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Netha-Chrome

Netha-Chrome

Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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ist.“
    „So riecht es hier auch“, maulte ich und unterdrückte den nächsten Brechreiz, während ich BAS in meiner Programmdatenbank nach einem Programm suchen ließ, das meine Geruchssinne vorrübergehend abschalten konnte. Leider war dort nichts dergleichen zu finden.
    „Wir sind gleich da“, sagte Omega und steuerte dann nach links. Ich erkannte vor ihm eine Luke.
    Toluca trat neben den Streamling und versuchte, die metallene Luke zu öffnen. Diese machte aber keine Anstalten sich zu rühren.
    „Verdammt! Sie ist abgeschlossen!“, schimpfte der Hacker leise.
    „Sydney, deine Waffe“, forderte ich die KI auf, aber Omega hob warnend die Hände.
    „Dazu würde ich nicht raten, Arkansas. Hier unten gibt es eine nicht unerhebliche Konzentration von Faulgasen, die sich nicht mit Entladungen aus einer Energiewaffe vertragen.“
    Ich schaute Sydney an. Diese nickte zustimmend.
    „Er hat Recht. Meine Sensoren registrieren das auch. Toluca, geh bitte ein Stück zur Seite!“
    Der Hacker tat, was die KI verlangte. Sydney trat vor die Luke und riss sie mit einer kurzen Bewegung aus den Angeln. Das Metall an den Scharnieren zerbarst wie Plastik. Dann legte sie das Stück Altmetall langsam auf dem Boden ab. Kaum war der Tunnel vor uns frei, drang ein bestialischer Gestank zu uns durch. Ich konnte nicht mehr an mich halten und brachte meinen spärlichen Mageninhalt nach draußen.
    Sydney beugte sich zu mir und legte ihren Arm auf meinen Rücken. „Alles in Ordnung?“
    Ich winkte ab und schielte zu Toluca herüber. „Bestens. Bin ich der einzige hier, der das ekelig findet?“ Sydney lächelte mich an.
    „Ich kann meine Sensorik so einstellen, dass ich es nicht rieche.“
    „Und ich konnte ohnehin noch nie etwas riechen“, warf Toluca grinsend ein. „Angeborener Gendefekt.“
    „Ich hasse euch alle“, knurrte ich und wischte meinen Mund mit dem Ärmel meines Mantels ab. Ich würde das Ding wohl eh wegschmeißen, wenn ich hier wieder rauskam. „Wart ihr deshalb alle so dafür, durch die Scheiße zu kriechen?“
    „Komm jetzt“, kicherte Sydney. „Stell dich nicht so an. Die Abwassertunnel können nicht lang sein.“
    „Sechs Komma fünf Kilometer, wenn es jemand genau wissen will“, belehrte uns Omega und verschwand dann als erster im Tunnel. Ich schluckte die hochtreibende Galle wieder hinunter und folgte ihm, Sydney und Toluca immer direkt hinter mir wissend. Eigentlich hätte ich als letzter gehen sollen, denn während der schlimmsten sechs Koma fünf Kilometer meines Lebens spukte ich noch so manchen Liter Mageninhalt und Galle in die knietief mit Scheiße gefüllte, stinkende und vollkommen dunkle Kloake.
    Wenn Omega uns nicht den Weg geleuchtet hätte, wären wir wohl bis zum Sankt Nimmerleinstag durch die engen Wirren des Kanals gegeistert. Allerdings hätte ich diesen wohl nicht mehr erlebt, denn ich fühlte mich schon nach wenigen Minuten wie eine leergekotzte Fäkalleiche.
    Glücklicherweise hatten wir aber nach etwas mehr als einer Stunde das Licht am Ende des Tunnels erreicht. Vor uns tat sich nun ein Gitter auf, das von Sydney erneut mustergültig aus der Verankerung gerissen wurde.
    Als sich meine Augen wieder an das natürliche Licht gewöhnt hatten, erkannte ich dahinter einen gähnenden Graben, in den das Abwasser wie ein dunkelbrauner Wasserfall hinunterstürzte. So froh ich darüber war, nun frische Luft atmen zu dürfen, so beunruhigender war die Feststellung, dass es sich nur um dünne und sauerstoffarme Marsluft handelte. An eine Sauerstoffmaske hatte ich natürlich nicht gedacht.
    Vorsichtig schob ich mich an den Rand des Tunnels und blickte zuerst die etlichen Meter hinunter. Dann musterte ich die glatten Betonwände neben uns, die um den Tunnelausgang herum in das poröse Marsgestein gebettet worden waren. Ein paar Meter über uns befand sich der Fuß der monströsen Glaskuppel der Stadt.
    „Ehm, und wie geht es jetzt weiter?“, fragte ich Omega, der ob des Tageslichteinfalls das Leuchten eingestellt hatte. Der Streamling deutete auf ein dünnes Stahlrohr, das an den Betonwänden befestigt war.
    „Ich schlage vor, ihr benutzt dieses Abluftrohr. Es endet an einer Entschlackungsanlage.“ Neben mir begann Toluca bereits, mit der dünnen Luft hier draußen zu hadern.
    „Ich…ich glaube nicht, dass ich…das noch schaffe“, japste er.
    Und auch mir ging es nicht mehr ganz so gut. Normalerweise konnte man mehrere Minuten außerhalb der Kuppel atmen, ohne Beschwerden zu

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