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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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ich aufpassen müssen,
dass ich mich nicht verplappere, das war klassisch!« Und Herr Heller fügte, selig
vor Glück, hinzu: »Der Kaffeelöffel, den ich am Schluss in die Höhe g’halten hab,
war diesmal ein Original aus unserem Kaffeehaus! Und niemand ist draufgekommen!
Das war erst recht klassisch!« – »Komm, Liebling, trink nicht so viel. Ich habe
in nächster Zeit noch einiges mit dir vor«, neckte ihn seine Gattin stolz und stieß
mit ihm an.
    »Was du
alles kannst, wenn du eine Betätigung findest, die dich ausfüllt und dir Spaß macht«,
staunte Geli Bauer über Thomas Korber. »Daraus ergibt sich, dass deine Dummheiten
nur aus Langeweile geschehen. Man muss dich also beschäftigen.«
    »Jetzt redest
du schon wie der Leopold«, scherzte Korber und drückte ihr dabei einen Kuss auf
die Stirn. »Aber ich nehme dich beim Wort! Wenn du mich beschäftigen willst, muss
ich doch in deiner Nähe sein, oder? Was hältst du davon, wenn ich meine Sommerferien
heuer in Salzburg verbringe?«
    Geli lächelte,
blieb jedoch vorsichtig. Es war vieles gut geworden in den letzten Tagen, aber noch
nicht alles eitel Wonne. »Ich werde arbeiten müssen und auch abends nicht ständig
für dich Zeit haben, Thomas«, machte sie ihm klar. »Ich würde mich wirklich freuen,
wenn du kommst, aber tu mir den Gefallen und bleib nicht die ganzen Ferien. Zwei,
drei Wochen wären ideal, am besten noch vor den Festspielen, da ist es nicht so
teuer. Denn wohnen wirst du in einer Pension müssen. Meine Wohnung ist ein bisschen
klein, und fehlender Platz macht Streit. Ist dir das so recht? Dann werden es sicher
wunderschöne Tage.« Und Korber stimmte schließlich zu, weil er ganz einfach wusste,
dass er sich noch nicht viel mehr erwarten durfte.
    Leopold
bekam Teile dieses Gespräches zufrieden mit, während er die Gäste bediente. Er versah
seinen Dienst diesmal zusammen mit Doris Heller, damit Frau Heller ein wenig mit
ihrem Gatten feiern konnte. »Wissen Sie schon das Neueste?«, fragte Doris ihn, als
er gerade eine Melange bei ihr bestellte. »Wir werden gar keine so großartigen Umbauarbeiten
durchführen. Es wäre ja dumm, wenn wir alles nur auf unser neues Kulturprogramm
ausrichten würden und dieses dann nicht angenommen würde. Ein kleines Podium als
Bühne, zusätzlich malen wir neu aus und machen die Tischordnung flexibler. Das reicht
doch vorerst, oder?«
    »Und ob«,
antwortete Leopold. Er konnte nicht verbergen, dass er vor lauter Freude rot im
Gesicht anlief.
    »Dadurch
müssen wir auch nicht den ganzen August geschlossen halten«, führte Doris weiter
aus. »Mama und Papa dürfen ruhig einmal einen längeren Urlaub machen, aber wir beide,
Sie und ich, könnten doch in der zweiten Augusthälfte aufsperren. Wir schaffen das
sicher. Was meinen Sie?«
    »Mit links«,
behauptete Leopold überglücklich.
    »Vielleicht
bekommen wir sogar Hilfe von einem netten jungen Mann, meinem Freund«, stellte Doris
in Aussicht. Dabei lief auch ihr Gesicht rot an.
    »Hauptsache
offen«, jubilierte Leopold. »Sie, Ihr Freund und ich schupfen den Laden hier – das
ist der wahre Jux!«
     
    *
     
    Wer um die Zeit Anfang August über
das riesige Areal des Wiener Zentralfriedhofs spazierte, konnte in der Reihe der
Ehrengräber ein wenig versteckt rechts neben Nestroys nunmehrigem Grab [5] eine Vase
mit Blumen finden, die, so schien es, beinahe jeden Tag erneuert wurden. An der
Vase war mit einem Gummiringerl ein Zettel angebracht, der zum Schutz vor Wind und
Wetter in einer Plastikhülle steckte. Auf dem Zettel stand zu lesen:
     
    »Lieber
Herr Johann Nestroy,
    entgegen
Ihrem recht lebendigen Auftritt unlängst bei uns im Kaffeehaus sind Sie offenbar
wirklich tot. Das ist sehr schade, und ich kann Ihnen daher nur auf diesem Weg meinen
Dank dafür erweisen, wie glänzend Sie mich auf der Suche nach einem raffinierten
Mörder unterstützt haben. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft nur das Allerbeste,
denn irgendwo treiben Sie sich sicher noch herum.
    Für mich
sind die Spaziergänge hier heraus zu Ihnen eine willkommene Abwechslung. Am Montag
muss ich allerdings wieder in unserem neu hergerichteten Kaffeehaus zu arbeiten
anfangen und habe dann leider keine Zeit mehr dafür.
    Herzliche
Grüße von Ihrem ergebenen
     
    Leopold,
Oberkellner im Café Heller
     
    P.S.: Den Kaffee und das Buttersemmerl
brauchen Sie selbstverständlich nicht zu bezahlen, die Rechnung geht aufs Haus!«

Glossar der Wiener Ausdrücke
     
    abgangen = abgegangen
(in

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