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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Person,
die sie wiedererkannt hatte, war Sven Biedermann, offenbar der ›S‹, mit dem Walters
sprechen hatte wollen.
     
    *
     
    Nach der ersten Probe im Haus der
Begegnung saßen die Mitglieder des ›Hochlöblichen Floridsdorfer Welttheaters‹ etwas
erschöpft im Café Heller beisammen, es handelte sich aber um jene angenehme Art
von Müdigkeit, die mit dem Bewusstsein einhergeht, etwas geleistet zu haben. Allen
Hindernissen zum Trotz hatte man zwei respektable Durchlaufproben über die Bühne
gebracht. Die große Nervosität der letzten Tage, die sich durch den Besuch der Polizei
bei der Probe im Floridsdorfer Gymnasium noch gesteigert hatte, war nun einer allgemeinen
Erleichterung gewichen. Zudem gab Herr Heller eine Runde auf die gute Zusammenarbeit
und seine erfolgreiche Premiere aus. »Es ist wirklich viel leichter als Schachspielen«,
erzählte er stolz seiner Frau. »Und ich habe eine wichtige Rolle. Ohne mich kann
das Stück gar nicht zu Ende gehen. Den Text beherrsche ich auch schon. Nur den Satz
›Einen Kaffeelöffel sollten wir ihm liegen lassen‹ vergesse ich blöderweise immer
wieder, obwohl er ja genau aus meinem Metier stammt.«
    »Macht nichts,
mein Schatz, du bist großartig«, lobte ihn Frau Heller freudestrahlend und ließ
mit einem zärtlichen Kuss erahnen, auf welche Weise sie ihn nach Geschäftsschluss
zu belohnen gedachte.
    »Ich möchte
noch einmal kurz um eure Aufmerksamkeit bitten«, meldete sich dann Freddie Glomser
zu Wort, sobald alle ein Fläschchen oder Gläschen vor sich stehen hatten. »Wir haben
es heute alle als sehr angenehm empfunden, dass uns die Polizei nicht gestört hat.
Dafür bin ich gebeten worden, euch mitzuteilen, dass ihr morgen um eine Stunde früher
da sein sollt, um Fragen zu beantworten. Ich weiß, was ihr jetzt denkt. Mir geht
die Sache auch auf die Nerven, das habt ihr ja am Freitag gesehen. Aber es ist nun
einmal höchstwahrscheinlich ein Mord geschehen, und wir zählen zu den Hauptverdächtigen.
Wir müssen es uns also leider gefallen lassen, dass man uns noch einmal heimsucht.«
    Die anderen
waren großteils nicht seiner Meinung: »Da hast du dich aber ordentlich breitschlagen
lassen.« – »Warum immer nur wir?« – »Ich bin ja bereit, auszusagen, aber nicht,
wenn ich mich auf eine künstlerische Darbietung vorbereite.« – »Die sollen uns endlich
in Ruhe lassen«, hieß es.
    »Das war
der beste Deal, den ich aushandeln konnte«, beschwor Glomser seine Kolleginnen und
Kollegen. »Oder wollt ihr einzeln aufs Kommissariat vorgeladen werden? Ohne Rücksicht
auf Probentermine et cetera?«
    »Die Polizei
soll sich lieber um andere Sachen kümmern«, reklamierte Sonja Friedl. »Vorige Woche
hat man mir offenbar meine Ohrringe gestohlen. Ich musste sie ja für die Kostümprobe
abnehmen. Zuerst habe ich vermutet, dass sie zusammen mit den anderen Sachen im
Haus der Begegnung gelandet sind. Aber dort sind sie nicht, das habe ich heute festgestellt.
Also sind sie mir wohl gestohlen worden.«
    »Du glaubst
doch nicht, dass es einer von uns gewesen ist«, kam es vorwurfsvoll von Peter Pribil.
    »Nein, selbstverständlich
nicht«, winkte Sonja Friedl ab. »Das Dumme ist, dass ich mich nicht genau erinnern
kann, wo ich sie hingetan habe. Wahrscheinlich in meine Handtasche. Später war ich
Eis essen. Da muss jemand hineingelangt haben, ohne dass ich es bemerkt habe. Vielleicht
war sie auch nicht richtig zu.«
    »Du kannst
morgen gleich die Anzeige bei der Polizei machen. Das würde die Befragungen ein
wenig auflockern«, lachte Pribil gezwungen.
    »Jetzt hört
einmal alle her«, machte Simone Bachmann energisch auf sich aufmerksam. »Es gibt
etwas Wichtigeres als diese Ohrringe. Tut mir leid, Sonja, aber es geht darum, dass
wir endlich einmal miteinander besprechen, wie wir den Tod unseres Regisseurs Herwig
Walters, der, so habe ich gehört, mit richtigem Namen Walter Kalbfleisch geheißen
hat, sehen. Bis jetzt ist keiner mit dem, was er weiß oder vermutet, herausgerückt.
Dabei kann ich mir gar nicht vorstellen, dass niemand etwas zu sagen hat. Aber wenn
wir jetzt nicht darüber reden, wird die Polizei es leicht haben, uns gegeneinander
auszuspielen.« Ihr Gesicht hatte sich wieder leicht gerötet, als sie den Namen Kalbfleisch
ausgesprochen hatte.
    Sonja Friedl
schaute etwas pikiert drein. Man merkte, dass sie über den Themenwechsel nicht gerade
erfreut war. Auch der Rest schien keineswegs daran interessiert, dieses Tabuthema
in Angriff zu nehmen. Nur Fritz

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