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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Schwierigkeiten
geben, fürchtete er.
    »Warum ist
er eigentlich schon so zeitig da?«, wollte Nestroy wissen.
    »Das ist
eine komplizierte Geschichte«, versuchte Leopold zu erklären. »Das Kaffeehaus sperrt
bald für einen Monat zu und wird sich gewaltig verändern, bis es wieder aufsperrt.
Ich schau mir halt alles noch einmal so an, wie ich es gewohnt bin. Und nebenbei
denke ich darüber nach, wohin ich diesen einen Monat auf Urlaub fahren soll.«
    »Urlaub?«,
rätselte Nestroy.
    »Wohin ich
verreisen soll«, korrigierte Leopold, dem einfiel, dass es das Wort Urlaub noch
gar nicht so lange gab.
    »Ja, das
ist freilich schwer«, meinte Nestroy. »Wohin man auch verreist, man nimmt dabei
stets sich selbst mit, und nachher wundert man sich, wenn eine solche Reise nix
wird. Aber lassen S’ mich einmal nachdenken. In Brünn ist es ganz nett, solange
Sie keine zu argen Lazzi machen, Amsterdam ist sehr schön, aber manchmal geht’s
da über die Maßen wild zu [1] , und in Hamburg brauchen’s zwar
ein bisschen, bis sie unsereins verstehen, hernach sind’s jedoch die reizendsten
Menschen.«
    Leopold
schüttelte den Kopf, während er die Melange samt Buttersemmerl servierte: »Ich glaub,
so weit will ich gar nicht weg.«
    »Na, dann
fahr’n S’ doch nach Ischl oder nach Graz«, überlegte Nestroy. »Das heißt, besser,
Sie fahren nach Ischl, denn in Graz sterb’n d’Leut. In Ischl ist zwar auch einer
g’storb’n, aber das war ja nur mein Prinzipal, der Herr Direktor Carl. Ihm hat das
Leopoldstädter Theater g’hört, das nach seinem Tod mir g’hört und dafür Carltheater
g’heiß’n hat, und das ist hinwiederum auf einem Platz g’stand’n, den man nach meinem
Tod Nestroyplatz g’nannt hat. Der Herr Direktor Carl war zwar kein sehr einnehmender,
dafür ein äußerst ausnehmender Mensch, der nur auf die Einnahmen aus war und dabei
keine Ausnahmen g’macht hat. Ja, ja, Friede seiner Seele. In Graz bin immerhin ich
g’storb’n.«
    »Ach so?
An was denn?«, erkundigte sich Leopold, der noch nicht so recht wusste, worüber
er sich mit dem seltsamen Gast unterhalten sollte.
    »Mich hat
der Schlag ’troffen«, antwortete Nestroy. »Von den vielen Schlägen, die man im Leben
kriegt, hat der heimtückischste, von dem man am Anfang am wenigsten spürt, bis zum
Schluss auf mich g’wart’, und ich hab ihm nicht ausweichen mögen. Schlimm war’s,
aber immerhin war ich dann wirklich hin. Wenn noch irgendwas an mir g’lebt hätt’,
hätt’ sich’s auf der Fahrt von Graz nach Wien bestimmt g’rührt. Ich hab ja so viel
Angst vor’m lebendig Begrabensein g’habt, da machen Sie sich gar keine Vorstellungen
davon. Das wär’ das größte Malheur g’wesen, wenn ich den Totengräber am Währinger
Friedhof heraus hätt’ läuten müssen [2] . Aber ich
war Gott sei Dank schon komplett tot wie ich an’kommen bin, und er hat ruhig weiterschlafen
können.«
    »Bei uns
ist auch grad einer g’storb’n«, erwähnte Leopold.
    »Auch an
ein’ Schlag?«
    »Nein, an
zu viel Wasser und zu wenig Luft.«
    »Ertrunken?
Eine desperate Seel’, die nicht ein noch aus g’wusst hat?«
    »Ich nehme
eher an, dass die Desperation erst begonnen hat, wie der gute Mann gemerkt hat,
dass er mit dem Kopf nicht mehr aus dem Wasser herauskann, weil von oben einer dagegen
drückt.«
    »Also um’bracht?«
    »Das ist
es, was ich gerne herausfinden würde, und vor allem, von wem«, teilte Leopold seinem
Gegenüber, zu dem er immer mehr Zutrauen fasste, mit. »Aber mir hilft ja keiner.
Die Polizei sowieso nicht, die tun so, als ob ich ihnen in ihre Arbeit dreinpfuschen
würde. Und mein Freund, von dem man doch erwarten könnte, dass er mir zur Seite
steht, fängt sich stattdessen mit einem Weibsbild was an.«
    Nestroy
horchte auf, während er sich an seiner Semmel gütlich tat, die er immer wieder in
seinen Kaffee eintunkte: »Was sagt Er da? Der Mann hat ein Gspusi? Mein Kompliment!«
    »Er ist
so gut wie vergeben«, protestierte Leopold.
    »Gerade
das macht die Sache so interessant!«
    »Das sehe
ich ein wenig anders. Erstens lässt er mich im Stich, und zweitens hat er eine treue
Seele, die sich ihm noch weit mehr hingeben würde, wenn er nicht so flatterhaft
wär’.«
    »Dann hat
er beinah mein Schicksal«, erinnerte Nestroy sich und schleckte einmal kurz seinen
Kaffeelöffel ab. »Das Dumme ist, man kann noch so viel tun, um ein Weibsstück zu
besänftigen, sobald man sich mit ein paar oder auch nur mit einer andern nebenher
was

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