Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)
konnte sich Leopold nicht verkneifen zu
sagen.
»Jedenfalls
ist er durch unsere Vermutungen wieder auf die richtige Spur gebracht worden und
hat Anette mit Elfriede im Park verschwinden gesehen. Dadurch wussten wiederum wir,
dass unsere Theorie gestimmt hat«, fuhr Korber fort. »Jetzt wurde die Sache jedoch
erst richtig schwierig und unübersichtlich. Wir sind ziemlich zur selben Zeit wie
die Polizei eingetroffen. Aber wie konnten wir uns unauffällig nähern, um herauszufinden,
was los war? Wo waren sie überhaupt? Wir hofften auf ein Zeichen des Beamten. Dazwischen
habe ich immer wieder versucht, Anette anzurufen. Schließlich der Schrei, und dann
ist alles irgendwie automatisch abgelaufen.«
»Wenn man
bei so einer Aktion zu früh zuschlägt, hat man unter Umständen keine Beweise in
der Hand, aber zu spät kommen darf man auf keinen Fall«, erklärte Leopold.
»Schön,
dass Sie geholfen haben, das Mädchen zu retten, es wäre wirklich schade um das junge
Ding gewesen«, kommentierte Frau Heller vom Cheftisch aus. »Das entschuldigt einige
Ihrer sogenannten ›Zimmerstunden‹. Ich hoffe, Sie werden sich dafür jetzt wieder
ein bisschen mehr anstrengen und uns helfen, zu einer wesentlichen Kulturinstitution
im Bezirk zu werden.«
Leopolds
gute Laune wurde durch das Wort ›Kulturinstitution‹ wieder leicht getrübt, und so
war er froh, als ihn Korber nach einem kräftigen Schluck Bier fragte: »War Elfriede
wirklich deine Hauptverdächtige? Das würde mich brennend interessieren.«
»Nachdem
ich dieses kolossale Täuschungsmanöver mit dem falschen Herwig Walters entdeckt
hatte, war es eigentlich gar nicht mehr so schwer«, erläuterte Leopold mit Genuss.
»Erstens musste das natürlich das Werk eines geübten Schauspielers sein, und Elfriede
Bachmann hatte ja die Schauspielschule besucht. Zweitens brauchte ich jetzt nur
einen Tag zurück denken. Ich habe von Toni Haslinger erfahren, dass er Walters am
Donnerstagabend im Zwölfapostelkeller mit einer Frau telefonieren gehört hat, die
er offenbar intimer kannte und mit der er sich noch treffen wollte. Also war es
sehr wahrscheinlich, dass dieses weibliche Wesen auch der Mörder war. Und wer hatte
sich da für den Freitag, also die vermutete Mordnacht, ein Alibi zurechtgezimmert,
das nicht zu schlagen war? Richtig: Simone und Elfriede Bachmann. Drittens habe
ich mich noch an jenen Abend erinnert, als Elfriede mit Peter Pribil hier im Café
Heller war und unter dem Vorwand, ich solle aufpassen, dass du dich nicht in ihre
Schwester verknallst, das Gespräch mit mir suchte. Wie provokant sie mich da angeschaut
hat, wie sie ihre Überlegenheit beweisen wollte! Ein Spiel mit dem Feuer! Schau
mir in die Augen, Kleiner, du erkennst mich doch nicht, sollte es heißen. Ich wurde
als Opfer einer teuflisch geplanten Intrige im Nachhinein noch erniedrigt. Mir ist
das in Sekundenschnelle alles eingeschossen und mir war klar: Elfriede Bachmann
war die Mörderin!«
»Sie konnte
als Frau auch einen Mann darstellen?«
»Sicher!
Wahrscheinlich hatte sie einen Teil der Sachen von Walters an, war gut geschminkt
und hielt zu mir die nötige Distanz. Mit der Stimme hat sie später auch Anette in
die Irre geführt. Und Walters hatte weiche Gesichtszüge, die er manchmal noch betonte.«
»Verraten
hättest du mir schon etwas können«, zeigte Korber sich enttäuscht.
»Nein und
nochmals nein! Letztlich war alles Theorie, ein unumstößlicher Beweis hat gefehlt.
Stell dir vor, du hättest auch nur eine Kleinigkeit meiner Vermutungen weiter erzählt,
und dann hätte sich herausgestellt, dass es nicht stimmt! Nicht auszudenken!«
»Leopold
verrät nie so leicht etwas, das ist leider so seine Art«, erklang da die wohlbekannte
Stimme von Oberinspektor Juricek, der mittlerweile hereingekommen war. »Ich begrüße
die Herren. Darf ich mich noch ein wenig zu euch setzen? Das Wichtigste für den
heutigen Tag ist Gott sei Dank erledigt. Von Elfriede Bachmann haben wir ein vollständiges
Geständnis. Und Anette Riedl bleibt über Nacht zur Beobachtung im Spital, wird aber
morgen früh mit ziemlicher Sicherheit nach Hause können.«
»Komm nur,
Richard, für dich haben wir immer noch ein Platzerl«, lud Leopold seinen Freund
ein, wirkte dabei aber etwas verkrampft und schmähstad. »Letztendlich haben wir
es wieder einmal gemeinsam geschafft.«
Juricek
bestellte einen großen Braunen. »Das mit der Gemeinsamkeit ist so eine Sache, Leopold,
das weißt du genau«, ließ er sich dann
Weitere Kostenlose Bücher