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Nestor Burma in der Klemme

Nestor Burma in der Klemme

Titel: Nestor Burma in der Klemme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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werden sie sich nicht entgehen
lassen. Verdammt, so wütend hab ich die noch nie gesehen!“
    „Die glauben doch wohl nicht, daß ich diesen
Bartoncourt umgebracht habe, hm?“
    „Mein lieber Burma“, seufzte Faroux, „wenn sich
nur der geringste Verdacht bestätigt, werden Sie einige Zeit in U-Haft sitzen.“
    „Und was glauben Ihre Kollegen im einzelnen?“
    „Daß Barton Sie mit einer vertraulichen Sache
beauftragt hat, daß es sich um etwas Wichtiges handeln mußte, da Sie
höchstpersönlich zu ihm gekommen sind, um ihm Bericht zu erstatten, daß die
zehntausend Francs, die man in seiner Wohnung gefunden hat, zur Zahlung Ihres
Honorars bestimmt waren, daß Sie Ihre guten Gründe hatten, den Toten nicht zu
kennen, daß Sie, wenn Sie wollten, zur Aufklärung des Verbrechens beitragen
könnten, daß Sie aber nicht wollen usw. usf.“
    „Sind die vielleicht ‘n bißchen bekloppt?“
    „Ich würde eher sagen, Sie sind bekloppt, Burma!
Tun alles, um den Verdacht zu bestärken. Meinen Sie etwa, Ihre ironische Art,
Ihr Verschwinden und das Abhängen des Polizisten sprächen zu Ihren Gunsten? Der
Kommissar hat folgende Theorie: Barton fühlte sich bedroht, beauftragte Sie damit,
seine Feinde zu entlarven und ihn gegen sie zu schützen. Es könnte auch
irgendein anderer Auftrag gewesen sein. Egal. Jedenfalls könnten Sie der
Polizei wertvolle Hinweise liefern, wenn Sie auspacken würden. Aber Sie tun’s
nicht. Warum?!“
    „Ist doch klar! Weil ich mit den Mördern
gemeinsame Sache mache, verdammt! Ganz einfach: Barton bietet mir zehn Riesen,
wenn ich ihn beschütze. Ich nehme Kontakt zu seinen Widersachern auf und
verhandle mit ihnen. Sie bieten mir das Doppelte, wenn ich ihnen nicht in die
Quere komme. Ich geh wieder zu Barton, um dreißigtausend von ihm zu verlangen.
In diesem Augenblick laufe ich Ihnen in die Arme. Die Mörder waren schneller
als ich.“
    „Lachen Sie nur! Schließlich sind Sie alt genug,
um zu wissen, was Sie tun.“
    „Allerdings.“ Ich nickte ernst. „Ich will Ihnen
die Wahrheit verraten.“
    „Ihre Wahrheiten kenne ich!“ rief Faroux und
füllte sein Glas nach. „Hab die Schnauze voll von Ihren Märchen. Will sie gar
nicht hören. Ich hab Sie gewarnt. Jetzt sind Sie an der Reihe. Entweder Sie
geben zu, daß Sie mit Barton in Verbindung standen, oder Sie spielen weiter den
Affen.“
    Er machte Anstalten aufzustehen. Ich legte ihm
meine Hand auf den Arm.
    „Hören Sie“, sagte ich begütigend, „Sie können
mir glauben oder nicht, das ist mir scheißegeal. Aber ich gebe Ihnen mein Wort,
daß ich mit diesem Barton in keinerlei Beziehung stand. Wie meine Visitenkarte
sich in seine Brieftasche verirrt hat, ist mir schleierhaft. Aus den
Vorkriegsjahren liegt keine einzige mehr in meinem Büro rum. Und seit die Agentur
wieder geöffnet ist, habe ich noch keine neuen nachdrucken lassen. Das nur am
Rande... Aber die Sache fängt an, mich zu interessieren. Schließlich bin ich
jetzt unfreiwillig darin verwickelt. Erzählen Sie mir doch etwas über diesen
Barton und den Überfall auf den Goldzug. Und vor allem verraten Sie mir bitte,
wovor der Mann Angst hatte.“
    „Vor einer Denunziation, verdammt nochmal! In
dem anonymen Brief...“
    „Ja, wenn ich Ihnen alles einzeln aus der Nase
ziehen muß, dann sitzen wir noch morgen abend hier. Ich hab aber weder Lust
noch Zeit zum Rätselraten. Erzählen Sie schon! Dann kann ich mir einen Besuch
in der Bibliothèque Nationale sparen.“
    „Dieser Goldzugraub hat ziemlich viel Staub
aufgewirbelt. Sollte mich wundern, wenn Sie die Geschichte nicht auswendig
kennten“, fügte er mißtrauisch hinzu.
    „Ich erinnere mich nur ganz dunkel daran. Aber
Sie haben doch sicher Ihr Gedächtnis aufgefrischt, oder? Los, Faroux, ich
höre!“
    „Verflixter Nestor“, brummte der Inspektor, „Sie
können von Glück sagen, daß ich ein umgänglicher Mensch bin.“
    Er drehte sich eine Zigarette, zündete sie an
und schielte auf die leere Flasche. Das veranlaßte mich, nach dem Kellner zu
klingeln. Als die nächste Flasche auf dem Tischchen stand, begann Faroux seine
Geschichte.

Der
Goldzug
     
    „Am 15. Januar 1938 überfielen vier maskierte,
bewaffnete Banditen auf einem Abstellgleis in Le Havre einen Waggon mit
Goldbarren, die für die Banque de France bestimmt waren. Dabei wurden
zwei Angestellte der Bank sowie ein uniformierter Polizist und ein Inspektor
getötet. Die Einzelheiten dieses tollkühnen Überfalls schenke ich mir. Die
Banditen luden zwei

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