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Nestor Burma in der Klemme

Nestor Burma in der Klemme

Titel: Nestor Burma in der Klemme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Kisten Gold in zwei in der Nähe geparkte Autos. Wie die
späteren Ermittlungen ergaben, saß in jedem Wagen ein weiterer Komplize. Etwa
zwei Stunden später wurde einer der Wagen von einer Polizeisperre kurz vor
Rouen gestoppt. Zwei der Insassen konnten ohne Widerstand festgenommen werden,
dem dritten gelang die Flucht. Er konnte nie gefaßt werden. Angeblich handelte
es sich um einen Studenten — ein Waise, ohne den entferntesten Verwandten — ,
der die Theorie vom intelligenten Verbrecher 1 vertrat, bisher aber
noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten war. Er hieß — oder nannte sich —
Fernand Gonin. Die Namen der beiden Verhafteten lauteten Louis Dargy und
Maurice Vallier. In dem Wagen befand sich eine Kiste mit Goldbarren. Auch die
andere Hälfte der Beute wurde bald darauf gefunden. Noch in derselben Nacht
nämlich entdeckte man in der Nähe von Saint-Germain das zweite Fluchtauto, das
einen Unfall gehabt hatte. Außer dem gesuchten Edelmetall enthielt es noch die
Leiche eines der Gangster. Der Tod war aber nicht infolge des Unfalls
eingetreten. Im Körper des Mannes fand man drei Kugeln desselben Kalibers, mit
dem auch das Wachpersonal des Waggons getötet worden war. Man nahm an, daß es
zwischen den Komplizen Streit gegeben hatte, der zu einem regelrechten Kampf
ausgeartet war und zum Tod des einen und zum Unfall geführt hatte. Es bestand
die Hoffnung, daß die beiden anderen Gangster verletzt waren und nicht weit
kommen konnten. Sofort durchkämmte man die Gegend. Ohne Erfolg. Die Männer
blieben unauffindbar... bis sich einer von ihnen der Polizei stellte. Durch den
Unfall war die Kiste mit dem Gold kaputtgegangen. Vier Barren fehlten.
Wahrscheinlich hatten die Flüchtenden sie mitgenommen, um nicht die gesamte
Beute in den Mond schreiben zu müssen. Die beiden Fluchtautos waren als
gestohlen gemeldet und ergaben keine weiteren Hinweise. Die verhafteten
Banditen blieben stumm wie Fische. Wir waren davon überzeugt, daß sie nur
Werkzeuge waren, daß dahinter ein Kopf stecken mußte, ein Boß, der die Aktion
gesteuert hatte. Wir vermuteten ihn unter den drei Gangstern, die noch frei
herumliefen. Die Intuition sagte uns sofort, daß es der sein müsse, der die
vier Barren mitgenommen hatte. Wir wußten nichts von ihm. Nur daß er
intelligent, raffiniert und ziemlich kaltblütig war. Ein eher mageres Bild. Als
die Kripo sich in dieser Sackgasse festbiß, erhielt sie einen anonymen Brief,
der den Namen des Organisators preisgab: Alfred Thévenon. Der Mann war kein
Unbekannter für uns. Ein Schönling, ‘ne Art Don Juan, elegant usw. Bisher war
er nur durch einige raffinierte Betrügereien aufgefallen; aber sein
intellektuelles Profil paßte wunderbar zu dem Bild, das wir uns von dem Bandenchef
gemacht hatten. Auch wenn er als Einzelgänger bekannt war, der im allgemeinen
kein ,blutiges Ding 1 drehte. Der anonyme Brief informierte uns, daß
wir ihn am io. Februar um drei Uhr nachmittags in der Rue Stinville festnehmen
könnten. Wir mußten also nur die Augen offen halten! Die Rue Stinville war uns
bekannt. In Nr. 13 wohnte ein gewisser Henri Barton, den wir seit ein paar
Tagen überwachen ließen. Wir hatten ihn in Verdacht, irgendwie mit dem Fall zu
tun zu haben. Der Verdacht bestätigte sich: Barton war einer der beiden, die in
den Fluchtautos gewartet hatten. Allerdings behauptete er, bei dem tödlichen
Streit und dem Unfall nicht mehr dabeigewesen zu sein. Und das stimmte auch.
Thévenon hatte ihn vor einem kleinen Bahnhof abgesetzt, um mit dem andern
alleine abzurechnen. Worum es dabei ging, haben wir nie erfahren. Barton
jedenfalls merkte, daß er von uns überwacht wurde. Um für sich bei einer
eventuellen Verhandlung ein mildes Urteil rauszuschlagen, verfiel er auf die
exzellente Idee, Thévenon zu denunzieren. Seine Rechnung ging auf. Vallier und
Thévenon, die beiden noch lebenden Mörder der Überfalls, wurden zum Tode
verurteilt, Dargy ins Bagno geschickt. Barton dagegen kam mit sieben Jahren
Zuchthaus davon, die er in Caen abbüßen...“
    „Sieben Jahre!“ rief ich. „Wie...“
    „Später“ sagte Faroux und trank einen Schluck
Wein. „Später können Sie mir Fragen stellen. Weiter im Text: Daß Barton uns den
Tip gab, Thévenon auf der Straße zu fassen, ließ uns zweierlei vermuten...“
    „...daß er mit ihm verabredet war“, unterbrach
ich meinen Freund, „und daß er nicht wußte, wo sich sein Boß versteckt hielt.“
    „Genau! Ja, wir hätten viel darum gegeben,

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