Da mußte das HalbjahrSchulpensum so gut wie erledigt sein, denn in den sechs Wochen nachher bis zu dem Oktobersemester war nicht viel zu erreichen. Das war ein saures Stück Arbeit für Lehrerin und Schülerinnen bei der Junihitze. Wenn Ilse in ihrer schwülen, drückenden Klasse saß und den Mädeln den Konjunktiv einpaukte, dann geschah es wohl manchmal, daß ihre Gedanken mit den Sonnenstäubchen hinausflirrten weit nach Norden zu frischen, grünen Wiesen, zu schattigen Waldungen und kühlem Meereswind.
    Auch daheim gab es noch genug Arbeit. Ilse fand plötzlich ihre Garderobe für Lüttgenheide nicht mehr auf der Höhe.
    »Kind, für die Kühe dort sind deine Sachen wirklich noch ausreichend«, meinte die Mutter.
    Aber Ilse mußte den Lüttgenheider Kühen doch wohl mehr Schönheitssinn zutrauen als die Mutter. Sie zertrennte Seiden- und Leinenkleider und ließ sie zu neuer Schönheit wiedererstehen.
    »Ilse, du tust ja gerade, als ob du in ein Luxusbad reist«, lachte auch Marlene sie aus. »Ich nehme bloß zwei Dirndlkleider mit und ein weißes für sonntags ... basta.«
    Auch dies hinderte Ilse nicht daran, weiter ihren Staat instand zu setzen. Im Gegenteil, ein neues, fesches Dirndlkleid mußte sie sich unbedingt auch noch zulegen. Das alte war doch schon verwaschen.
    Hatte Ilse schon soviel mit ihren

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