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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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seiner
Verwandtschaft erklärt hat, und da ist andererseits die einzig wahre Religion, der
die meisten Leut’ huldigen, nämlich der Glaube daran, dass sie z’wenig von allem,
vor allem vom Geld, hab’n. Wenn da die Glücksfee Fortuna ihr Füllhorn über den Falschen
ausschüttet, ist das Unglück schon fertig.«
    Leopold
hatte bis zum Schluss aufmerksam zugehört. Nestroys Ausführungen gefielen ihm, bloß
wie sie ihm weiterhelfen sollten, wusste er noch nicht. »Jetzt stell Er sich noch
vor, alle drei kommen in seinem Fall zusammen: Theater, Jux und Geld. Das wär’ erst
der rechte Jux«, lachte Nestroy, nun ausnehmend gut aufgelegt. »Na, ich hoff’ es
hilft Ihnen was von dem, was ich g’sagt hab. Ich muss jetzt nämlich gehen. Mir ist
für meinen Besuch auf Erden nicht viel Zeit gegeben. Der Kaffee und das Semmerl
waren übrigens ausgezeichnet. Aber schreib’n S’ bitte an, ich hab im Augenblick
kein Geld bei mir.«
    Einmal schaute
er Leopold mit seinen blitzenden Augen noch an. »Ein bisserl Ähnlichkeit haben Sie
mit meinem ehemaligen Partner, dem Wenzel Scholz. Mit Ihnen hätt’ ich recht gern
ein paar Lazzi g’macht«, zwinkerte er ihm zu. Dann drehte er sich um und war auch
schon zur Tür draußen. In dem diesigen Licht sah es so aus, als wäre er einfach
durchs Türglas gestakst.
    Seltsam,
dachte Leopold. Sein Gast hatte sich augenblicklich in Luft aufgelöst. Noch seltsamer
war, dass es immer düsterer statt lichter wurde und alle Dinge ineinander verschwammen.
Die Konturen verloren ihre Schärfe, die Schattierungen liefen in einen Grauton zusammen.
»Was wird jetzt mit mir?«, fragte sich Leopold besorgt. Es würgte ihn. Für einen
Augenblick glaubte er, er bekäme keine Luft mehr.
    Dann hörte
er wieder den berieselnden Ton aus dem Fernsehapparat und öffnete seine Augen.
     
    *
     
    Leopold las sich die paar Zeilen
durch, die er zu Papier gebracht hatte:
     
    »1. Alle Darsteller des Floridsdorfer
Welttheaters genau beobachten, sämtliche vergangenen und zukünftigen Aktionen auf
Täuschungsmanöver prüfen. Anmerkung: Schauspieler sind mitunter von ihrem
Spiel so überzeugt, dass sie es am Schluss für Wahrheit halten.
    2. Herausfinden,
ob jemand sich mit Walters bzw. Walters sich mit jemandem einen Jux gemacht hat.
Oder war der Jux der Schauspieler, als sie nicht zur Probe kamen, irgendwie entscheidend? Anmerkung: Hier die Spur zum Verein für anonyme Bekenntnisse nicht außer
Acht lassen.
    3. Geld
will jeder – logisch! Nicht alle, die eins wollen, haben es – auch logisch! Wenn
jemand durch Zufall eins kriegt, werden die anderen neidisch – erst recht logisch! Anmerkung : Warum schreibe ich das überhaupt auf? Das ist doch so, seit es
die Menschen gibt.«
     
    Er wusste zwar nicht, ob es etwas
nützen würde, aber immerhin hatte er sich alles notiert, ja, fast wie mit Geisterhand
zu Papier gebracht, was nach seinem Erwachen aus dem kurzen Nickerchen in seinem
Kopf herumgespukt war. Jetzt musste er sich aber einer anderen Sache zuwenden. Es
war höchste Zeit, dass er Thomas Korber dazu brachte, seine Phase des Bockens zu
beenden und ihm wieder unter die Arme zu greifen.
    Diesmal
nahm sein Freund das Gespräch sogar an. »Hör einmal, was ist denn los mit dir?«,
fauchte Leopold in sein Handy.
    Am anderen
Ende befand sich ein unheimlich entspannter Thomas Korber. Er hatte das unverhoffte
Wochenende mit Geli genossen, einen erheblichen Teil davon sogar sehr genossen.
Er war bei ihr jenes entscheidende Stück weitergekommen, auf das er schon lange
gewartet hatte, und das verschaffte ihm im Augenblick eine angenehme Befriedigung.
»Was soll los sein?«, fragte er mit gespielter Überraschung. »Mir geht’s blendend.
Und dir?«
    »Danke,
ich kann nicht klagen. Trotzdem wäre es schön gewesen, wenn du dich einmal bei mir
gerührt hättest.«
    »Das Wochenende
ist zur Erholung da! Und außerdem habe ich Besuch.«
    »Ja, ich
weiß. Dagegen habe ich auch nichts einzuwenden. Aber das heißt nicht, dass du gleich
jeden Kontakt zu mir abbrechen musst.«
    »Leopold,
du willst etwas von mir, gib’s doch zu«, ahnte Korber. »Aber diesmal habe ich wirklich
keine Zeit, hörst du?«
    »Du gefällst
mir! Wehrst von vorneherein ab, ohne dass du weißt, worum es überhaupt geht. Muss
ja wirklich ein tolles Wiedersehenswochenende sein«, stellte Leopold fest. »Also
pass auf: Soviel ich weiß, gestaltest du mit einigen deiner Schüler das Programmheft
für euer Theaterstück. Das heißt, du musst irgendwo

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