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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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Faustschlag zerbrach sie das Glas und fischte zwei Masken heraus. Wie gierige Kojoten griffen Toluca und ich danach und zogen sie über unsere Münder und Nasen. Ich sog die angereicherte Luft ein wie ein Junkie, der sehnsüchtig auf den nächsten Schuss gewartet hatte. Sofort legte sich der Schwindel in meinem Kopf.
    „Das sind Langzeitmasken“, bemerkte Sydney. „So konstruiert, dass sie über Jahre hinweg funktionieren können, ohne gewartet werden zu müssen.“
    „Ich hatte nicht vor, Jahre hierzubleiben, Sydney“, bemerkte ich. Meine Atmung flachte langsam wieder ab. „Toluca! Wo ist diese Basis, von der ihr erzählt habt?“
    „Richtung Süden“, antwortete er. „Zu Fuß benötigt man rund drei Tage.“
    Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte fassungslos den Kopf.
    „Drei Tage? Du willst uns drei Tage durch die Outbacks hetzen?“
    Toluca starrte mich etwas irritiert an, aber bevor er etwas erwidern konnte, setzte ich nach: „Beinhaltet dieser grandiose Plan auch eine Möglichkeit, wie wir das anstellen sollen? Wir sind überhaupt nicht für so etwas ausgerüstet!“
    „Beruhig dich bitte, Arkansas. Ich habe nicht gesagt, dass wir die Strecke auch zu Fuß zurücklegen werden.“
    „Das will ich auch hoffen“, fauchte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Stavanger wird uns einen Gleiter schicken, sobald ich ihn kontaktiere“, sagte der Regulat und seine Blicke wanderten zu Omega. „Beziehungsweise, sobald Omega ihn kontaktiert. Herkömmliche Kommunikationsmethoden können wir ab sofort vergessen. Das Protektorat überwacht schließlich alle planetarischen Kommunikationskanäle.“
    „Dennoch müssen wir uns weit von der Stadt entfernen“, warf Omega ein. „Der Gleiter darf nicht sofort entdeckt werden.“ Da hatte er Recht. Wenn wir so nahe an der Stadt von einem Gleiter aufgelesen würden, wäre die ganze Stadt sofort in hellem Aufruhr und nach kürzester Zeit hätten wir die komplette Protektorats-Armee an den Hacken.
    „Also sollten wir die Hütte hier nach nützlichen Dingen durchsuchen und uns dann auf den Weg machen“, schlug ich vor und meine Blicke wanderten durch das Halbdunkel. Ob es hier irgendwelche Gegenstände gäbe, die sich auf einer solchen Flucht als nützlich erwiesen, bezweifelte ich zwar. Aber selbst die banalsten Dinge konnten bei jedem noch so kurzen Trip in die Outbacks Leben retten. Ein Bindfaden zum Beispiel, ein Klappspaten oder eine Wolldecke. Alles konnte nützlich werden da draußen.
    Die Anderen stimmten mir zu und begannen, die Ausrüstungstruhen und Spinte der Arbeiter zu durchwühlen. Viel kam nicht zusammen. Ein paar Plasmaleuchtstäbe, drei Flaschen mit Trinkwasser und ein Zündmodul, das Sydney einfach aus einem Heizungskonverter herausgerissen hatte.
    „Wie weit müssen wir von der Stadt genau entfernt sein?“, wollte Sydney wissen, als sie überprüfte, ob das unrechtlich entfernte Modul auch wirklich eine Flamme produzieren konnte. Es funktionierte und somit hatten wir schon mal etwas, mit dem wir zur Not ein Lagerfeuer machen konnten. Die KI schien sich recht sicher zu sein, dass wir eine längere Zeit unterwegs sein würden.
    „Vier bis fünf Kilometer“, gab Omega zur Antwort. Ich stöhnte leise auf. Fünf Kilometer! Das klang zwar besser als drei Tage, aber ich war jetzt schon mit meinen Kräften am Ende. Die Flucht aus dem Underwelth hatte mir mehr abverlangt, als ich mir selbst eingestehen wollte. Vermutlich hing das auch damit zusammen, dass ich mir die ganze Zeit über die Seele aus dem Leib gekotzt hatte. Mein Blutdruck war schon so weit im Keller, dass mich BAS bereits darauf aufmerksam machte und mir vorschlug, etwas Nahrung und Wasser zu mir zu nehmen. Nettes Kerlchen.
    Wortlos griff ich nach einer der Wasserflaschen, die Toluca auf einem kleinen Tisch in der Mitte der Anlage bereitgestellt hatte, und nahm einen großen Schluck. Das Zeug schmeckte ziemlich übel und hatte wohl mehr Aufbereitungschemikalien abbekommen, als gesund für mich war. Da ich aber keine herumliegenden Arbeiterleichen entdecken konnte, schien es wohl bekömmlich.
    „Ich…ich glaube, ich brauche eine Pause, bevor es weitergeht“, sagte ich mit kraftloser Stimme.
    „Es wäre nicht ratsam, länger hierzubleiben als unbedingt nötig“, entgegnete Omega. „Die Soldaten…“
    „Die Soldaten können mich mal am Arsch lecken!“, knurrte ich den Streamling an. „Du magst weder Sauerstoff, noch Nahrung oder Wasser zu benötigen, um zu

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