Netha-Chrome
versicherte mir, dass Derek nicht von Asharow geschickt worden war, um mir ein tödliches Gift als Heilung zu verkaufen? Klar, Asharow war nicht der Typ Giftmörder. Er war perfide und spielte gerne mit Leuten wie mir, vergiftete aber niemanden. Oder doch? Konnte ich wirklich sicher sein, dass er seine Einstellung durch den von mir herbeigeführten Absturz nicht komplett revidiert hatte und nun alles daran setzte, mich um die Ecke zu bringen?
Ich hätte Toluca um seine Meinung bezüglich Derek fragen können. Aber wenn ich meiner eigenen Einschätzung nicht wirklich vertraute, wie konnte ich dann der eines anderen trauen? Momentan war ich kein Tracer, sondern ein flüchtiger Terrorist. Dennoch war mein Tracer-Radar nicht eingeschlafen. Und dieses Radar war von Natur aus misstrauisch gegenüber Leuten, die ich nicht kannte. Auch wenn sie noch so vertrauenswürdig wirkten.
„Was ist das für eine Basis, von der ihr geredet habt?“, fragte ich dann ins Halbdunkel hinein, um meine Gedanken etwas abzulenken. Ich hörte, wie sich Toluca räusperte.
„Im Grunde ist es keine richtige Basis, sondern lediglich eine ausgemusterte, terranische Fregatte, versteckt unter Gestein und Marssand. Die Terraner hatten diese Fregatte dem Protektorat als Entschädigung für unsere Verluste im Krieg geschenkt, aber…na ja. Du kennst ja deren Abneigung gegen terranische Technologien. Das Protektorat hat diese Fregatte an die MDA übergeben, um sie zu zerlegen und mehr über Terras Kriegstechnologie zu erfahren.“
„Aber das haben unsere Geheimdienst-Jungs nie getan?“, mutmaßte ich.
„Nur zum Teil. Die Außenhülle ist noch intakt, und einige Antriebseinheiten. Im Grunde könnte sie sogar noch fliegen, aber die Energieverteiler sind defekt. Und die bekommt man hier auf dem Mars nicht.“
Ich brummte leise und Toluca fuhr fort: „Nachdem Stavanger und andere hochrangige Agents vom Mentha-Programm befreit worden waren, haben sie das Schiff in die Outbacks gebracht und dem Protektorat erzählt, dass es von ihnen zerstört wurde. Man kann ja über die Jungs von der MDA sagen, was man will. Aber eine Fregatte dieser Größe wegzuschaffen, sie zu einer Basis umzufunktionieren und dabei nicht den geringsten Verdacht beim Regime zu erwecken, ist schon eine bemerkenswerte Leistung.“
„Das konnte die MDA doch schon immer gut“, zischte ich abfällig. „Geheimniskrämern bis zum geht nicht mehr!“
„Inzwischen kommt uns das voll und ganz zugute. Asharow mag ein Dreckschwein sein, aber er hat genau die Richtigen von der Manipulation befreit.“
„Glaubst du das, ja?“, knurrte ich. „Die MDA scheint mir momentan alles andere als Handlungsfähig zu sein. Er hätte lieber mal die Duster befreit, die hätten Oregon und seinen Schergen schon lange in den Arsch getreten!“
„Die Duster waren dem Regime aber immer treu ergeben, Arkansas. Das weißt du selbst am besten. Die MDA nicht. Asharow hat zwar versucht die Agency zu hintergehen, aber durch all seine Aktionen erreicht, dass es nun einen Widerstand gibt, der dem System die Stirn bieten will.“
„Pech für ihn, dass mich das nicht im Geringsten interessiert. Ich werde diesen Scheißkerl finden. Und wenn er mir erst alles gesagt hat, was ich wissen will, lege ich ihn um! Von mir aus soll er doch der Gründer dieser Rebellion sein. Ist mir scheißegal!“
„Er hat nie in unserem Sinne gehandelt“, wehrte sich Toluca. „Wir sehen ihn bestimmt nicht als einen der unseren an, das kannst du mir glauben. Er hat alles in die Wege geleitet, ja. Aber sein Handeln kann und darf nicht ungestraft bleiben. Der Rest des Widerstandes hat immer versucht, die Zahl der Opfer zu begrenzen oder gar gänzlich zu vermeiden. Asharow sind Menschenleben vollkommen egal und auch unsere Motive gelten für ihn nicht. Er geht seinen eigenen, blutigen Weg.“
Ein dumpfer Schlag riss uns aus dem Gespräch, es folgten Schüsse. Sydney kam mit erhobener Waffe zurück in die Anlage gehastet, während ich mich schon von der Pritsche gerollt hatte.
„Syd! Was ist los?“, wollte ich wissen.
„Es kommen Soldaten!“, antwortete sie gehetzt. „Wir müssen von hier verschwinden!“
Ich zog meine Sixton aus dem Holster und hastete nach draußen. Ich blieb gebückt am Eingang, während sich die KI hinter mich postierte. Dann sondierte ich die Umgebung. Vor uns und neben uns ging es steil hinunter, also vermutete ich, dass die Angreifer von oberhalb kommen mussten.
„Wo?“, fragte ich, als bereits
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